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0363 - Der Teufel machte Überstunden

0363 - Der Teufel machte Überstunden

Titel: 0363 - Der Teufel machte Überstunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel machte Überstunden
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Als sie mich zum ersten Mal sahen, hielten sie mich für eine Gefahr.
    Als sie mich zum zweiten Mal sahen, beschlossen sie, mich zu töten.
    Zum ersten Mal sahen sie mich, als ich mit meinem Freund Phil Decker, G-man beim New Yorker FBI wie ich, vom Forellenangeln kam.
    Auf dem Rückweg fuhren wir durch Poughkeepsie. Wir hielten Ausschau nach einer anständigen Kneipe, denn Angeln macht durstig.
    Kurz bevor wir die Main Street erreichten, machte mich Phil auf ein Lokal aufmerksam, vor dem zufällig noch ein Parkplatz frei war.
    Man soll das Schicksal nicht herausfordern. Ob die Kneipe anständig war, wussten wir nicht. Aber der Parkplatz gab den Ausschlag.
    In dem Lokal war nur ein Tisch besetzt. Die fünf Mann an dem runden Ecktisch unterbrachen auf einen Schlag ihr Geflüster. Sie starrten uns an und schwiegen sich dann aus, wie ein paar aufs Trockene geworfene Heringe.
    »Zwei eiskalte Bier«, sagte ich und schob mich auf einen Barhocker. Phil tat’s mir nach. Wir sahen zu, wie der Mixer zwei Büchsen brachte und den hellen Saft in zwei Gläser sprudeln ließ. Nach einem kurzen Blick über die Schulter grinste mich Phil an.
    »Die Brüder da hinten haben bestimmt mehr Zuchthausjahre auf dem Kerbholz, als wir beide alt sind«, sagte er so leise, dass sie es nicht hören konnten.
    »Von mir aus«, brummte ich friedlich und leerte das Glas. »Ich bin selten mit freundlicherer Absicht in ein Lokal gekommen. Heute kann uns nicht mal unser Chef erreichen.«
    »Auf Mr. Highs Wohl«, sagte Phil pathetisch und nahm einen bescheidenen Schluck.
    Wir kümmerten uns nicht weiter um die Trauergemeinde, die sich immer noch im Schweigen übte.
    Wir traten auf die Straße, um zum Jaguar zu gehen.
    Verblüfft sah ich auf meinen Wagen. Auch Phil war mitten in der Bewegung stehen geblieben.
    Der Wagen war halb auf das Trottoir gewuchtet worden. Er klemmte zwischen einem Hydranten und einem eisernen Papierkorb, wie eine Postkarte im Rahmen.
    »Es gibt doch spaßige Leute«, sagte Phil mit unbewegtem Gesicht.
    Ich hatte einen weißen Zettel an der Windschutzscheibe entdeckt und stiefelte hin, ohne zu antworten.
    Auf die abgerissene Ecke einer Zeitung waren mit Druckbuchstaben ein paar Worte gekritzelt: Verschwindet, und lasst Euch nie wieder hier sehen. Letzte Warnung.
    »Mir scheint, da verwechselt uns jemand«, knurrte ich und untersuchte den Lack auf Kratzspuren.
    Die Leute schienen Handschuhe getragen zu haben. Nicht einmal ein Handballenabdruck war zu sehen.
    Wir schufteten wie türkische Sträflinge im Mittelalter, um den Wagen wieder freizubekommen. Nach zwanzig Minuten konnten wir uns wieder in den Verkehr einfädeln.
    »Wenn das keine Schweinerei ist«, knurrte Phil und säuberte sich die Finger.
    »Vergiss es«, sagte ich und drückte das Gaspedal durch.
    Ich wusste noch nicht, dass wir sehr schnell an diesen Zwischenfall wieder erinnert werden sollten.
    ***
    Vier Gestalten versammelten sich an diesem Abend an einer abgelegenen Scheune bei Millbrook. Die Ortschaft liegt an der Straße 44,30 Meilen östlich von Poüghkeepsie, dicht an der Grenze von Connecticut.
    Der Mann mit den meisten Vorstrafen war Purvis Lambton, dessen Strafregister einen mittleren Wälzer füllte. Mit der Schildmütze und den Jeans sah er aus wie ein Truckdriver.
    Flint L. Neil war ein kleiner, schmächtiger eingewanderter Italiener, der sich hingebungsvoll die Fingernägel mit einem Springmesser säuberte.
    Ted Shelby und Clark F, Scooba sahen aus wie Brüder. Sie hatten ausdruckslose Durchschnittsgesichter und die gleichen Ausbuchtungen unter der linken Schulter.
    Das Quartett starrte auf einen Stadtplan, der auf einer Kiste ausgebreitet war.
    »Wenn die Brüder vom FBI Lunte gerochen haben, können wir uns gleich absetzen«, knurrte Flint.
    Purvis und Flint sahen wütend auf die anderen beiden. Sie hatten eben erfahren, was sich Ted und Clark mit dem Jaguar der G-men geleistet hatten.
    »Es ist doch merkwürdig, dass diese Schnüffler gerade da auftauchen, wo wir uns treffen«, verteidigte sich Ted. Er hatte den schleppenden Tonfall eines Texaners, obwohl er Texas nur aus vergitterten Fenstern gesehen hatte.
    »Woher wollt ihr wissen, dass sie ausgerechnet hinter euch her waren?«, fragte Purvis. »Es kann purer Zufall gewesen sein, dass die beiden Schnüffler dort auftauchten. Jetzt erst sind sie auf uns aufmerksam geworden.«
    »Entweder sie sind hinter uns her, dann war die Warnung angebracht. Oder sie suchen jemand anders, dann kennen sie uns

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