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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Red Fox, schon alles gewesen und hatte es doch zu nichts gebracht. Immer wieder zerrann ihm das Raubgut zwischen den Fingern, und der große Streich war noch nicht geglückt.
    Er hatte sich eineinhalb Jahre fern vom Platte herumgetrieben und mußte sich orientieren, was in seinem ehemaligen Revier zur Zeit gespielt wurde.
    Verfluchter Blödsinn! Wer riß hier die Schienen auf? Es paßte Red Jim nicht, wenn sich Leute in einem Revier, das er wieder in Besitz zu nehmen gedachte, seiner Kontrolle zu entziehen wußten. Er wollte diesen Anschlägen auf die Union Pacific, die allen rätselhaft waren, auf den Grund kommen. Darum hatte er sich von dem Blockhaus des Zahnlosen aus für eine Woche auf den Weg gemacht.
    Er verließ das Bahngelände, da es ihm mit Rücksicht auf seine Vergangenheit zu gefährlich war, hier gefaßt zu werden, und er sich allein auch nicht in der Lage sah, einen Zug auszurauben. Wenn er seine Kumpane in kurzem beisammen haben würde, ließ sich das anders an. Doch fand sich auch nur die Hälfte von denen, die er zum Blockhaus des zahnlosen Ben bestellt hatte, wirklich ein, so würde er wiederum nicht auf Bahnraub ausgehen, sondern endlich den großen Coup, den Streich seines Lebens, vollenden. Seit zehn Jahren war er nach Gold unterwegs. Er mußte aufs Ganze gehen, oder er konnte sich aufhängen. Das Leben eines armen Tramps hatte er satt. Gründlich satt hatte er es, und er wollte kein Risiko mehr scheuen, um zum Ziele zu kommen.
    Trotz alledem wünschte er zunächst festzustellen, wer hier die Schienen aufriß.
    Jim galoppierte nordwestwärts in die Prärie hinaus und suchte sich einen guten Aussichtspunkt, von dem aus er auch in der Nacht den Zug beobachten konnte. Er stieg ab, legte sich auf dem Kamm des Hügels in Gras und Schnee und nahm die kalte Pfeife in den Mundwinkel. Es machte ihm Spaß, und zugleich war es ihm ein Rätsel, was beim Zuge vorging. Soeben wurde das Gleis an der Stelle, wo die Lokomotive hielt, vom Zugpersonal repariert. Der Schaden schien nicht groß zu sein. Inzwischen gingen schon Kontrolleure voraus, fanden eine zweite und eine Meile ostwärts die dritte Stelle, die aufgerissen war; das war diejenige, die Red Jim zuerst gefunden hatte. Er hörte das Hämmern bei den Reparaturarbeiten. All dies spielte sich in vollkommener Ruhe ab. Der Zug wurde nicht beschossen, es tauchten keine Erpresser auf. Nur der Fahrplan und die Nervenruhe der Fahrgäste waren gröblich gestört.
    Verrückte Sache, dachte Jim bei sich. Ein paar Mann mehr und hier hätte sich etwas machen lassen!
    Er fuhr zusammen, als ob ihn der Blitz getroffen habe, denn eine Hand legte sich auf seine Schultern. Er griff sofort nach dem Revolver, fand ihn nicht, sprang auf und sah sich dem Schatten eines riesigen Indianers gegenüber.
    Der Indianer reichte Jim die Schußwaffe höflich zurück. »Mein weißer Bruder Jim mag seine Waffe wieder einstecken«, sagte er leise. »Ich habe versucht, einen Scherz meines Sohnes zu wiederholen, der mir einmal den Revolver aus dem Gürtel gestohlen hat. Ich sehe, ich kann das mit dir, mein Bruder, auch noch machen. Also gut.«
    Jim war verblüfft und schüttelte den Kopf. »Mann ­ Top ­ du!« Er ließ sich wieder ins Gras fallen. Der Indianer legte sich neben ihn.
    »Top! Wo du plötzlich herkommst, darüber reden wir nachher. Jetzt sage mir erst: Weißt du, wer hier die Gleise beschädigt?«
    »Hau, ich weiß es.«
    »Willst es mir nicht sagen?!«
    »Warum nicht? Du allein unter allen weißen Männern darfst es wissen. Wie du selbst auf einmal hierherkommst, kannst auch du mir später berichten.«
    »Spaß beiseite. Wer ist da am Werk?«
    »Ich.«
    »Du?«
    »Hau.«
    »Was hast du davon?«
    »Meine Freude.«
    »Deine Freude! Das ist wieder mal echt Top. Wovon lebst du denn?«
    »Von der Jagd, wie immer, seit ich einen Bogen spannen kann. Und vom Brandy, wie immer, seit wir uns näher kennengelernt haben.«
    »Du wirst ein Spaßvogel, Top. Wo haust du?«
    »Im Sommer auf der Prärie, im Winter im Wald. Manchmal, wenn ich Brandy trinken will, in einer Blockhausstation.«
    »Bist du verrückt?«
    »Mag sein. Was machst du, mein weißer Bruder?«
    »Mein Leben verplempern, ähnlich wie du. Weiter nichts, wirklich nichts. Du kannst meine Fährten ruhig verfolgen. War lange im Osten. Aber da ist auch kein richtiges Geschäft zu machen. Lebt Harry noch?«
    »Ja.«
    »Wo steckt er?«
    »Irgendwo in den Black Hills.«
    »Was macht er da?«
    »Er verfolgt Goldsucher und tötet

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