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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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schon", sagte sie nachdenklich. „Aber ... aber obwohl Sie mich unerfahren nennen, Vetter, bin ich doch nicht so naiv, müssen Sie wissen. Sie würden nicht ..."
    „Wie können Sie das wissen?", fragte er neckend.
    „Nun, sicher weiß ich nicht sehr viel über Wüstlinge - ja, ich habe bisher noch nie einen kennengelernt -, aber eine so dumme Gans bin ich denn doch keineswegs, als dass ich nicht wüsste, dass Sie ein Gentleman sind - wie unhöflich Sie auch sein oder was für ungehörige Dinge Sie auch sagen mögen! Ich bin überzeugt, diese Nachlässigkeit kommt davon, weil Sie eben in den ersten Rang hineingeboren wurden."
    Er war derart verblüfft, dass er einen Augenblick lang keine Worte fand. Dann verzog ein schiefes Lächeln seinen Mund, und er sagte: „Das habe ich verdient, wie?
    Bitte, verzeihen Sie, Base! Darf ich Sie jetzt zu meiner Schwester begleiten?"
    „Nun ja ...", sagte sie zweifelnd. „Wenn Sie glauben, dass sie nicht - aber nein! Sie vergessen ja Luff! Es wäre ziemlich unverschämt, in Lady Buxteds Salon mit einem ...
    einem Hund hereinzukommen. Das tue ich auf keinen Fall!"
    „Sicher nicht, wenn ich dabei etwas zu sagen habe! Einer meiner Leute kann ihn in die Upper Wimpole Street zurückbringen. Ich kümmere mich darum. Setzen Sie sich! Ich lasse Sie nicht lange warten."
    Er ging hinaus, während er noch sprach. Obwohl der zweite Lakai den ganzen Weg zu den Ställen im Laufschritt zurücklegte, dauerte es noch gute zwanzig Minuten, bis man Frederica in den Stadtwagen Seiner Lordschaft hineinhalf. Das protestierende Geheul des Hundes, den James an der Leine hielt, folgte ihr. Entschlossen überging sie das ungestüme Flehen und sagte nur ängstlich: „Sie haben doch James gesagt, dass er ihn auf keinen Fall frei herumlaufen lassen darf, nicht wahr, Vetter?"
    „Nicht nur ich, Sie ja auch", antwortete Alverstoke und setzte sich neben sie.
    „Grosvenor Place, Roxton."
    „Wissen Sie, es ist nämlich so", vertraute ihm Frederica an, als der Wagenschlag geschlossen war, „er hat sich noch nicht an den starken Londoner Verkehr gewöhnt und versteht nicht, dass er auf dem Gehsteig bleiben muss. Und wenn er auf der anderen Straßenseite vielleicht eine Katze oder einen anderen Hund sieht, dann stürzt er, mitten zwischen den Sesselträgern und Kutschen, hinüber und verursacht den schlimmsten Aufruhr. Er macht nämlich die Pferde scheu, und man muss sich für ihn schämen!"
    „Das glaube ich gern! Was, zum Kuckuck, hat Sie veranlasst, ihn nach London mitzunehmen?"
    Sie sah ihn erstaunt an. „Wieso - was hätten wir denn sonst tun können?"
    „Hätten Sie ihn nicht in der Obhut Ihres - ich weiß nicht -Ihres Gärtners - Wildhüters
    - Verwalters lassen können?"
    „Ausgeschlossen!", rief sie. „Wie können Sie glauben, dass wir so herzlos sein könnten? Er hat doch Jessamys Leben gerettet, ganz, als hätte er gewusst - und Charis schwört darauf -, dass er sein eigenes Leben Jessamy verdankt! Ich persönlich vermute, dass er sich überhaupt nicht daran erinnert, denn er fürchtet sich nicht im Geringsten davor, ins Wasser zu gehen ... Aber drei Dorfjungen hatten ihn, mit einem Ziegelstein am Hals, in den Teich geworfen, als er noch ein ganz kleines Hündchen war, der arme Luff! Also sprang Jessamy ihm nach.
    Ich habe noch nie so etwas Grässliches gesehen wie damals Jessamy, als er mit Luff auf dem Arm ins Haus kam! Triefnass, das ganze Gesicht blutig, weil er Nasenbluten hatte, und ein riesiges blaues Auge!"
    „Ein Raufer, ja?"
    „N-ein ... nun ja, nur, wenn ihn etwas so wütend macht, dass er wie ein Tiger losgeht, sagt Harry. Ihm liegt aber bei Weitem nicht so viel am Boxen wie Harry, und ich glaube, er hat keine sehr gute Technik - wenn Sie verstehen, was ich meine?"
    Der Marquis, ein hervorragender Exponent dieser edlen Kunst, bat sie, ihm das zu erklären.
    Sie runzelte die Stirn. „Nun, es bedeutet Geschicklichkeit, glaube ich. Nicht bloß draufgängerisch, sondern ... sondern standfest sein, und ... und Mut zeigen und - o ja - hellwach zu sein. Obwohl ich nicht begreife, wie jemand unter solchen Umständen hellwach sein kann. Harry vermutlich schon, weil er von Natur aus ein sehr umtriebiger Mensch ist, aber Jessamy nicht. Nein, Jessamy gar nicht."
    Sie schwieg und dachte offensichtlich über Jessamy nach. Leicht amüsiert fragte Alverstoke nach einer Weile: „Ist Jessamy der Nüchterne in der Familie?"
    „Nüchtern?" Sie überdachte das, und die Falten auf ihrer Stirn

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