Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis
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I m Norden von Louisiana, im März des dreiundvierzigsten Jahres der kurischen Herrschaft: Die grüne Weite, die einmal als Kisatchie-Wald bekannt war, verschlingt langsam alle Spuren der Menschen. Es ist nur dem Namen nach ein Wald; tatsächlich handelt es sich eher um einen Dschungel mit feuchtheißem Klima und abgestandener Luft, ein fauliges Feuchtgebiet aus Sümpfen, verschlammten Flussarmen und totem Wasser. Das Gewölbe aus miteinander verflochtenen Zypressenästen, umhüllt von bartflechtenartigen Tillandsien, ist so dicht, dass selbst in der Mittagszeit nur Zwielicht herrscht. In diesem trüben Licht verfallen Raststätten am Straßenrand in von Ranken erstickte Isolation, während sie auf Reisende warten, die nicht mehr zurückkehren werden.
Eine lange Reihe von Menschen bewegt sich zu den Rufen erschrockener Vögel vorbei an moosbedeckten Stämmen. Am Anfang und am Ende der Reihe gehen Männer und Frauen in Hirschleder, deren Gesichter von Sonne und Wind zur gleichen bräunlichen Farbe gegerbt wurden wie ihre Lederkleidung. Sie tragen Gewehre in Futteralen,
und alle sind bereit, diese Waffen beim ersten Anzeichen von Gefahr zu benutzen, um die fünf Familien zu verteidigen, die in der Mitte der Reihe gehen und in schlecht sitzende zitronengelbe Overalls gekleidet sind. Flecken hellerer Farbe unter den Armen und an der Innenseite der Oberschenkel lassen vermuten, dass die Kleidung einmal von einem leuchtenderen Gelb war und nun vom vielen Gebrauch verblasst ist. Fünf Packmaultiere folgen ihnen unter der Aufsicht von jugendlichen Abbildern der älteren Krieger.
Am Anfang der Kolonne, hinter zwei lautlosen Spähern, sieht sich ein junger Mann um. Er hat noch etwas von der Schlaksigkeit der Jugend an sich, aber in seinen dunklen Augen zeigen sich Scharfsinn und Tiefe. Sein schulterlanges schwarzes Haar ist im Nacken zusammengebunden und glänzt selbst im schummrigen Licht wie das Gefieder eines Raben. Mit seiner dunklen Haut und der Hirschlederkleidung sieht er aus wie ein Eingeborener dieser Region vor drei Jahrhunderten, vielleicht wie der Sohn eines französischen Trappers und einer Choctaw. Seine schlanken Hände wandern über den schweren Gürtel, von der Pistole im Halfter zu einem Fernglas, berühren den Griff des Parangs mit der breiten Klinge und dann den Wasserbehälter an der Taille. Ein zerkratzter, verbeulter Kompasskasten hängt an einer schwarzen Nylonschnur um seinen Hals, und eine feste lederne Landkartenröhre zeichnet sich an seinem Rücken unter dem Hemd ab. Anders als seine Leute trägt er keine Kopfbedeckung. Hin und wieder dreht er sich um, um die Position seiner Soldaten zu überprüfen und in die Gesichter seiner gelb gekleideten Schützlinge zu schauen, als wollte er abschätzen, wie viele Kilometer noch in ihren müden Beinen stecken. Aber sein ruheloser Blick verharrt nicht lange auf dem Pfad.
Wenn sie kommen, dann heute Nacht. Während die Sonne hinter dem Horizont verschwand, kreisten Lieutenant David Valentines Gedanken immer wieder um diese Vorstellung. Er hatte gehofft, seine Schutzbefohlenen vor Anbruch der
Dunkelheit auf der alten Interstate noch weiter nach Norden bringen zu können, aber sie waren an diesem Tag - ihrem vierten seit Red River Crossing - nicht gut vorangekommen. Er und seine Wölfe schützten siebenundzwanzig Männer, Frauen und Kinder, die die Flucht in die Freiheit gewagt hatten. Die Familien waren nun an die Entbehrungen der Wanderschaft gewöhnt und befolgten die Befehle anstandslos. Aber sie kamen auch aus einer Welt, in der Ungehorsam Tod bedeutete, also war das nur zu verständlich.
Wären sie allein unterwegs gewesen, dann hätten die Wölfe bereits das Freie Territorium erreicht. Aber Valentine war dafür verantwortlich, diese Landarbeiter vom Red River sicher nach Norden zu bringen. Vier Stunden zuvor hatte die gelb gekleidete Gruppe die letzte Grenze hinter sich gebracht: die Straße mit der Eisenbahnlinie, die Dallas bei Vicksburg mit dem Mississippi verband. Dann hatte Valentine sie noch drei Kilometer weiter getrieben. Nun hatten sie nicht mehr viel Kraft.
Es fiel ihm schwer, ruhig zu bleiben, denn er hatte bei seinem ersten unabhängigen Kommando in der kurischen Zone an so vieles zu denken, aber sich zu beruhigen, die Lebenszeichen zu dämpfen, war buchstäblich eine Frage von Leben und Tod, wenn es dunkel wurde. Ein Wolf zu sein, verlangte ebenso geistige wie körperliche Disziplin, denn die Schlächter spürten die Aktivität eines
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