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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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vertieften sich. „Nein, nüchtern würde ich ihn nicht bezeichnen. Ich kann ihn nicht beschreiben, weil ich ihn selbst nicht verstehe, jetzt, da er heranwächst. Mr. Ansdell - unser Vikar - sagt, er habe eine glühende Seele, und ich müsse keine Angst haben, weil Jessamy jetzt viel vernünftiger wird. Wissen Sie, er hat vor, Geistlicher zu werden. Ich muss gestehen, ich dachte, dass ihm dieser Gedanke nur wegen seiner Konfirmation kam und die Anwandlung vorübergehen würde. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, wenn er Geistlicher wird, aber es schien so ganz unwahrscheinlich! Er war früher der unternehmungslustigste Junge, ist immerfort in gefährliche Abenteuer geraten, war verrückt nach der Jagd und viel besser im Sattel als Harry - und dabei ist Harry durchaus keine Schnecke! Harry erzählte mir selbst, man müsse Jessamy beim Springen nicht erst einheizen, denn er wirft sein Herz über jeden Zaun, den sein Pferd nur nehmen kann! Und das war keineswegs nur bloßer Bruderstolz, denn der Stallmeister erzählte einem engen Freund von mir, dass Jessamy für sein Alter der beste Reiter im ganzen südlichen Herefordshire sei!"
    Alverstoke, dessen Interesse an Miss Merrivilles Brüdern nicht gerade groß war, murmelte mit einer Stimme, die jenen, die ihn am besten kannten, verraten hätte, dass ihn dieses Thema langweilte: „Ach? Ja, ich glaube, mich erinnern zu können, dass ich, als ich das große Glück hatte, ihn kennenzulernen, den Eindruck hatte, dass er, wenn auch nicht an der Jagd, so doch entschieden an Pferden interessiert ist."
    „Und wie!", stimmte sie ihm zu. „Und hier und da bricht er aus, ganz wie früher. Nur hat ihn damals nie das Gewissen gedrückt, im Gegensatz zu heute." Sie seufzte, einen Augenblick später lächelte sie jedoch wieder und sagte: „Entschuldigen Sie -
    ich rede daher wie eine Schnatterbüchse!"
    „Keineswegs", erwiderte er höflich.
    „O doch! Und über Dinge, die Sie kaum interessieren werden. Macht nichts! Ich werde es nie wieder tun."
    Er spürte sein Gewissen. Deshalb sagte er etwas wärmer: „Machen sie Ihnen so große Sorgen, Ihre Brüder?"
    „O nein! Manchmal ein bisschen, weil niemand außer mir da ist, und ich bin ja ihre Schwester, abgesehen davon, dass ich nur ein Frauenzimmer bin. Aber sie sind sehr brav!"
    „Haben Sie keine männlichen Verwandten? Ich glaube, Sie haben von irgendeinem Vormund oder Treuhänder gesprochen - einem Anwalt, nicht?"
    „Oh, Mr. Salcombe! Ja, er war wirklich äußerst hilfreich und freundlich, aber er ist kein Vormund. Papa hat nämlich keinen ernannt. Wir hatten schon Angst, dass die Jüngeren Mündel des Vormundschaftsgerichts werden müssten, aber Mr. Salcombe gelang es, diese Gefahr abzuwenden. Ich habe oft Klagen gehört, dass Anwälte so entsetzlich nachlässig seien, aber ich für meinen Teil bin außerordentlich dankbar dafür! Er schrieb in einem fort Briefe und stritt über juristische Fragen, bis Harry volljährig wurde und die Verantwortung für die Kinder übernehmen konnte. Man hätte gemeint, dass Mr. Salcombe uns alle zum Kuckuck wünschte, denn das Getue ging monatelang weiter, aber ihm schien es Spaß zu machen!"
    „Das bezweifle ich nicht. Ihre Interessen scheinen ihm am Herzen zu liegen. Hält er nicht die Hand am Zügel?"
    „Beim Lenken der Jungen, meinen Sie? Nein. Er ist ... er ist nicht der Mensch, der Jungen versteht. Er ist Junggeselle, äußerst pedantisch und altmodisch. Die Jungen nennen ihn immer den alten Umstandsmeier, was abscheulich undankbar von ihnen ist, aber - nun ja, Sie verstehen?"
    Er lächelte. „Genau."
    „Und der einzige männliche Verwandte, den wir haben, ist der Gatte meiner Tante Scrabster. Ich kenne ihn zwar nur flüchtig, aber ich weiß, er wäre nicht im Geringsten von Nutzen. Er ist ein sehr achtbarer Mann, jedoch in der Stadt aufgewachsen, und sein ganzes Interesse gilt dem Handel."
    „Das ist ein Unglück - aber Ihr Bruder Harry wird Sie sicher von Ihren Sorgen befreien", sagte er leichthin.
    Es gab eine winzige Pause, bevor sie antwortete: „Ja, natürlich."
    Die Kutsche fuhr langsamer und blieb einen Augenblick später vor Lady Buxteds Haus stehen. Er war froh darüber. Ihm war weder Fredericas Zögern noch der gepresste Ton
    ihrer Stimme entgangen, und er hatte schon befürchtet, es würde wohl nicht lange dauern, bis sie seinen Rat, ja, möglicherweise sogar seine aktive Hilfe bei der Aufgabe erbat, ihre jungen Brüder zu lenken. Zuzutrauen wäre es ihr. Während er

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