Heiratsmarkt
Marquis unannehmbar sein würde.
Als sich die Tür hinter ihm schloss, ließ der Marquis sein Monokel fallen, ging in das Zimmer zurück und sagte: „In der Abwesenheit sowohl Ihrer Schwester wie Ihrer Tante, Charis, muss ich Ihnen sagen, dass es durchaus nicht das Richtige für Sie ist, ohne Schutz junge Männer zu empfangen. Ja, es ist sogar höchst unanständig."
Sie wurde rot, zitterte und konnte ihre Stimme gerade nur so viel beherrschen, um zu stammeln: „Ein Vetter! Sicherlich ... wenn er doch Harrys Freund ist ... und nur wissen wollte, wie es Felix geht ..."
„Sie lügen aber recht schlecht, mein Kind", bemerkte er. „Das mag Ihnen ja hoch anzurechnen sein, doch Sie müssen es lernen, geschickter zu sein, bevor Sie Ihre Tricks einem so alten Experten gegenüber abspulen, wie ich es bin! O nein, bitte, lösen Sie sich nicht in Tränen auf! Ich kann weinende Frauenzimmer überhaupt nicht leiden. Ich gebe Ihnen einen guten Rat: Behandeln Sie Ihre Flirts niemals au serieux, und führen Sie sie stets diskret!"
Sie versuchte zu lächeln, aber es war vergebliches Bemühen. Das ihm anvertraute lähmende Gefühl der Langeweile begann ihn zu beschleichen; er unterdrückte es und fragte mit einem leisen Lächeln: „Niedergeschlagen? Ich empfinde jedes Mitgefühl für Sie und werde Ihnen eine weitere Lehre aus meiner Erfahrung schenken: Diese kleinen Affären können entzückend sein, oder sie können schmerzlich sein, doch sie halten nicht an, glauben Sie mir! Das werden Sie zwar nicht tun, es wäre aber gut. Ich spreche aus Erfahrung. Ja, ist das nicht entsetzlich schockierend? Erzählen Sie es bloß nicht Ihrer Tante!"
Sie lachte hysterisch auf, entgegnete jedoch: „Das hier ist nicht so!"
„Natürlich nicht - das ist es nie!", antwortete er.
„Sie verstehen das nicht!", rief sie bitter aus.
„Das", sagte Seine Lordschaft mit einer Spur von Schärfe, „ist eine dumme Beschuldigung, der sogar die rettende Gnade des Originellen abgeht. Mein Kind, jede Generation sagt oder meint, dass die vorherige kein Verständnis oder keine Erfahrung besitzt. Reden wir von etwas anderem. Als ich Hertfordshire verließ, war Felix zum ersten Mal aufgestanden und spielte Karten mit Jessamy. Da er auch einen starken Wunsch nach einem Hammelkotelett äußerte, stelle ich mir vor, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis er Ihnen zurückgegeben ist!"
Wieder versuchte sie ein Lächeln, aber es enthielt nur wenig Freude; und fast teilnahmslos murmelte sie: „Oh! Der liebe Felix! Welch eine Erleichterung!"
Alverstoke fand sie so aufreizend dumm, dass er sich eine bissige Entgegnung verbeißen musste. Die hätte bestimmt Charis wieder zum Weinen veranlasst, und verheulte Frauenzimmer standen für ihn auf der Liste der Abscheulichkeiten ganz obenan. Er hielt es für klug, sich zu verabschieden, ohne ihr den Plan mit Alver zu enthüllen. Es war offenkundig, dass sich das dumme Mädchen heftig in seinen ebenso dummen Vetter verliebt hatte und den Marquis wahrscheinlich mit einem Weinkrampf angeödet hätte, wenn sie erfuhr, dass sie in Kürze aus dem Umkreis Endymions entfernt werden sollte.
Er neigte zu der Vermutung, dass Endymion keinen sehr ernsthaften Gedanken an den Ehestand hegte. Denn da der Marquis keine Ahnung hatte, dass man von ihm annahm, er wünsche eine vorteilhafte Ehe für seinen Erben, konnte er sich auch nicht vorstellen, warum sich der dumme Einfaltspinsel, falls er Charis wirklich heiraten wollte, nicht an ihn um Unterstützung gewandt hatte. Endymion unterbreitete ihm in der Regel ausnahmslos alle seine Probleme und musste doch wissen, dass der Einfluss seines Vetters Alverstoke von allerhöchster Bedeutung sein würde. Wahrscheinlich machte er einen seiner galanten Anfälle durch und würde sich bald wieder davon erholen. Da jedoch Charis anscheinend eine dauernde Leidenschaft entwickelt hatte und ganz die Art von Mädchen war, das dahinwelkt, wenn seine Hoffnungen vereitelt wurden, würde es umso besser sein, je früher man die Affäre im Keim erstickte: Er würde Endymion gegenüber ein warnendes Wörtchen fallen lassen.
Da er so etwas noch nie getan hatte, wirkte sich dieses Abweichen vom Normalen auf Endymion mächtig, doch kaum in Ubereinstimmung mit der Absicht Seiner Lordschaft aus. Endymion brachte die Neuigkeit von der Einmischung des Marquis zu Charis, die weiß wie die Wand wurde und ausrief: „Ich habe es gewusst! Er will uns trennen! Oh, was sollen wir tun?"
„Na, und wenn
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