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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Park nicht zu spät erreichen wollten, damit man einen guten Platz für den Phaeton
    erwischen konnte. Nach einer etwas verbitterten Erwiderung machte er sich Seine Lordschaft sofort gefügig, indem er ängstlich fragte: „Sie wollen doch gern hinfahren, nicht wahr?"
    „Ja, aber du bist trotzdem ein ekelhafter und abscheulicher junger Taugenichts!", gab Seine Lordschaft zurück.
    Felix fasste das als Kompliment auf, schenkte ihm ein Engelslächeln und widmete sich wieder eifrig der Pastete.
    „Und außerdem", fuhr Seine Lordschaft fort, richtete sein Monokel auf den beladenen Teller und erschauerte leicht, „ein Vielfraß."
    „Ich weiß, Sir. Wissen Sie, wie man seinerzeit Ballons füllte und wie es jetzt gemacht wird?"
    „Nein", sagte Alverstoke. „Aber zweifellos werde ich es bald wissen."
    Er hatte recht. Von da an hielt Felix, der ein zerlesenes Exemplar der History and Practice of Aerostation ergattert hatte, das Gespräch in Fluss, größtenteils belehrend, aber gespickt mit eifrigen Fragen. Im Phaeton saß er zwischen Alverstoke und Eliza eingezwängt; da er sich jedoch ausschließlich an Alverstoke wandte, konnte sich Eliza bequem zurücklehnen und amüsiert und leicht erstaunt den recht passablen Antworten auf die schwierigen Fragen zuhören, die ihm von seinem jugendlichen Verehrer gestellt wurden. Felix hatte, obwohl er Cavallos History viel verdankte, entdeckt, dass dieses Buch leider sehr veraltet war, was ihn, wie er Alverstoke aufrichtig sagte, sehr enttäuschte, da es seinem Gefühl nach noch viel gab, was er nicht über Aeronautik wusste. Und durch welche besondere Eigenschaft der Seide kam es, dass sie eine bessere Hülle für Ballone war als Leinen?
    Von den Eigenschaften der Seide bis zu den Kompliziertheiten von Ventilen war nur ein kleiner Schritt, der aber, wie es Eliza schien, ihre Gefährten in eine unverständliche Sprache entführte. Sie gab jeden Versuch auf, das Thema zu begreifen, und entzog ihm ihre Aufmerksamkeit, bis Felix lautstark verkündete, an einem Fallschirm durch die Luft schweben zu wollen. Sie rief aus: „Welch grässlicher Gedanke! Ich würde mich zu Tode fürchten!"
    „Nein - warum denn, Ma'am?", fragte er. „Stellen Sie sich bloß vor, wie das sein muss! Vetter Alverstoke sagte, er hat einmal einen Mann gesehen, der so etwas vorführte - wenn ich den doch bloß auch gesehen hätte!"
    Sie waren im Park angelangt, und als sie die Stelle des Aufstiegs erreichten, war Felix entzückt, als er sah, dass der Ballon zwar angeseilt war, die Gasfässer dagegen, aus denen man den Sack bald mittels eines Schlauchrohrs füllen würde, noch immer auf der mit Seilen eingezäunten Stelle standen. Er seufzte erleichtert auf, fragte Alverstoke, ob er denn jetzt auch nicht froh sei, dass sie so früh losgefahren waren, sprang vom Phae-ton und lief eiligst zum Schauplatz des Geschehens davon.

    „Hoffentlich weisen sie ihn nicht ab!", bemerkte Eliza. „Das würde ihm die ganze Freude verderben!"
    „Soweit ich ihn kenne, wird er sehr wahrscheinlich völlig unnötig ermutigt werden", antwortete Alverstoke. „In der Gießerei, in die ich ihn begleiten musste, haben sie ihn ins Herz geschlossen, und einen ähnlichen Erfolg scheint er auf dem Dampfboot errungen zu haben, das er einmal bestieg. Er hat Wissensdurst nach allen Formen mechanischer Erfindungen und für sein Alter ein bemerkenswertes Verständnis für das Thema."
    „Aber auch du weißt anscheinend mehr über solche Dinge, als ich je geahnt habe!"
    „Nicht mehr als jeder andere Mensch, der halbwegs Verstand hat. Ich werde mich jetzt in den Baumschatten zurückziehen - egal, ob du noch so gern möglichst nahe an der Absperrung wärst."
    Sie lachte. „Ich werde nur froh sein - obwohl ich fürchte, dass es Felix sehr feige von uns halten wird!"
    So früh es noch war, waren sie doch nicht die ersten Ankömmlinge gewesen. Um die Absperrung standen schon Leute, und einige Fahrzeuge waren im Schatten der Bäume aufgestellt worden, darunter auch Lady Buxteds Halblandauer - ein Umstand, der Eliza fragen ließ: „Guter Gott, ist das nicht Louisas Wagen? Ich frage mich, was sie wohl dazu gebracht hat herzukommen? Sie hasst doch die Merrivilles."
    „Sie dürfte da kaum die Wahl gehabt haben. Ich finde zwar Carlton unerträglich langweilig, aber das eine muss ich von ihm sagen: Er hat keine Angst vor Louisas Zunge und duckt sich nicht vor ihr. Zumindest entnehme ich das den Klagen, die sie von Zeit zu Zeit an meine unwilligen

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