Heisser Fruehling in Alaska
Wenn er doch nur wüßte, was er suchte... Alaska fesselte sein Interesse nun schon länger als irgend etwas anderes bisher, aber wie lange würde das noch anhalten?
Hawk schaute zum noch immer blauen Himmel auf. Die
Tage wurden länger, zwischen Sonnenuntergang und
Sonnenaufgang lagen nur fünf, sechs Stunden. Sich nach Alleinsein sehnend, erhob er sich und trat ans Lagerfeuer. "Kein Essen in den Zelten", ermahnte er die Männer. "Die Bären sind hungrig um diese Jahreszeit. Und werfen Sie die
Zigarrenstummel in das Feuer."
Damit nahm er das Zigarrenkistchen und verließ das Lager.
Früher am Abend hatte er die Vorräte in einen hohen Baum gehängt, und nun ließ er das Bündel noch einmal am Seil herab, um auch die Zigarren in dem Beutel unterzubringen. Bären mochten Tabak. Seit einer einmal wegen einer Stange Zigaretten den Zeh eines Gasts verwüstet hatte, war Hawk vorsichtiger geworden.
Als das Bündel wieder fest am Ast verzurrt war, überprüfte Hawk noch einmal kurz die Zelte. Er hatte die Männer vor Bären und Elchen gewarnt, vor reißenden Russen und
eisigkaltem Wasser.
Dennoch wußte er, daß er erst wieder ruhig schlafen würde, wenn er seine Gäste ins Flugzeug nach Seattle gesetzt hatte.
"Irgend etwas kann nicht stimmen mit der Welt, wenn eine Frau wie Sydney Winthrop lieber mit einem Karton Pralinen als mit einem Mann ins Bett geht!"
Sydney schaute Kit Chandler, ihre beste Freundin, an. "Das stimmt nicht ganz", erwiderte sie seufzend. "Ich mag Männer.
Aber wenn es um weibliche Bedürfnisse geht, sind nur zwei Dinge von Bedeutung - Qualität und Quantität." Lächelnd hielt sie inne. "Und für mich kommen nur die feinsten belgischen Pralinen in Frage. Und wenn, dann mindestens ein Kilo."
Die fünf anderen Frauen im Zimmer kicherten und nickten zustimmend. Sydney nippte an ihrem Capuccino, während sie dem neuesten Thema ihrer Frauengruppe lauschte.
Die Gruppe war vor drei Jahren von Sydney, Kit und zwei anderen erfolgreichen Singles gegründet worden. Sie hatten sich in Sydneys Fitneßstud io kennengelernt, wo sie in den Mittagspausen schwitzten und über sadistische Aerobic-
Übungen stöhnten.
Bei einigen der Frauen war es bloße Eitelkeit. Für Sydney jedoch stellten die täglichen Übungen eine Möglichkeit dar, Streß abzubauen - Streß, den ihre Arbeit in der Werbeagentur ihres anspruchsvollen Vaters mit sich brachte.
Die kurzen Gespräche in der Sauna hatten zu regelmäßigen Treffen in Sydneys kleinem Haus geführt. Neue Mitglieder kamen und gingen, aber der Kern der Gruppe blieb. Die Frauen redeten über ihre beruflichen und persönlichen Probleme, tranken Kaffee und naschten Süßigkeiten. Obwohl es eigentlich um Emanzipation und Solidarität in dieser Gruppe ging, um Zukunftshoffnungen und Ambitionen, endeten diese Abend stets beim Thema Männer.
Nicht daß Sydney dazu nicht einiges zu sagen gehabt hätte.
Aber ihre Probleme betrafen in der Hauptsache ihren Vater, diesen aufgeblasenen Chauvi, der Winthrop Marketing, eine der erfolgreichsten Werbeagenturen San Franciscos, besaß und leitete. Und ihre beiden jüngeren Stiefbrüder, den
wieselgesichtigen Wade und den intriganten Evan, die für Sydney Musterbeispiele für Faulenzer und Versager waren.
Wade und Evan arbeiteten mit ihr in der Werbeagentur, wo sie sich die Tage mit ihrem üblichen Maß an Inkompetenz vertrieben.
Sydney hingegen, die einen Abschluß an der berühmten
Stanford Universität vorzuweisen hatte und sich in jeder Hinsicht für die Firma einsetzte, verbrachte ihre Tage damit, ihrem engstirnigen Vater zu beweisen, was sie konnte.
Immerhin war es ihr gelungen, zum Art-Director aufzusteigen, was alles andere als leicht gewesen war.
Denn egal, was sie auch tat - ganz gleich, wie erfolgreich die Kampagnen, die sie leitete, auch waren, oder wie wichtig die Kunden, die sie für die Agentur gewann - Arthur Winthrop weigerte sich beharrlich, Sydney als seine potentielle Nachfolgerin zu betrachten. Sie war eine talentierte Grafikerin, doch ihr Vater war der Meinung, Künstler seien viel zu launenhaft, um ihnen eine verantwortungsvolle Aufgabe wie die Leitung eine r Werbeagentur anzuvertrauen.
Wenn man "Künstler" durch "Frau" ersetzte, wurde klar, was Sydneys Vater wirklich meinte: daß sie besser daran getan hätte, sich einen reichen Ehemann zu suchen - am besten einen mit einer ganzen Wagenladung Kapital, mit dem er nichts Besseres anzufangen wußte, als es in das risikoreiche Werbegeschäft zu
Weitere Kostenlose Bücher