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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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bedürfte unserer verständnisvollen Betreuung.«
»Da kommt keiner zurück, Genosse Kareme. Das gebe ich Ihnen schriftlich! Ihre Aspirantin samt ihrem Historiker hat sich verrannt. Lassen Sie sie lieber die Fossilien der Kybernetik ausgraben.«
Der Vorsitzende lachte gutmütig. »Das würde einem Faktenjäger Ihres Formats wohl nicht zusagen, was?«
»Meine Welt muß meßbar sein«, sagte Raiger, »und sich in Formeln fassen lassen.«

IV
    Die Erde verbarg sich unter einem Watteteppich. Vena saß am Fenster der Düsenmaschine und starrte hinaus, ohne etwas wahrzunehmen.
    Das Kybernetische Institut hatte ihren Antrag auf Grund physikalischer Gutachten abgelehnt. Der Astronautische Rat, den sie daraufhin um Unterstützung ersucht hatte, stellte sich hinter die Meinung des Instituts: Die Kosmos ist verschollen! Er empfahl lediglich, das Thema ihrer Arbeit auf die kybernetischen Systeme der Kosmos einzuengen. Dem hatte das Institut entsprochen. Was wußten die Genossen schon davon, wie einem Menschen zumute sein mußte, der nach dreihundertfünfzig Jahren Raumfahrt auf die Erde zurückkehrte. Wenn auch nur ein Fünkchen Möglichkeit bestand, daß die Kosmos nicht verschollen war, dann durfte man die Expedition nicht abschreiben, sondern mußte sich auf ihren Empfang vorbereiten. Hatte sie sich vielleicht undeutlich ausgedrückt, so daß die Wissenschaftler nicht verstanden, worum es ihr ging? Sie mußte mit dem Gutachter reden, mußte Fürsprecher gewinnen.
    Hätte sie sich doch Raiger anvertraut. Wenn er auch nichts von historischen Studien hielt, war er doch korrekt. Er hätte sich ihren Zweifeln an den Untersuchungsmethoden von 2167 nicht verschlossen. Vielleicht wäre ihr Antrag durchgekommen, wenn er sie unterstützt hätte.
    Neben ihr greinte ein Säugling. Vena wurde sich wieder ihrer Umgebung bewußt. Sie blickte sich um.
    Die Maschine war voll besetzt. Die älteren Passagiere lehnten behaglich in den Sesseln und genossen den Flug. Die jüngeren Leute unterhielten sich lebhaft und blickten erlebnishungrig aus den Fenstern. Der Säugling, der Vena in die Gegenwart zurückgeholt hatte, lag jetzt im Arm der Mutter und brabbelte zufrieden vor sich hin.
    Wenn sie sich vorstellte, der Vater, der dort mit Mutter und Kind scherzte, müßte morgen die Erde verlassen, für Jahrhunderte… Und doch hatte es das gegeben, vor dreihundert Jahren ebenso wie heute. Da war ihre Mutter, da waren die Männer der Kosmos.
    Der Archivar hatte sie auf Rak 8 aufmerksam gemacht. Dort gab es ein Museum. Alles, was die Angehörigen der Expeditionsteilnehmer hinterlassen hatten, wurde hier aufbewahrt. Außerdem zeitgenössische Zeitungen, Filme, Dokumente – alles, was einen Einblick in die damalige Zeit gewährte. Und wenn es auch nur eine vage Hoffnung gab – man mußte sich auf die Rückkehr der Kosmos vorbereiten. Wer wollte ihr, Vena, verübeln, wenn sie zu ergründen versuchte, ob es nicht doch noch Möglichkeiten einer Rückkehr gab? Niemand konnte ihr die Verantwortung abnehmen für das, was sie glaubte tun zu müssen.
    Das Wüstenforschungsstädtchen Rak 8 war zu einer Waldstadt geworden, die immer wieder ihren grünen Gürtel sprengte. Einst inmitten der Gobi gelegen, war sie heute Mittelpunkt eines Agrarrayons. Von Horizont zu Horizont wogten Getreidefelder, ein gelbes Meer, aus dem Rak 8 emporragte wie eine grüne Insel. Ein mächtiges Monument aus dem Startjahr erinnerte an die Kosmos. An dieser Stelle der Waldstadt war die Zeit beim Jähr 2000 stehengeblieben. Das Klubhaus des ehemaligen Raketenforschungszentrums, als Museum zur Unsterblichkeit bestimmt, hatte dem Verfall widerstanden. Hier hatten sich die Männer der Kosmos von ihrem Zeitalter verabschiedet.
    Bevor Vena beim Direktor des Museums vorsprach, unternahm sie einen Rundgang durch die Räume. Alles erschien ihr vertraut, es war wie im Film. Hörte sie nicht das Klappern der Bestecke vom Abschiedsbankett und das Rauschen der Fontänen, hörte sie nicht die Stimme des Expeditionsleiters?
    Verwirrt verhielt sie ihren Schritt und lauschte. Die Fontänen rauschten wirklich, aber der große Saal war leer. Im Innersten bewegt, ging sie weiter. Sie fand Fotos, Briefe, Tagebücher, Filme und persönliche Gegenstände von den Hinterbliebenen; die Expeditionsmitglieder sollten nach ihrer Rückkehr den Lebensweg ihrer Nachkommen verfolgen können. Eines aber störte Vena: Die Briefe und Tagebücher lagen offen zur Einsicht für jedermann. Sie dachte an ihr eigenes Tagebuch,

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