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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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Unterdessen war auch die Base herangekommen samt dem Peter, der eine Welle stille stand und zusah, was sich da ereigne.
    “Ich wünsche Euch guten Tag, Öhi”, sagte die Dete hinzutretend, “und hier bring ich Euch das Kind vom Tobias und der Adelheid. Ihr werdet es wohl nicht mehr kennen, denn seit es jährig war, habt Ihr es nie mehr gesehen.”
    “So, was muss das Kind bei mir?”, fragte der Alte kurz; “und du dort”, rief er dem Peter zu, “du kannst gehen mit deinen Geißen, du bist nicht zu früh; nimm meine mit!”
    Der Peter gehorchte sofort und verschwand, denn der Öhi hatte ihn angeschaut, dass er schon genug davon hatte.
    “Es muss eben bei Euch bleiben, Öhi”, gab die Dete auf seine Frage zurück. “Ich habe, denk ich, das Meinige an ihm getan die vier Jahre durch, es wird jetzt wohl an Euch sein, das Eurige auch einmal zu tun.”
    “So”, sagte der Alte und warf einen blitzenden Blick auf die Dete. “Und wenn nun das Kind anfängt, dir nachzuflennen und zu winseln, wie kleine Unvernünftige tun, was muss ich dann mit ihm anfangen?”
    “Das ist dann Eure Sache”, warf die Dete zurück, “ich meine fast, es habe mir auch kein Mensch gesagt, wie ich es mit dem Kleinen anzufangen habe, als es mir auf den Händen lag, ein einziges Jährchen alt, und ich schon für mich und die Mutter genug zu tun hatte. Jetzt muss ich meinem Verdienst nach, und Ihr seid der Nächste am Kind; wenn Ihr’s nicht haben könnt, so macht mit ihm, was Ihr wollt, dann habt Ihr’s zu verantworten, wenn’s verdirbt, und Ihr werdet wohl nicht nötig haben, noch etwas aufzuladen.”
    Die Dete hatte kein recht gutes Gewissen bei der Sache, darum war sie so hitzig geworden und hatte mehr gesagt, als sie im Sinn gehabt hatte. Bei ihren letzten Worten war der Öhi aufgestanden; er schaute sie so an, dass sie einige Schritte zurückwich; dann streckte er den Arm aus und sagte befehlend: “Mach, dass du hinunterkommst, wo du heraufgekommen bist, und zeig dich nicht so bald wieder!” Das ließ sich die Dete nicht zweimal sagen. “So lebt wohl, und du auch, Heidi”, sagte sie schnell und lief den Berg hinunter in einem Trab bis ins Dörfli hinab, denn die innere Aufregung trieb sie vorwärts wie eine wirksame Dampfkraft. Im Dörfli wurde sie diesmal noch viel mehr angerufen, denn es wunderte die Leute, wo das Kind sei; sie kannten ja alle die Dete genau und wussten, wem das Kind gehörte und alles, was mit ihm vorgegangen war. Als es nun aus allen Türen und Fenstern tönte: “Wo ist das Kind? Dete, wo hast du das Kind gelassen?”, rief sie immer unwilliger zurück: “Droben beim Alm-Öhi! Nun, beim Alm-Öhi, ihr hört’s ja!”
    Sie wurde aber so maßleidig, weil die Frauen von allen Seiten ihr zuriefen: “Wie kannst du so etwas tun!”, und: “Das arme Tröpfli!”, und: “So ein kleines Hilfloses da droben lassen!”, und dann wieder und wieder: “Das arme Tröpfli!” Die Dete lief, so schnell sie konnte, weiter und war froh, als sie nichts mehr hörte, denn es war ihr nicht wohl bei der Sache; ihre Mutter hatte ihr beim Sterben das Kind noch übergeben. Aber sie sagte sich zur Beruhigung, sie könne dann ja eher wieder etwas für das Kind tun, wenn sie nun viel Geld verdiene, und so war sie sehr froh, dass sie bald weit von allen Leuten, die ihr dreinredeten, weg-und zu einem schönen Verdienst kommen konnte.

Beim Großvater
    Nachdem die Dete verschwunden war, hatte der Öhi sich wieder auf die Bank hingesetzt und blies nun große Wolken aus seiner Pfeife; dabei starrte er auf den Boden und sagte kein Wort. Derweilen schaute das Heidi vergnüglich um sich, entdeckte den Geißenstall, der an die Hütte angebaut war, und guckte hinein. Es war nichts drin. Das Kind setzte seine Untersuchungen fort und kam hinter die Hütte zu den alten Tannen. Da blies der Wind durch die Äste so stark, dass es sauste und brauste oben in den Wipfeln. Heidi blieb stehen und hörte zu. Als es ein wenig stiller wurde, ging das Kind um die kommende Ecke der Hütte herum und kam vorn wieder zum Großvater zurück. Als es diesen noch in derselben Stellung erblickte, wie es ihn verlassen hatte, stellte es sich vor ihn hin, legte die Hände auf den Rücken und betrachtete ihn. Der Großvater schaute auf. “Was willst du jetzt tun?”, fragte er, als das Kind immer noch unbeweglich vor ihm stand.
    “Ich will sehen, was du drinnen hast, in der Hütte”, sagte Heidi.
    “So komm!”, und der Großvater stand auf und ging voran in

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