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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Ich darf nie zulassen, daß diese Schrift in falsche Hände gerät, ging es ihm durch den Sinn, während
die Papyrusrolle zwischen seinen
Fingern raschelte, als er sie zusammenrollte. Der Ägyptologe wirkte aschfahl. Sein graues, stumpfes Haar hing strähnig an den Seiten herab, seine
Schädeldecke schimmerte durch das
schüttere Deckhaar.
     
    ●
     
    Edgar Bauser, angesehener Forscher, stammte aus Stuttgart
und lebte dort am Stadtrand seit zehn Jahren. Er hatte die ganze Welt bereist,
kannte Ägypten wie kein zweiter, war aber nun zu alt, um neue Expeditionen zu
unternehmen. Was er vor zehn Jahren entdeckt hatte, wußte nicht mal die
Fachwelt, denn er hatte seinen Fund verschwiegen.
    Bauser schob die Rolle beiseite und zog einen Bogen vor
sich. Der Mann schrieb eilig einen Brief, als dränge die Zeit. Furcht erfüllte
ihn. Er wußte: Er konnte den Papyrus nicht vernichten. Das brachte Unheil. Er
durfte aber auch nicht zulassen, das er benutzt wurde. Auch das brachte Unheil.
    Er faltete den Brief zusammen, adressierte den Umschlag,
verschloß ihn und klebte noch eine Briefmarke darauf.
    Mühsam erhob er sich. Die alten Beine wollten nicht mehr
so recht. Der Schreibtisch war durch eine Lampe hell ausgeleuchtet, der Rest
des Zimmers lag im Dämmerlicht.
    Im Korridor stand eine alte, eichene Kommode, darauf
stand eine uralte Petroleumlampe, die seit Jahren nicht mehr gebrannt hatte und
nunmehr Dekorationsstück war. Gegen den Fuß dieser Lampe stellte er den Brief.
Das Mädchen, das morgens zum Putzen kam, würde den Brief mitnehmen. Oder sollte
er selbst doch noch den Weg bis zum nächsten Briefkasten machen und...
    Da hörte er das Geräusch im Hausflur. Vom Stockwerk über
ihm kam jemand die Treppe herab. Das konnte einer der Meisners sein.
    Bauser schlurfte zur Tür und öffnete sie spaltbreit.
    Ein Schatten fiel über das Treppengeländer. Eine Frau,
Mitte Vierzig, tauchte im schwachen Licht der Hausflurleuchte auf.
    Bauser öffnete die Tür vollends.
    »Frau Meisner!« wisperte er. »Auf ein Wort bitte!«
    »Ja. was ist denn Herr Professor?« Die Frau nannte ihn
immer ›Professor‹, obwohl er das nicht war.
    Er streckte ihr den Brief entgegen.
    »Wenn Sie nach unten kommen, würden Sie bitte ...«
    Sie ließ ihn nicht ausreden. »Aber natürlich. Geben Sie nur
her, Professor! Ich werfe ihn ein.«
    »Vielen Dank!« Er atmete auf, als hätte man eine
Zentnerlast von seinem Herzen genommen. Er blickte der untersetzten Frau nach,
wie sie nach unten verschwand und kehrte dann in seine Wohnung zurück.
    Die Papyrusrolle mit den Hieroglyphen ging ihm nicht aus
dem Sinn.
    Was damit tun? Jetzt, da er nach jahrelanger Arbeit den
Sinn erfaßt hatte, wußte er, daß er eine Zeitbombe in seinem Heim beherbergte.
Wenn ...
    Abrupt brachen seine Gedanken ab.
    »Nein!« drang es wie ein gurgelnder Aufschrei aus seiner
Kehle.
    Das Fenster zu seinem Arbeitszimmer stand weit offen. Der
Wind bewegte die altmodisch geblümten Vorhänge, die Papyrusrolle, die er auf
dem Schreibtisch liegen hatte — war verschwunden!
    Bauser fühlte eine Schwäche, die wie schleichendes Gift
durch seine Adern sickerte und den Körper fast völlig lähmte. Es fiel ihm
schwer, einen Schritt nach vorn zu machen. Er taumelte, fiel fast, konnte sich
aber dann an der Schreibtischecke abstützen. Er rutschte mit der Hand nach vorn
und kam an den Standfuß der Tischlampe. Die erhielt einen Stoß, kippte um und
fiel herunter. Es krachte, als die Birne mit lautem Knall zersprang.
    Nur das Licht der Straßenlaternen fiel durch das
weitgeöffnete Fenster im ersten Stock des Hauses, in dem drei Familien wohnten.
    Für Bausers schlechte Augen herrschte momentan tiefste
Finsternis, in der er sich zitternd und kraftlos weitertastete.
    Er erreichte das Fenster.
    Wie konnte das nur möglich sein? Ein Dieb war in seine
Wohnung eingedrungen, in das erste Stockwerk hoch?
    Das Blut hämmerte in Bausers Schläfen, und sein Herz
pochte rasend und beruhigte sich nicht mehr.
    Der Ägyptologe starrte nach unten. Er glaubte das
Geräusch eines sich entfernenden Autos zu hören.
    Die Polizei! Ich muß sie sofort benachrichtigen! fieberte
es in seinem Hirn. Ich bin bestohlen worden! Der Papyrus! Ich ...
    Hier endeten seine Gedanken. Alles schien auf ihn
zuzukommen. Die Wände, die Decke, die Möbel... Bauser stürzte, sein Herz blieb
stehen. Es war der Aufregung nicht gewachsen.
    Die Furcht vor dem, was kommen konnte, nahm er mit ins
Grab.
     
    ●
     
    Die normalen

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