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Haus ohne Hüter

Haus ohne Hüter

Titel: Haus ohne Hüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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aufstehen.ȱ »Nein,ȱ bleibȱ hier«,ȱ sagteȱ sieȱ
    ruhig,ȱ »jetztȱ wirdȇsȱ endlichȱ malȱ lustig,ȱ undȱ duȱ willstȱ gehen.ȱ Warumȱ soȱ
    korrekt,ȱ soȱ pedantischȱ Ȭȱ warumȱsichȱsoȱstrengȱanȱdieȱVorschriftenȱhalten:ȱIchȱ
    sehȇsȱeinfachȱnichtȱein.«ȱ
    »UmȱdesȱJungenȱwillen.ȱDeineȱTräumeȱsindȱfastȱvölligȱbedeutungslosȱgegenȱ
    dasȱLebenȱdesȱJungen.ȱSchließlichȱbistȱduȱbaldȱvierzig.«ȱ
    »MitȱRaiȱwäreȱallesȱgutȱgewesen,ȱichȱwäreȱihmȱtreuȱgeblieben,ȱundȱwirȱhättenȱ
    nochȱ mehrȱ Kinderȱ gehabt,ȱ aberȱ seinȱ Todȱ hatȱ michȱ gebrochen,ȱ wennȱ duȇsȱ soȱ
    nennenȱwillst,ȱundȱichȱmöchteȱnichtȱnochȱeinmalȱjemandesȱFrauȱsein.ȱDuȱbistȱ
    praktischȱMartinsȱVater.ȱGenügtȱdirȱdasȱnicht?«ȱ
    »IchȱhabeȱAngst«,ȱsagteȱer,ȱ»daßȱduȱjemandȱanderenȱheiratest,ȱderȱdannȱdenȱ
    Jungenȱbekommt.«ȱ»DuȱliebstȱdenȱJungenȱmehrȱalsȱmich?«ȱ
    »Nein«,ȱsagteȱerȱleise,ȱ»ichȱliebeȱihn,ȱundȱdichȱliebeȱichȱnicht.ȱDazwischenȱgibtȱ
    esȱkeinȱmehrȱundȱkeinȱwenigerȱȬȱichȱkenneȱdichȱ
    91ȱ
    zuȱgut,ȱumȱmichȱnochȱinȱdichȱzuȱverlieben,ȱaberȱduȱbistȱschönȱgenug,ȱdaßȱichȱ
    gernȱhinȱundȱwiederȱbeiȱdirȱschlafenȱmöchteȱȬȱundȱdasȱwiederumȱkönnteȱichȱ
    jetztȱnichtȱmehrȱvollziehen,ȱweilȱichȱoftȱanȱRaiȱdenkeȱundȱderȱJungeȱimmerȱumȱ
    michȱherumȱist.ȱIchȱglaube,ȱgenausoȱistȱes.«ȱ
    »Oh«,ȱ sagteȱ sie,ȱ »ichȱ weißȱ schonȱ genau,ȱ warumȱ ichȱ dichȱ nichtȱ heirate:ȱ Weilȱ
    duȱmichȱnichtȱliebst.«ȱ
    »Aberȱ duȱ redestȱ dirȱ seitȱ kurzemȱ ein,ȱ daßȱ duȱ michȱ liebst.ȱ Esȱ paßtȱ inȱ deineȱ
    Träume.«ȱ
    »Nein«,ȱsagteȱsie,ȱ»ichȱredeȱesȱmirȱnichtȱein,ȱundȱichȱweiß,ȱdaßȱesȱnichtȱsoȱist.ȱ
    Aberȱesȱgehtȱmirȱmitȱdir,ȱwieȱesȱdirȱmitȱmirȱgeht.ȱFrüherȱnannteȱmanȱdasȱeinȱ
    offenesȱWortȱmiteinanderȱredenȱȬȱaberȱunsereȱWorteȱsindȱnichtȱoffenȱgenug,ȱ
    öffneȱdieȱWorte,ȱwennȱduȱwillst.«ȱ
