Heiratsmarkt
mir hinzugehen, denn wenn ihm nichts daran liegt, dann kommt sicherlich Mr. Tre-vor mit!"
„Bestimmt möchte er das", stellte Seine Lordschaft ziemlich betroffen fest. „Es ist außerdem höchste Zeit, dass auch er einmal ein Vergnügen hat, der arme Kerl!"
„Natürlich wäre es am besten, wenn Sie mitkämen!", sagte Felix versuchsweise.
„Nein, nein, du darfst mich nicht so verwöhnen!", antwortete Seine Lordschaft nachdrücklich. „Ich habe bereits einmal das Vergnügen gehabt - erinnere dich!"
„Na ja." Felix war einverstanden. „Er ist nicht so schneidig wie Sie, aber zumindest einigermaßen vernünftig."
„Sogar sehr", stimmte ihm Seine Lordschaft mit ernster Miene zu. „Er hat seine Prüfungen mit Auszeichnung bestanden. Ich bin überzeugt, wir werden ihn noch als Schatzkanzler erleben - also sieh dich vor, dass du bei ihm gut angeschrieben bist."
Es war deutlich zu sehen, dass Felix von diesem Ehrgeiz recht wenig hielt, doch sagte er ohne Hintergedanken: „O ja. Aber wissen Sie, er ist wenigstens kein Umstandsmeier. Zuerst habe ich ihn dafür gehalten, aber jetzt bin ich ziemlich gut mit ihm bekannt, und ich mag ihn gut leiden."
Dann verabschiedete er sich vom Marquis, der Frederica mit hochgezogener Braue ansah und bemerkte: „Und wie, wenn ich fragen darf, ist Ihr gewinnender Bruder mit Charles .ziemlich gut bekannt' geworden?"
Sie antwortete etwas zurückhaltend: „Oh, er besucht uns hier und da, am Sonntag, wenn wir einige Freunde zum Abendessen einladen - nichts Formelles, verstehen Sie, nur eine Gesellschaft en famille, für Leute, denen nichts am mondänen Gedränge liegt, die hingegen gern einen gemütlichen Abend bei Gesellschaftsspielen wie Jackstraws, Bilbo-catch und Speculation verbringen ..."
„Oder hinter Charis herlaufen!"
„Nein, Sie irren sich!", entgegnete sie hastig. „Mr. Trevor tut das nicht."
„Da bin ich aber froh. Sie würde überhaupt nicht zu ihm passen."
„Was das betrifft, dann würde vor allem er nicht zu ihr passen!"
„Sehr wahrscheinlich nicht. Was dann hat ihn also dazu gebracht, sein mönchisches Dasein aufzugeben?"
„Fragen Sie ihn, Mylord - nicht mich!"
„So taktlos bin ich keineswegs."
„Haben Sie etwas dagegen, wenn er uns besucht?"
„Nicht im Geringsten. Ich bin nur neugierig. Irgendeinen starken Anreiz muss es ja geben! Charles fehlte es nie an Einladungen. Er wird sehr gern gesehen und kommt aus einer guten Familie, doch bevor die Merrivilles nach London kamen, hat er äußerst selten welche angenommen. Ich glaube, er hat sich verliebt. Unlängst vergaß er, mich daran zu erinnern, dass ich zu einer sehr langweiligen Dinner-Gesellschaft
verabredet war. Ich versichere Ihnen, das hat es noch nie gegeben! Aber wenn nicht in Charis ..." Er unterbrach sich, da ihm etwas einfiel. „Guter Gott! Chloe?!"
„Er hat sich mir nicht anvertraut, Vetter. Und selbst wenn das der Fall wäre, würde ich sein Vertrauen niemals enttäuschen."
Er überging diese Worte. Ein Lächeln zuckte um seinen Mund, und nach kurzer Überlegung stellte er fest: „Das Leben wird ja höchst interessant, wenn dem wirklich so ist. Ich muss wohl Chloes Bekanntschaft pflegen!"
13. KAPITEL
Frederica hatte keine Möglichkeit zu erfahren, ob der Marquis wirklich etwas unternahm, um seine junge Base Chloe besser kennenzulernen. Das Versprechen, der guten Gesellschaft sein Interesse an seinen angeblichen Mündeln zu bekunden, löste er jedoch sehr bald ein und bestätigte damit den wachsenden Verdacht, seine berüchtigte Vergesslichkeit sei zum Großteil nur gespielt. Er sprach in der Upper Wimpole Street vor, um Charis abzuholen, kutschierte sie während des Bummels der mondänen Welt um den Hyde Park und zügelte seine Grauschimmel mehrmals, um seine eigenen Freunde zu begrüßen oder Charis die Möglichkeit zu geben, die Grüße ihrer zahlreichen Anbeter zu erwidern. Das tat sie äußerst charmant und ohne eine Spur von Koketterie. Der Marquis hatte viele Schönheiten kennengelernt, aber noch keine, die in aller Unschuld so unbekümmert um ihre Erscheinung war wie Charis. Sie schien sich auch der ihr von ihm erwiesenen einmaligen Ehre nicht bewusst zu sein, und auch nicht der Überraschung und der Vermutungen, die dadurch heraufbeschworen wurden. Sie bedankte sich höflich dafür, dass er sie zu der Fahrt eingeladen hatte, sagte ihm jedoch auf seine diesbezügliche Frage, sie habe die Kensington Gardens lieber als den Hyde Park, weil dort die Blumen so hübsch
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