Heimkehr zu den Dakota
Hut?« Red Jim lachte böse. »Den Skalp von Harry hole ich mir noch dazu. Als Andenken an die Freundschaft.« Er kam wieder nach vorn und setzte sich an den Platz, an dem Mattotaupa gesessen hatte. »Ben, mein Freund, schenke nicht so langsam ein!«
Adams begab sich wieder in seine alte Ecke. Die Pechfackel über ihm brannte langsam herunter, ohne daß der Wirt darauf achtete. Der Farmersohn schaute auf den Häuptling, der zu seinen Füßen im Blute lag. Trotz der furchtbaren Entstellung durch den Skalpschnitt des Red Fox wirkte der Kopf des alten Indianers im Tode edel. Alle Verzerrung durch den Trunk und Erregung waren aus dem Antlitz geschwunden. Die Augen standen noch offen; niemand hatte sie zugedrückt. Jetzt zum erstenmal erkannte Adams Mattotaupa. Red Jim Fox hatte nicht nur den Körper des Häuptlings getötet. Er hatte lange zuvor einen Charakter und einen Geist durch den Brandy ermordet. Aber jetzt im Tode erschien noch einmal das Bild dessen, was geschehen war. Dieser hochgewachsene Mann mit den offenen, stolzen, von Leid gezeichneten Zügen, das war der einstige Häuptling der Bärenbande.
Was hatte Adams mit dem Mörder zu schaffen? Sollte er mit diesem Schuft in die Berge gehen und Gold suchen? Hatte er etwas anderes zu erwarten, als auch betrogen und vielleicht eines Tages niedergestochen zu werden, wenn Red Fox das Gold für sich allein haben wollte? Nein, dieses Kompaniegeschäft war aus. Aber dennoch befand sich Adams mit Red Fox in der gleichen Gefahr, und er konnte sich nicht aus der üblen Gesellschaft lösen, jetzt nicht mehr. Er war in den Strom geraten und wurde mitgetrieben. Die Rache Harrys bedrohte alle, die als Gesellen Red Fox’ gelten mußten, und dazu gehörte Adams auch.
Der junge Bursche wandte den Blick von dem Toten ab und riß sich selbst aus seinem Nachdenken heraus, das ihm keinen Ausweg zeigen wollte. Er beobachtete, wie Ben und Red Fox miteinander berieten. Es wurde bekanntgegeben, daß für den Rest der Nacht mehrere Wachen an den Schießluken bleiben sollten. Die übrigen Gäste konnten sich in die Decken wickeln und schlafen, wenn sie wollten. Zur Pferdewache meldete sich keiner. Niemand hatte Lust, in der Nacht das Haus zu verlassen.
Als die Wachen verteilt waren, kam Ben zu Adams heran. »Verdammter Zustand«, sagte er, »der Red Fox, der Idiot, hat mir den ganzen Verdienst verdorben. Jetzt im Frühjahr, wo das beste Geschäft gemacht wird und ich das Haus immer voll habe. Jetzt im Frühjahr, wenn die Jäger mit den Winterpelzen kommen und abliefern … und die Neulinge sich sehen lassen, um Biberfallen zu leihen oder Gold zu suchen …, gerade vor dem Indianerkrieg! Ich hätte noch ein paar alte Steinschloßflinten zu gutem Preis bei den Rothäuten absetzen können, ehe der Waffenhandel ganz verboten wird … Du mußt wissen, junger Mann, daß ich seit vielen Jahren hier ein sehr gutes Geschäft mache und daß ich mit den Dakota gar nicht schlecht Freund war …«
»Das glaube ich schon, wenn sie bei dir Flinten und Pulver einkaufen können«, knurrte Adams.
»Ja, wennschon, die Roten müssen auch leben. Unsereiner, der Wirt oder Händler ist, läßt jede Kreatur leben, ob weiß oder rot …«
»Hauptsache, sie zahlt!« warf Adams bissig ein.
»Ja, Hauptsache, es wird gezahlt. Aber nun, was denkst du? Glaubst du, ich bin noch einen Moment sicher in dieser Hundehütte hier? Du kennst den Harry nicht, aber ich kenne ihn. Was wird er jetzt tun? Ich werde dir genau sagen, was er tut. Er geht zu seinem Stamm zurück, zu seiner Bärenbande, und mit der macht er mich und meine Hütte hier fertig. Das Geschäft ist beim Teufel, ich muß mein Geld anders anlegen. Morgen soll sowieso etwas Militär hierherkommen. Dem übergebe ich meinen ganzen Kram, wie er steht, und schlage mich in die Büsche.«
»Willst du dein Geld nicht in meiner Farm anlegen?« fragte Adams. »Wenn du dich anderwärts umtun mußt …?«
Ben räusperte sich spöttisch. »Nein, mein Bester, mit Landwirtschaft mache ich keine Geschäfte. Mit Ackerbau kannst du nicht reich werden, da liegt kein Tempo drin. Und ich sehe schon, du bist Bauer, hoffnungslos Bauer, und du wirst es zu nichts bringen. Wo stammst du denn her?«
»Was kümmert es dich? Von jenseits des großen Teiches, aus einer armen Gegend, Berge und steiniger Boden, viel Arbeit und schlechtes Essen, Geiz und Prügel. Mein Vater war ein Bauer und bleibt es; ich werde ein Bauer, da hast du recht. Ihr Händler seid aus anderem Holz
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