    Albertȱwollteȱaufstehen,ȱumhergehenȱoderȱvomȱFensterȱausȱsprechen,ȱaberȱerȱ
    hatteȱ zuȱ oftȱ inȱ Filmenȱ gesehen,ȱ wieȱ Männer,ȱ dieȱ sichȱ mitȱ Frauenȱ offenȱ
    aussprachen,ȱaufstandenȱundȱumhergehendȱredeten,ȱundȱsoȱbliebȱerȱinȱdemȱ
    unbequemenȱ Sesselȱ sitzenȱ undȱ nahmȱ eineȱ Zigaretteȱ ausȱ derȱ Schachtel,ȱ dieȱ
    Nellaȱihmȱhinhielt.ȱ
    »Meinȱ Gott«,ȱ sagteȱ er,ȱ »schonȱ vonȱ Liebeȱ zuȱ sprechenȱ istȱ natürlichȱ Unsinn;ȱ
    würdenȱ wirȱ nichtȱ beideȱ lautȱ lachen,ȱ wennȱ ichȱ einesȱ Tagesȱ zuȱ dirȱ sagte:ȱ >Ichȱ
    liebeȱdich..ȱ.<«ȱ»Ichȱglaubeȱschon«,ȱsagteȱsie.ȱ
    »Undȱ esȱ istȱ natürlichȱ eineȱ andereȱ Sache,ȱ beiȱ derȱ Witweȱ einesȱ Freundesȱ zuȱ
    schlafen,ȱ alsȱ sieȱ zuȱ heiratenȱȬȱ undȱ eineȱ Frauȱ heiraten,ȱ dieȱ Träumeȱ einnimmt,ȱ
    wieȱ manȱ Morphiumȱ schluckt,ȱ bewußtȱ undȱ gierigȱ Ȭȱ dasȱ würdeȱ ichȱ nurȱ umȱ
    Martinsȱ willenȱ tun,ȱ aberȱ esȱ scheintȱ mir,ȱ daßȱ manȱ eineȱ Frauȱ alleinȱ umȱ einesȱ
    KindesȱwillenȱebenȱnichtȱheiratenȱsollteȱȬȱesȱwirdȱmirȱheuteȱerstȱklar.«ȱNellaȱ
    weinte,ȱ undȱ erȱ standȱ dochȱ ausȱ demȱ Sesselȱ aufȱ undȱ gingȱ imȱ Zimmerȱ umher,ȱ
    rastlosȱundȱunruhig,ȱobwohlȱerȱesȱschonȱsoȱoftȱinȱFilmenȱgesehenȱhatte.ȱ
    »Nurȱ eins«,ȱ sagteȱ er,ȱ »kannȱ ichȱ undȱ könnenȱ wirȱ alleȱ wohlȱ vonȱ dirȱ umȱ desȱ
    Jungenȱwillenȱerwarten:ȱdaßȱduȱeinȱwenigȱvorsichtigerȱbist.«ȱ
    »Duȱtäuschstȱdich,ȱwieȱihrȱeuchȱalleȱüberȱmichȱtäuscht,ȱihrȱhaltetȱmichȱfürȱeineȱ
    halbeȱ Hure,ȱ aberȱ seitȱ Raisȱ Todȱ habeȱ ichȱ nichtȱ einenȱ Mannȱ wirklichȱ gehabt.«ȱ
    »Umȱsoȱschlimmer«,ȱsagteȱer,ȱ»daßȱduȱsieȱmitȱdeinemȱLächelnȱ
    92ȱ
    aufdrehst,ȱ wieȱ manȱ Spielzeughähneȱ ausȱ Blechȱ aufdreht.ȱ Ach,ȱ wirȱ solltenȱ
    trotzdemȱ heiratenȱ Ȭȱ wirȱ könntenȱ stillȱ undȱ vernünftigȱ mitȱ demȱ Kindȱ leben,ȱ
    brauchtenȱ unsȱ umȱ allȱ dieȱ Vollidiotenȱ nichtȱ zuȱ kümmern,ȱ dieȱ unsereȱ Zeitȱ
    stehlen;ȱ inȱ einȱ anderesȱ Landȱ ziehen,ȱ ausȱ demȱ ganzenȱ verfilztenȱ

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