Die Knickerbocker Bande 42 - 13 blaue Katzen
Das Spukhaus
„Du bist und bleibst ein Sturschädel, Dominik!“ sagte Lieselotte zu Axel.
„Quatsch nicht so obergescheit, Frau Professor Poppi!“ gab Axel Lilo zurück.
„He, sie ist nicht Poppi, sondern Axel!“ rief Poppi empört.
„Heißt das, ich bin Lieselotte? Ich protestiere dagegen, einen Mädchennamen zu tragen!“ meldete sich Dominik und rückte seine Brille zurecht.
„Klappe zu, es zieht, Lilo!“ meinte der echte Axel zur falschen Lieselotte.
Die Knickerbocker-Bande war an diesem Abend äußerst übermütig. Kichernd liefen sie durch die Palmenallee. Es war schon fast zehn, und es hatte noch mindestens 30 Grad.
„Wir sind da! Das ist Nummer 12.076!“ verkündete Axel. Er wunderte sich immer wieder über die hohen Hausnummern in Amerika.
„Wir müssen aber zu Nummer 12.078, du Matschkopf! Wie oft soll ich dir das noch sagen, Dominik?“ antwortete Lilo.
Der echte Dominik verzog mißbilligend das Gesicht: „Ich schätze es gar nicht, daß mein guter Name durch Axels Starrköpfigkeit in Verruf gerät!“ erwiderte er altklug.
„Ich bin nicht starrköpfig“, wehrte sich Lilo, der falsche Axel.
Die Folge war ein neuer Lachanfall.
Sie standen vor einer Einfahrt. Auf zwei hohen weißen Säulen thronten mächtige steinerne Löwen. Das Tor, eine kunstvolle Schmiedeeisenarbeit, war weiß lackiert. Es stand weit offen und sah einladend aus.
„Hier sind wir richtig!“ beharrte Axel. „Hier geht es zu dieser Villa, in der es spuken soll!“
„Nein, die Spukvilla ist auf Nummer 12.078, und das ist noch ein Stück weiter!“ Lieselotte wurde langsam wütend. Sie warf einen Blick auf die Uhr und sagte: „He, zwei Minuten vor zehn! Die Führung beginnt gleich. Angeblich erscheint der Geist der berühmten Klavierspielerin manchmal und spielt etwas. Das will ich nicht versäumen.“
„Ich auch nicht!“ schloß sich Dominik an.
„Und ich erst recht nicht!“ ließ sich Poppi vernehmen.
Die drei Freunde liefen los.
Nur Axel blieb stehen. Sollten sie ruhig zur falschen Adresse rennen. Er würde eben der einzige sein, der die Führung durch das Spukhaus miterlebte. Mit geschwellter Brust rückte der Junge seine Baseballkappe zurecht und stelzte durch die offene Einfahrt.
Der Kiesweg durch den weitläufigen Park war nur schlecht beleuchtet. Da und dort brannte ein Scheinwerfer und tauchte die Palmen und exotischen Sträucher in unheimliches Licht.
Axel brauchte eine ganze Weile, bis er endlich das Haus erreichte.
Es handelte sich um eine weiße Villa mit einer wunderschönen Veranda. Über der doppelflügeligen Eingangstür brannte eine schwache Lampe. Die Tür war offen. Den Junior-Detektiv wunderte das nicht im geringsten. Schließlich fand hier eine Führung statt, und es wurden zahlende Gäste erwartet.
Er sah auf die Uhr und stellte verärgert fest, daß es bereits vier nach zehn war. Bestimmt hatte die Führung schon begonnen.
Er betrat eine riesige zweistöckige Halle mit einem großzügigen Stiegenaufgang. Auf mehreren kleinen Tischen standen Leuchter mit elektrischen Kerzen. In jeder der drei Wände waren zwei dunkle Holztüren auszunehmen.
Die Stille war unheimlich.
Plötzlich hörte Axel sein Herz laut pochen. Er war gelaufen und ins Schwitzen geraten. Der Junge legte die Hand auf die Brust und wartete, bis sein Herzschlag wieder halbwegs normal war.
Wo war die Führung? Die Gruppe mit den Besuchern konnte doch noch nicht weit sein!
Axel versuchte, eine Tür nach der anderen zu öffnen, aber alle waren abgesperrt. Und nirgendwo konnte er einen Ticketschalter oder einen Souvenirstand entdecken. Sehr sonderbar!
Zum ersten Mal kamen Axel Zweifel, ob Lilo nicht doch recht gehabt hatte. War er im falschen Haus?
Axel räusperte sich laut.
Stille. Auch von draußen kam kein Laut.
„Hier oben... komm bitte rauf!“ rief dann jemand gedämpft aus dem ersten Stock.
Das mußte der Führer durch das Spukhaus sein!
„Coole Stimme, klingt echt gruselig“, murmelte Axel. Hier in Amerika wußte man, was eine gute Show war.
Er eilte die Treppe nach oben und nahm drei Stufen auf einmal. Axel rechnete damit, gleich vor einigen aufgeregten Menschen zu stehen, die auf den Geist der ausgeflippten Klavierspielerin warteten.
Aber auch oben war niemand. Axel sah eine großzügig angelegte Galerie, die ebenfalls in flackerndes Licht getaucht war. Hier waren die elektrischen Kerzen an der Wand befestigt. Keine der Türen an der Innenseite der Galerie war offen.
„Ha…
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