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Haus ohne Hüter

Haus ohne Hüter

Titel: Haus ohne Hüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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sieȱȬȱsoȱschienȱ ihmȱȬȱschonȱ
    ewig.ȱ Erȱ fuhrȱ inȱ eineȱ belebteȱ Straßeȱ hinein,ȱ überquerteȱ eineȱ zweiteȱ undȱ bogȱ
    wiederȱinȱeineȱruhigereȱeinȱ»Moment«,ȱsagteȱer,ȱ»ichȱkenneȱsieȱschonȱsoȱlange,ȱ
    daßȱ ichȱ überlegenȱ muß.«ȱ Erȱ erhöhteȱ dieȱ Geschwindigkeit,ȱ zogȱ gierigȱ anȱ derȱ
    Zigaretteȱundȱsagte:ȱ»ImȱSommerȱ33ȱlernteȱichȱsieȱkennenȱinȱeinemȱEissalonȱȬȱ
    alsoȱgenauȱzwanzigȱJahreȱkenneȱichȱsie.ȱDamalsȱwarȱsieȱeineȱblühendeȱNazi,ȱ
    sieȱwarȱjungȱundȱtrugȱihrȱBDMȬJäckchen,ȱaberȱalsȱRaiȱmitȱihrȱgesprochenȱhatte,ȱ
    ließȱ sieȱ esȱ imȱ Eissalonȱ liegen,ȱ undȱ wirȱ hattenȱ esȱ ihrȱ baldȱ ausgetrieben.ȱ Esȱ fielȱ
    nichtȱ schwer,ȱ weilȱ sieȱ nichtȱ dummȱ ist.ȱ Wirȱ sindȱ baldȱ da«,ȱ sagteȱ er,ȱ »ichȱ mußȱ
    nurȱ schnellȱ nochȱ etwasȱ fürȱ denȱ Jungenȱ kaufen.ȱ Zuȱ Hauseȱ istȱ
    dasȱ Essenȱ fertig,ȱ wirȱ brauchenȱ esȱ nurȱ aufzuwärmen,ȱ späterȱ machenȱ wirȱ unsȱ
    Kaffee.ȱ Ichȱ habeȱ Zeitȱ bisȱ sechs,ȱ umȱ sechsȱ wollteȱ ichȱ wegfahrenȱ übersȱ
    Wochenende.«ȱ
    ȱ
    »Schön«,ȱ sägteȱ Bresgote,ȱ aberȱ Albertȱ spürte,ȱ daßȱ erȱ gernȱ mehrȱ vonȱ Nellaȱ
    hörenȱ wollte.ȱ »Nellaȱ istȱ übrigensȱ nichtȱ zuȱ Hause«,ȱ sagteȱ er.ȱ »Ichȱ weiß«,ȱ
    sagteȱBresgote.ȱAlbertȱsahȱihnȱerstauntȱanȱundȱschwieg.ȱ
    »Alsȱ sieȱ ihrenȱ Mannȱ verlor,ȱ warȱ sieȱ fünfundzwanzig,ȱ undȱ dasȱ Kindȱ warȱ
    unterwegs.ȱ Ichȱ wohneȱ jetztȱ achtȱ Jahreȱ mitȱ ihrȱ zusammenȱ undȱ kenneȱ sie,ȱ
    glaubeȱich,ȱgenau.«ȱ
    »Esȱistȱmirȱganzȱgleich,ȱwieȱsieȱist«,ȱsagteȱBresgote.ȱ»Esȱistȱmirȱauchȱgleich,ȱwasȱ
    duȱmirȱvonȱihrȱerzählst,ȱaberȱhörenȱmöchteȱichȱalles.«ȱ
    Albertȱhielt,ȱundȱalsȱerȱumȱdenȱWagenȱherumging,ȱerschrakȱer,ȱalsȱerȱdurchȱ
    dieȱScheibeȱBresgotesȱGesichtȱvonȱvorneȱsah,ȱerȱerschrakȱüberȱdenȱAusdruckȱ
    verzweifelterȱVerliebtheit.ȱAuchȱBresgoteȱstiegȱaus.ȱ»WieȱaltȱistȱdasȱKind?«ȱ
    »Esȱwirdȱjetztȱelf«,ȱsagteȱAlbert.ȱ
