Heißer als jede Flamme (German Edition)
Caitlyn, die versuchte, nach dieser ungewöhnlichen Reaktion einen klaren Gedanken zu fassen, hielt den Blick wie hypnotisiert auf Lazzaro Dante gerichtet.
Bereits bei ihrem Vorstellungsgespräch war mehrmals sein Name gefallen. Als neue Finanzchefin für die Inlandsgeschäfte würde sie zwar nicht unmittelbar mit ihm, der für den bedeutend komplexeren Bereich der Auslandsfinanzen verantwortlich war, zusammenarbeiten. Doch sie würden bei ihrer Arbeit regelmäßig miteinander Kontakt haben.
Man hatte ihr angekündigt, sie ihm gleich an ihrem ersten Tag bei Dante vorzustellen. Allerdings hatte sie es sich nicht träumen lassen, dass er sie in der Eingangshalle abholen würde – bis der Portier in seine Richtung gezeigt hatte.
„Sehr freundlich von Ihnen, dass Sie mir entgegengekommen sind, Mr. Dante, aber …“ Von der elektrischen Entladung prickelte ihr noch immer die Handfläche, und sie rieb sie mit dem Daumen. Belustigt merkte sie, dass Mr. Dante die Geste nachzuahmen schien, und war etwas verwirrt. „Okay, ich möchte zuerst wissen, was das gerade war.“
„Habe ich Ihnen wehgetan, cara ? Tut mir leid.“
„Wehgetan? Nein, das eigentlich nicht. Es kam nur so … unerwartet.“
Irgendwie hatte das seltsame Ereignis dazu geführt, dass sie ihm nun größere Beachtung schenkte. Als sie ihn letzte Woche beim Einstellungsgespräch zum ersten Mal gesehen hatte, war ihr bereits sein gutes Aussehen aufgefallen. Er war so attraktiv, dass er einer Frau durchaus gefährlich werden konnte. Aber heute …!
Sie verspürte eine leichte Unruhe. Die kurze Berührung hatte ihr lebhaftes Interesse geweckt, und die verblüffende Anziehungskraft zwischen ihnen war nicht zu leugnen. Mit einem Mal sah sich Caitlyn ihr völlig unbekannten Gefühlen und Gedanken ausgesetzt. Sie verstand nicht, was mit ihr los war, und weigerte sich, sich damit auseinanderzusetzen.
Sie war achtundzwanzig Jahre alt und würde für keinen noch so charmanten Mann ihre Karriere gefährden. Wie oft hatte ihre Großmutter sie mit dem Hinweis auf ihre eigenen Erfahrungen davor gewarnt? Caitlyn hatte gut zugehört und kannte die Spielregeln.
Der Beruf hatte Vorrang vor einem kurzen, trügerischen Glück. Eines Tages würde sie eine feste Beziehung zu einem Mann mit ernsten Absichten und Durchhaltevermögen aufbauen. Einem Partner, der ihre Anschauungen und Grundsätze teilte. Eine zeitweilige Affäre kam für sie nicht infrage. Aber dennoch …
Alles um sie herum schien sich aufzulösen, die Geräusche zu einem Murmeln zu werden. Nur sie und Marco standen im Sonnenlicht und fühlten sich mit jedem Herzschlag mehr zueinander hingezogen, bis ihre Sehnsucht stärker war als alles andere.
„Caitlyn“, flüsterte er. Obwohl Marco akzentfrei sprach, ließ sie der melodiöse Klang seiner Stimme an das Mittelmeer denken, an Wein und Poesie.
Er bot ihr seine Hand, und fast …, fast hätte Caitlyn sie genommen und wäre ihm auf der Stelle gefolgt, egal wohin, um das Glück mit ihm zu genießen.
Doch sie besann sich gerade noch eines Besseren und blickte etwas umständlich auf ihre Uhr. „Ich werde in fünf Minuten im Personalbüro erwartet.“ Beinahe hätte sie sich per Handschlag von ihm verabschiedet, aber im letzten Moment unterließ sie es und ging Richtung Aufzug. Nach einigen Schritten konnte sie dem Impuls nicht widerstehen, drehte sich nochmals um und nickte zum Abschied. „Bis gleich, Mr. Dante. Wir sehen uns um zehn.“
Marco strahlte. „Davon weiß ich ja gar nichts. Meine Sekretärin muss vergessen haben, mir den Termin mitzuteilen.“ Er ging auf sie zu. „Aber warum warten? Verlegen wir unsere Verabredung doch einfach vor.“
Zum Glück öffneten sich die Aufzugtüren, denn Caitlyn hätte nicht mehr länger Marcos Vorschlag widerstehen können. Wer weiß, was dann geschehen wäre! Und das an ihrem ersten Arbeitstag. „Zehn Uhr“, wiederholte sie. „Ich freue mich schon darauf.“
Schnell betrat sie den Fahrstuhl und bemühte sich, möglichst unbeteiligt zu wirken, während die Türen leise zuglitten. Zu ihrer Erleichterung folgte Marco ihr nicht, sondern blieb mit interessiertem Gesichtsausdruck zurück und beobachtete ihren Rückzug. Und genau das war es auch: ein offener Rückzug auf der ganzen Linie.
Kaum waren die Türen zu, lehnte Caitlyn sich gegen die Rückwand und schloss die Augen. Seit nicht einmal einer Minute bin ich hier, und was habe ich schon aufs Spiel gesetzt. Und das alles wegen eines gewöhnlichen
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