Heiße Kuesse im Paradies
1. KAPITEL
Hugh McKelvey konnte nicht gerade behaupten, dass er die letzten fünfzehn Jahre damit zugebracht hatte, von Carrie Spencer zu träumen. Aber der Tag, an dem sie stolz und selbstbewusst auf ihrer Harley in ihre Heimatstadt rauschte, ließ ihn keineswegs kalt.
Von Bob Veritys Drugstore aus beobachtete er, wie Carrie die Harley routiniert zwischen seinem Pick-up und Bobs Lieferwagen einparkte, den Motor abstellte und ihren Helm abnahm. Sie hatte sich kein bisschen verändert. Sie hatte noch immer lange blonde Haare mit hellen Strähnchen, und sie trug immer noch gern enge T-Shirts unter einer weiten Lederjacke und hautenge Jeans.
Und sie hatte noch immer volle, sinnliche rote Lippen.
Außerdem versteckte sie nach wie vor ihre wunderschönen blauen Augen hinter einer Sonnenbrille. Vor fünfzehn Jahren war sie eine außergewöhnlich attraktive und herausragende Schülerin gewesen, begehrt, unnahbar und von Ehrgeiz getrieben.
Und sie hatte ihm gehört. Damals hatte sie sich ihm beinah hingegeben. Er war der einzige gewesen, der dem Ziel jemals so nah gekommen war. Doch Carrie hatte frei sein wollen. Eine feste Beziehung, eine Ehe oder gar ein Kind hätte sie nur als etwas empfunden, was sie daran hinderte, die Flügel
auszubreiten und loszufliegen. Sie war für größere und bessere Dinge geschaffen, und sie würde sie erreichen - allein.
Jetzt war Carrie wieder hier, forsch und herausfordernd wie eh und je, eine echte Kriegerin, die sich auf ihrem treuen Stahlross aufgemacht hatte, die Provinzbewohner zu
unterwerfen.
Hugh war sich nicht sicher, ob er erstaunt, amüsiert oder einfach verärgert sein sollte. Mit Sicherheit wusste er jedoch, dass Carrie Spencer eine wandelnde Feuersbrunst war, in der ein Mann verbrennen konnte, wenn er ihr zu nahe kam.
Er hatte gesehen, wie die Männer sich nach ihr umdrehten, als sie die Main Street auf ihrer Maschine hinuntergedonnert war. Jeder sah ihre Beine, die Haare, ihre rebellische Haltung.
Und alle begehrten sie sofort, genau wie Hugh. Selbst nach all der Zeit, die inzwischen vergangen war, war er erregt und verspürte den Drang, sie zu erobern.
Vielleicht lag es nur an dieser unerledigten Sache von damals. Oder es hing mit seinem verletzten Stolz zusammen.
Hugh begehrte sie jedenfalls - gegen seinen Willen und gegen jegliche Vernunft. Vielleicht gefiel ihm aber auch nur, wie sie eine Show daraus machte, ihre langen Beine über den Sitz zu schwingen, wohlwissend, dass er sie beobachtete. Er mochte die Art, wie sie ihre Lippen zusammenpresste und das Kinn hob, als würde sie in den Kampf ziehen.
Ohne Frage hatte Carrie ihn erkannt. Dennoch blieb sie nicht stehen, als sie den Innenhof des Drugstores betrat und um die kleinen Tische und Stühle herumging, die dort für Kunden aufgestellt worden waren, die einen Snack im Freien zu sich nehmen wollten. Sie versuchte sich ihren Schreck nicht anmerken zu lassen, als sie Hugh entdeckte, der mit vor der Brust verschränkten Armen dastand.
Von allen Menschen aus ihrer Vergangenheit lief sie
ausgerechnet dem Menschen über den Weg, den sie so gern für immer aus ihrem Gedächtnis getilgt hätte. Carrie kam sich wieder wie siebzehn vor. Hugh sah nicht anders aus als vor fünfzehn Jahren auf der High School: er hatte noch die gleichen langen dunklen Haare, und seine markanten
Gesichtszüge waren mit den Jahren nur noch interessanter geworden. Außerdem trug er wie früher eine enge Jeans, Stiefel und ein dunkles T-Shirt. Und sein durchdringender Blick gab ihr das Gefühl, feminin und sexy zu sein. Und ihm zu gehören.
Vielleicht war sie in die Vergangenheit zurückversetzt worden, und das Schicksal gab ihr eine zweite Chance. Noch monatelang nach jenem Ereignis, das den Schlusspunkt unter ihrer Beziehung bedeutete, hatte sie die Szene in Gedanken durchgespielt.
Nein, das mit der zweiten Chance traf nicht zu. Das
Schicksal hatte es gut mit ihr gemeint. Denn sie hatte der erotischen Anziehungskraft des jungen Hugh McKelvey nicht nachgegeben, sondern war nach New York gezogen und hatte etwas aus sich gemacht. Sie hatte einen tollen Job in der Werbebranche gehabt, tolle Freunde, und ein tolles Leben geführt, zu dem keine Bad Boys und Babys gehörten.
Hughs abschätzender Blick verriet ihr, dass seine
Erinnerungen ebenfalls nicht verblasst waren. Im Gegenteil, ihr Anblick hatte sie wieder geweckt. Es wurde Zeit, dem Feind gegenüberzutreten. Carrie hatte keine Angst vor ihm oder der Vergangenheit. Oder ihren
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