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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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glücklichen Dieb von Modelleisenbahnen auf der Anklagebank sitzen…«
    »Dann werde ich in den Zeugenstand treten müssen«, sagte ich. »Der Weise, Euer Ehren, muß die Folgen bedenken, bevor er zur Tat schreitet. Vielleicht mag es unser Herz erfreuen und auf den ersten Blick gut sein, eine Diesellok, die jemand anderem gehört, zu klauen, aber das könnte unerfreuliche Konsequenzen haben, und deshalb wäre es besser, den Streich noch einmal zu überdenken.«
    Sie seufzte und verkniff es sich, ungeduldige Fragen zu stellen.
    »Ich bitte Euer Ehren um Nachsicht«, sagte ich. »Jede Tat hat ihre wahrscheinlichen, ihre möglichen und ihre unerwarteten Konsequenzen. Das Gute — wenn alle diese Konsequenzen im Interesse des langfristigen Wohlbehagens der besonnenen Person liegen — wird sowohl aus jeder Konsequenz, die sich danach ergibt, als auch aus der ursprünglichen Tat resultieren. ›Ich werde wahrscheinlich nicht dabei ertappt‹ ist nicht das gleiche wie ›Ich werde für den Rest meines Lebens durch das, was ich gleich tun werde, Wohlbehagen empfinden.‹
    Euer Ehren, ich behaupte: Da unser Gefangener darüber unglücklich ist, daß er vor Gericht stehen muß, hat er tatsächlich nicht in seinem eigenen Interesse gehandelt, als er die Lokomotive in seine Brotbüchse steckte, und er ist der Torheit überführt, da sich sein Diebstahl als eine schlechte Idee erwiesen hat!«
    »Originell«, sagte Leslie. »Aber hast du bedacht, daß das, was mit gut gemeint ist, auf einer allgemeinen Übereinkunft beruht, wonach gut ist, was die meisten Menschen jahrhundertelang als positiv und lebensbejahend angesehen haben? Und hast du bedacht, daß es nicht in deinem Interesse liegen kann, sprich schlecht ist, wenn du den Rest deines Lebens mit solchen Argumenten vor Gericht verbringst? Und sollten wir es nicht dabei bewenden lassen und uns wieder aufs Ohr legen?«
    »Wenn die meisten glauben, daß es gut sei, Spinnen zu töten, sind wir dann schlecht, wenn wir sie freilassen?« fragte ich. »Erwartet man von uns, daß wir uns nach dem richten, was andere Leute denken?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Lies im Lexikon nach«, sagte ich. »Jedes Wort, das einen Wert ausdrückt, ist austauschbar. Gut ist richtig ist moralisch ist einwandfrei ist gerecht ist gut. Aber prüfe die Beispiele, und sie sind überhaupt nicht austauschbar: Jeder sagt: Mach mich glücklich! Ich hole jetzt das Lexikon!«
    »Bitte, nicht.«
    »Wie hast du dich während des Vietnamkriegs verhalten, Wookie? Der Präsident hielt ihn für einen guten Krieg, und das taten auch die meisten Leute. Ich war gleichfalls dieser Meinung, bis ich dir begegnete. Der Gedanke, daß wir ein unschuldiges Land gegen einen bösen Aggressor verteidigten, machte die meisten von uns glücklich. Aber nicht dich! Was du darüber erfuhrst, machte dich nicht glücklich — du begannst, die Bewegung gegen den Vietnamkrieg, die Konzerte und die Märsche… mit zu organisieren.«
    »Richie?»
    »Ja?»
    »Du magst mit deiner Meinung über gut und böse recht haben. Aber laß uns morgen darüber sprechen.«
    »Jedesmal, wenn wir großartig! sagen, wollen wir damit ausdrücken, daß sich unser Wohlbefinden erhöht hat. Jedesmal, wenn wir verdammt! sagen oder O nein!, meinen wir, daß es weniger geworden ist. Stündlich prüfen wir, was gut und was schlecht, was richtig und was falsch ist. Wir können uns selbst minutenlang zuhören und unsere eigene Moral näher betrachten!«
    »Schlafen ist gut«, sagte sie. »Schlafen würde mich glücklich machen.«
    »Wenn ich hier liege, ohne einen Piep zu sagen, und in Gedanken jedes Beispiel durchgehe, das mir einfällt, so macht es mich glücklich, wenn ich mir das Gute und Richtige und Wunderbare und Großartige und Schöne und Umwerfende vergegenwärtige, und unglücklich, wenn ich an das Böse und Schlechte und Verruchte und Gemeine denke. Stört dich das beim Schlafen?«
    Sie rollte sich an meiner Seite zusammen und vergrub ihr Gesicht in ihr Kissen. »Nein. Solange du nicht zwinkerst.«
    Im Dunkeln lächelte ich still vor mich hin.

37
     
    Ich versank ganz in Gedanken an Gutes und Böses, doch bald war ich eingeschlafen…
     
    *
     
    »Ich kann nicht glauben, was du denkst! Gut ist, was uns glücklich macht?«
    »Du kannst es glauben oder auch nicht, Dickie«, sagte ich. »Denken ist kein Verbrechen.«
    »Und selbst wenn es das wäre, würdest du es wahrscheinlich trotzdem tun.«
    Die Bergkuppe war noch nie so grün gewesen wie jetzt,

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