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Hawkings Kosmos einfach erklaert

Hawkings Kosmos einfach erklaert

Titel: Hawkings Kosmos einfach erklaert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Vaas
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sich bereits in der ersten Hundertmillionstel Sekunde dieses kosmischen Vergleichsjahrs aus Protonen und Neutronen geformt.
    Alle schwereren Elemente als Wasserstoff und Helium, etwa Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel, Phosphor, Eisen und so weiter – also jene Elemente, die unsere Umgebung und unsere eigenen Körper ausmachen – sind nicht mit dem Urknall entstanden, weil dafür die Zeit nicht reichte. Sie wurden erst später in Sternen erbrütet. Die Sterne gewinnen ihre Energie aus der Verschmelzung leichterer Elemente zu schwereren (Kernfusion). Wenn die Sterne explodieren, werden diese schweren Elemente ins All geschleudert und dienen als Rohstoff für die Bildung neuer Sterne und Planeten. Die Entstehung besonders schwerer Elemente wie Gold und Platin bedurfte sogar der Kollision von ausgebrannten Sternleichen. Das Edelmetall im Hochzeitsring stammt letztlich also aus kosmischen Karambolagen – was bei Heiratsanträgen gewöhnlich verschwiegen wird.
    Unsere Sonne formte sich mit ihren Planeten vor etwa 4,6 Milliarden Jahren aus einer rotierenden Gas- und Staubwolke. Anderswo im Weltraum, etwa im 1500 Lichtjahre fernen Orionnebel, lässt sich die Entstehung neuer Sterne und Planeten noch heute beobachten. Im frühen Universum war die Sternentstehungsrate allerdings viel höher als heute, weil es mehr „Rohstoff“ dafür gab.
    Solche Selbstorganisationsprozesse sind ein typisches Merkmal für die Komplexität der Natur. Obwohl kurz nach dem Urknall ein fast gleichförmiges Gemisch aus Elementarteilchen und Strahlung vorherrschte, haben sich im Lauf der Zeit – zunächst hauptsächlich unter dem Einfluss der Schwerkraft, später auch anderer Kräfte – Strukturen gebildet. Diese Kreativität des Kosmos hält auf vielen Größenskalen bis heute an. Einheitlichkeit und Vielfalt sind also zwei Merkmale der Natur, die sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern bedingen. Auch Lebewesen, wie sie schon vor über drei Milliarden Jahren auf der Erde entstanden, sind ein Produkt der Selbstorganisation der Materie. Ob es anderswo Leben im All gibt, ist noch eine offene Frage – aber ziemlich wahrscheinlich.
    Der Wasserstoff im menschlichen Körper stammt also aus den ersten Minuten unseres Universums; alle anderen Atome bildeten sich später im Zentrum längst zerborstener Sterne. Unsere Existenz ist folglich ganz direkt mit der Entwicklung des Universums verbunden – wir sind lebender Sternenstaub.
› Woraus besteht die Welt?
    Der Reigen der chemischen Elemente (und hier besonders der Kohlenstoff mit seinen Millionen verschiedenen Verbindungen) macht zwar die Vielfalt unserer Welt aus. Doch die uns vertraute sichtbare Materie ist überraschenderweise nur die Spitze des kosmischen Eisbergs: Der größte Teil der Masse und Energie des Universums beruht vermutlich auf bislang noch völlig unbekannten Elementarteilchen und Energieformen.
    Die Zusammensetzung des Universums lässt sich mittlerweile auf wenige Prozent genau angeben:
    â€º   Gewöhnliche Materie aus Protonen, Neutronen und Elektronen macht nur vier Prozent der gesamten sogenannten Energiedichte des Weltalls aus. Der größte Teil dieser gewöhnlichen Materie steckt in Gaswolken aus Wasserstoff und Helium zwischen den Sternen und Galaxien. Die Sterne selbst liefern nur etwa 0,5 Prozent der Gesamtenergiedichte. Der Anteil der in Sternen erbrüteten schwereren Elemente beträgt lediglich 0,03 Prozent. 0,04 Prozent der gewöhnlichen Materie hat sich in galaktischen Schwarzen Löchern das eigene Grab geschaufelt.
    â€º   Elektromagnetische Strahlung (Photonen) – also Radiowellen, Infrarot, sichtbares Licht, Ultraviolett-, Röntgen- und Gammastrahlung – liefert 0,005 Prozent.
    â€º   Heiße Dunkle Materie hat einen Anteil von etwa 0,3 Prozent. Sie besteht größtenteils oder ausschließlich aus Neutrinos. Diese Geisterteilchen wiegen fast nichts und fliegen beinahe mit Lichtgeschwindigkeit mühelos durch ganze Himmelskörper. In jedem Kubikzentimeter des Weltraums schwirren ein paar Hundert Neutrinos.
    Furioses Farbenspiel: Die sichtbare Pracht von Sternen, Gas und Staub – hier ein kleiner Ausschnitt des 7500 Lichtjahre fernen Carinanebels im Sternbild Schiffskiel – ist nur die Spitze eines kosmischen Eisbergs. Denn 80 Prozent der Masse im All besteht aus der ominösen Dunklen Materie

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