Heiße Kuesse im Paradies
"Wirf mich raus."
"Du wirst mich von gar nichts überzeugen, nur weil du bleibst."
"Darauf würde ich nicht wetten", meinte er.
Es gab nichts, was er tun oder sagen konnte, da sie immun gegen ihn war. Und das, was er ihr letzte Nacht gesagt hatte, überlagerte alle anderen Gefühle, die sie hatte.
Carrie ging an ihm vorbei zurück ins Haus. Wenn er bleiben wollte, dann sollte er eben bleiben. Was sollte schon passieren?
Doch seine Gegenwart irritierte sie. Es war völlig anders als seine heimlichen, erotischen Besuche nachts als Phantom-Liebhaber. Jetzt war er einfach Hugh, der in ihrem
Wohnzimmer saß, Raum einnahm und sie mit seiner
Ausstrahlung erdrückte.
Es wurde zu einem Kräftemessen der Willensstärke. Carrie würde nicht eher ins Bett gehen, bis er verschwunden war.
Aber er würde bleiben, also konnte sie ebenso gut ins Bett gehen.
Keiner von ihnen musste ein Wort sagen. Die Situation war zu offenkundig. Auf der einen Seite ihre Wut, auf der anderen seine Entschlossenheit. Und daneben eine gegenseitige Anziehungskraft, die trotz allem nicht nachgelassen hatte.
Es war fast zu viel für Carrie. Sie war körperlich und emotional erschöpft. Gleichzeitig war sie so überreizt, dass sie das Gefühl hatte, nie wieder schlafen zu können.
"Es ist schon in Ordnung", meinte er schließlich. "Ich gehe nirgendwohin."
"Das ist überhaupt nicht in Ordnung. Und hör auf, solche Sachen zu sagen."
"Schön, aber du solltest dir über eines im Klaren sein. Ich werde bei dir bleiben, bis die Sache mit Eddie geklärt ist. Und selbst dann gehe ich vielleicht nicht mehr nach Hause."
Sie schnaubte. "Das habe ich nicht gehört."
Wenn ich nur über ihn hinwegkommen würde, dachte sie.
Sosehr sie sich auch einredete, dass sie umempfänglich für seinen Charme war, die Anziehung zwischen ihnen blieb.
Sie sprang aus ihrem Sessel. "Ich gehe ins Bett."
Aber Hughs Gegenwart zu verdrängen wurde nicht leichter dadurch, dass sie ihn nicht mehr sah. Sie spürte weiterhin seine Anwesenheit, und in ihren Träumen blieb er ihr heimlicher Liebhaber.
Hugh fuhr Carrie zur Arbeit und holte sie auch wieder ab.
"Musst du nicht arbeiten?"
"Ich habe die Aufträge aufgeteilt. Komm schon, Carrie. So schlimm ist das alles auch nicht."
"Sobald ich mein Motorrad zurück habe ..."
Hugh war es gelungen, das hinauszuzögern. Dooley, der Harley-Mechaniker in Portland, hatte angerufen und mitgeteilt, dass er erst Reifen bestellen müsste.. Es würde vermutlich eine Woche dauern, vielleicht auch weniger.
Carrie biss die Zähne zusammen. Eine Woche, in der sie mit Hugh zusammenleben müsste. Und das nach all der Sorgen, die sie sich darum gemacht hatte, was die Leute wohl über sie sagen würden, wenn sie mit Hugh essen gehen würde. Nicht zu fassen. Er würde einfach nicht nach Hause gehen.
Am darauf folgenden Abend bereitete er das Abendessen zu.
Sie schlang es herunter. Das war einfach zu behaglich, zu vertraut, so sehr wie ... wie ... sie wollte nicht mal daran denken.
"Hat die Polizei schon irgendwelche Spuren von Eddie entdeckt?"
"Nein. Er war nicht zu Hause und ließ sich auch nicht mehr im Büro blicken. Ein Mädchen arbeitet für ihn, um die Anrufe entgegenzunehmen, da er ein paar Geschäfte in der Schwebe hat."
Jeannie hatte sich ein paar Tage frei genommen und Carrie gegenüber am Telefon gestanden, dass sie seit Jahren keinen Urlaub mehr gehabt hatte. "Eddie hat immer gearbeitet und wollte nie wegfahren. Hier bei Old Man ist es wie in einem privaten Erholungspark, wo einen niemand stört und man sich herrlich entspannen kann."
Jeannie sah tatsächlich nicht mehr so geschafft aus, wie Carrie feststellte, als sie und Hugh am nächsten Abend zum Abendessen zu Old Man fuhren. Und wenn die Umstände
anders gewesen wären, hätte man es glatt für ein sonntägliches Familientreffen halten können.
Jolley, die Haushälterin, hatte einen großen Topf Eintopf gekocht. Hugh hatte Baguette von Verity's und frische Butter von der Farm in der Hill Road mitgebracht. Es gab Apfelwein, Limonade und Eistee, und Jeannie hatte zum Dessert einen Karottenkuchen gebacken.
Sie aßen bereits seit einer halben Stunde, als Brad Hillis vorbeischaute, um ihnen mitzuteilen, dass Eddie noch immer nicht aufgetaucht war. Der Sheriff wurde zum Essen
eingeladen. Dann kam Tom, um sich nach Jeannie zu
erkundigen, und im Nu wurde aus dem Essen eine Party. Old Man stellte Musik an, die Tische und Stühle wurden beiseite geräumt, und Jeannie und Tom
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