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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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»Deine Mutter hat doch freiwillig unterschrieben, nicht wahr? Oder gibt es rechtliche Probleme?«
    Jas nickte und schüttelte dann den Kopf. »Freiwillig. Sie wird nicht gesucht.«
    »Mach dir um sie keine Sorgen«, sagte die Frau. »Sie reagieren oft so. Sobald sie die Papiere unterschrieben haben, sind sie ganz versessen darauf, alles wieder rückgängig zu machen. Albern, nicht wahr? Man könnte meinen, sie hätten gerade ihr eigenes Todesurteil unterschrieben. Dabei könnten sie froh sein, aus dieser Blechdose von einer Welt herauszukommen.«
    Jas lächelte. »Sie haben recht. Wahrscheinlich haben Sie selbst schon für einen Flug nach den Kolonien unterschrieben.«
    Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht der Frau. »Raus hier, du Schlaumeier«, sagte sie. Als Jas ging, hör te er sie murmeln: »Da versucht man nun, nett zu den Leuten zu sein, und sie werden dann auch noch…«
    Jas nahm einen anderen Zug und fand sich in einem der riesigen Parks wieder, die es in jedem Stadtbezirk gab, weil irgendein Politiker schon einmal auf der Erde gewesen war und nun glaubte, Steuergelder ausgeben zu müssen, um so etwas auf Capitol einzurichten. Echte Bäume auf richtigem Rasen. Die Einwohner waren im großen und ganzen kaum beeindruckt – die meisten hat ten nie einen Baum gesehen, und Chlorophyll roch irgendwie unangenehm. Grüne Gewächse waren lediglich Formen von Fäulnis, und Fäulnis bedeutete, daß man seinen Verdunster neu einstellen lassen mußte.
    Aber Jas fühlte sich seit seiner Kindheit von den Parks angezogen, und als er auf den Rasen trat, erinnerte er sich, daß er mehrere Male mit seiner Mutter in diesem Park gewesen war. Sie hatte im Gras gesessen und aus einer Schüssel ein Rindfleischgericht gelöffelt, während er auf die großen Steine geklettert und lachend heruntergesprungen war.
    Aber jetzt ist mir nicht zum Lachen zumute, sagte sich Jas. Und dann überlegte er sich, wie es wohl auf einer ähnlichen grünen Fläche in irgendeiner Kolonie sein würde. Nur ohne das Dach darüber. Ohne die Wände. Ohne die überfüllten Korridore, die von hier aus in sechs Richtungen führten.
    Der Park war, wie immer, fast menschenleer, und Jas hoffte, daß ein so wenig besuchter Ort nicht allzu scharf überwacht wurde, obwohl auch hier, wie überall, Kameras das Kommen und Gehen registrierten. Er kroch in ein größeres Gebüsch und ruhte sich am Stamm eines Baumes aus, der daraus hervorwuchs. Es war hier schattig und deshalb dunkler als in den Korridoren. Im Dunkel des Schattens versuchte er nachzudenken. Er mußte zu einem Entschluß kommen.
    Von der Polizei durfte er sich wegen Radamand nicht erwischen lassen. Und nur die Polizei konnte ihn vor Hartman Tork schützen oder vor dem Pöbel, der zusammenlaufen würde, wenn erst bekannt wurde, daß man einen Telepathen gefunden hatte. Mamis Kleine Jungs? Man wandte sich nicht an Mamis Kleine Jungs. Um Vermißte zu finden, ja. Um Schutz zu finden? Wer würde einen vor Mamis Kleinen Jungs schützen?
    Wenn er sich der Computer bediente, könnte man ihm auf die Spur kommen, und doch konnte er nur über die Computer in die Armee eintreten. Und der andere Fluchtweg – die Kolonien – schied aus. Jas erhoffte sich eine eindrucksvolle und bedeutende Zukunft. Für die Leute in den Schiffen nach den Kolonien gab es keine eindrucksvolle und bedeutende Zukunft.
    Er dachte an seine Mutter und die Zukunft, die ihr bevorstand, und wieder hatte er dieses Schuldgefühl; vielleicht hätte man sie gar nicht erwischt, vielleicht hätte man sie gar nicht gefoltert, um die Antwort zu bekommen, vielleicht …
    Es gab kein Vielleicht. Wenn sie bewiesen hätten, daß Jas Telepath war, und ihn umgebracht hätten, wäre auch seine Mutter hingerichtet worden, denn die Eigenschaft wird von der Mutter auf den Sohn vererbt. Jedenfalls, soweit sie wissen, dachte Jas. Von der Mutter auf den Sohn? Ich bin wie mein Vater. Immer wieder gingen ihm diese Worte durch den Kopf. Ich bin wie mein Vater.
    Etwa sechs Stunden nachdem er in das Gebüsch gekrochen war, wachte er wieder auf. Und als er wach war, wußte er, was er zu tun hatte. Wie lange hatten Mamis Kleine Jungs gebraucht, um ihn zu finden, als er das letzte Mal den Computer-Terminal benutzt hatte? Nicht lange – vielleicht drei Minuten. Aber das würde reichen, wenn er sich beeilte.
    Er überlegte kurz, warum er sich überhaupt Sorgen machte. Vielleicht suchten ihn Mamis Kleine Jungs gar nicht. Vielleicht wurde er nur von der Polizei und von

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