    Sieȱ bliebenȱ vormȱ Schaufensterȱ desȱ Ladensȱ stehen.ȱ Esȱ warȱ einȱ SchreibȬ
    warenladen,ȱ derȱ zwischenȱ Büchern,ȱ Papierenȱ undȱ Briefwaagenȱ auchȱ SpielȬ
    zeugȱausgestelltȱhatte.ȱȱ
    182 ȱ
    »Wasȱ kannȱ manȱ einemȱ elfjährigenȱ Jungenȱ kaufen?«ȱ fragteȱ Bresgote.ȱ »Ichȱ
    versteheȱnichtsȱvonȱKindern,ȱmacheȱmirȱauchȱnichtsȱausȱKindern.«ȱ
    »Dasȱ habeȱ ichȱ auchȱ bisȱ zuȱ meinemȱ dreißigstenȱ Jahrȱ gedacht«,ȱ sagteȱ Albert,ȱ
    »ichȱmochteȱKinderȱnie,ȱwußteȱnichtsȱmitȱihnenȱanzufangen.«ȱȱ•ȱ
    Erȱ gingȱ voranȱ inȱ denȱ Laden,ȱ undȱ Bresgoteȱ folgteȱ ihm.ȱ »Seitȱ ichȱ mitȱ Martinȱ
    zusammenlebe,ȱistȱesȱganzȱandersȱgeworden.«ȱ
    Erȱschwieg,ȱdennȱerȱhatteȱAngst,ȱdieȱZärtlichkeitȱzuȱzeigen,ȱdieȱerȱfürȱMartinȱ
    empfand.ȱ Erȱ schobȱ einenȱ Packenȱ Zeitungenȱ beiseiteȱ undȱ betrachteteȱ einenȱ
    Kartonȱmitȱ Plastilinstangen.ȱ Erȱ liebteȱ Martinȱ sehr,ȱundȱschonȱ hatteȱerȱwiederȱ
    Angst,ȱAngst,ȱ daßȱ Bresgoteȱ Nellaȱ heiratenȱ undȱ ihmȱ derȱ Jungeȱ verlorengehenȱ
    könnte.ȱ Bresgoteȱ wühlteȱ gedankenlosȱ inȱ einemȱ Haufenȱ kleinerȱ Autosȱ zumȱ
    Aufdrehenȱherum.ȱObwohlȱdieȱLadenbesitzerinȱjetztȱausȱderȱHintertürȱanȱdenȱ
    Tischȱtrat,ȱsagteȱBresgote:ȱ»IchȱhabeȱnochȱnieȱimȱLebenȱEifersuchtȱempfunden,ȱ
    aberȱjetztȱweißȱich,ȱwasȱesȱist.«ȱ
    »Esȱgibtȱkaumȱjemand,ȱaufȱdenȱduȱeifersüchtigȱseinȱmüßtest.«ȱBresgoteȱnahmȱ
    einenȱTischtennisschlägerȱinȱdieȱHandȱundȱprüfteȱdieȱDickeȱderȱKorkschicht.ȱ
    »Einȱ Tischtennis,ȱ wäreȱ dasȱ etwasȱ fürȱ denȱ Jungen?«ȱ »Keineȱ schlechteȱ Idee«,ȱ
    sagteȱ Albert.ȱ Erȱ blätterteȱ unentschlossenȱ inȱ Bildheften,ȱ Büchern,ȱ ließȱ sichȱ
    mechanischesȱ Spielzeugȱ zeigen,ȱ hölzernesȱ undȱ legteȱ einȱ HopalongȬCassidyȬ
    Heftȱbeiseite.ȱBresgoteȱschienȱetwasȱvonȱTischtennisȱzuȱverstehen,ȱerȱließȱsichȱ
    verschiedeneȱKartonsȱvorlegen,ȱprüfteȱdieȱNetze,ȱSchlägerȱundȱBälle,ȱließȱdasȱ
    Teuerste,ȱ dasȱ erȱ fand,ȱ einpackenȱ undȱ legteȱ einenȱ Geldscheinȱ aufȱ denȱ Tisch.ȱ
    Albertȱ ließȱ sichȱ Gummitiereȱ zumȱ Aufblasenȱ zeigen,ȱ erȱ warȱ ungeduldigȱ

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