Heißer Zauber einer Nacht
ist er! Wie hast du das gewusst?«
»Als ich auf dem Schiff gegen ihn prallte, sah ich sein Gesicht. Ich wusste, dass es wichtig ist, ihn zu identifizieren, und ich wollte ihn aus der Erinnerung zeichnen, doch dann verlor ich meinen Skizzenblock. Ich wollte nichts sagen, bis ich sicher war, dass ich zeichnen kann, an was ich mich erinnere.«
Georgie nahm den Block und schaute auf das gezeichnete Gesicht. »Oh, du hast es genau getroffen. Es ist perfekt, Kit.« Sie hielt die Zeichnung Pymm, Temple und Lord Sutton hin. »Dies ist Euer Mann, Gentlemen. Findet ihn, und Ihr habt Mandeville gefunden.«
Die drei Männer starrten auf die Zeichnung, doch ihren Mienen war anzusehen, dass keiner von ihnen das Gesicht wiedererkannte.
Plötzlich blickte Tante Estes von der Abendzeitung auf. Sie war in die Klatschkolumne vertieft gewesen und hatte Mrs Delaneys Mahlzeit abgelehnt, bis sie endlich erfahren hatte, wer die in der Zeitung erwähnte »Lady S« sein mochte. »Wen sucht ihr?« Sie rückte ihre Brille zurecht und betrachtete die Zeichnung. »Was wollt ihr denn mit Lord Cunningham?«
Totenstille.
»Ihr wisst, wer dies ist, Madam?«, fragte Temple.
»Selbstverständlich. Das ist Lord Cunningham. Obwohl ich zu sagen wage, dass dies eine eher schmeichelhafte künstlerische Wiedergabe ist. Ich habe ihn zwar jahrelang nicht gesehen, aber ich würde ihn überall erkennen. Meine Güte, da gab es vor einigen Jahren einen Skandal um seine Frau. Sie hatte eine Affäre mit ihrem Nachbarn. Die Frau ihres Ge li ebten ertappte sie in flagranti und tötete sich dann selbst, während sie ihren Treffpunkt niederbrannte. Eine Jagdhütte oder so etwas; sie grenzte an die beiden Grundstücke.«
Georgie und Mr Pymm tauschten einen Blick. »Mandeville«, stießen beide gleichzeitig hervor.
»O nein, das stimmt nicht«, sagte Tante Estes. Sie rieb sich nachdenklich übers Kinn und lächelte dann. »Der Familienname ist nicht Mandeville, sondern ...«
Und als sie dann den Namen nannte, passte plötzlich alles zusammen.
Mr Pymm nickte Lord Sutton zu, der sofort zur Tür eilte und nach einem weiteren Boten rief.
»Was haben sie?«, fragte Tante Estes Georgie. »Ich kann kein Wort verstehen von dem, was sie sagen.«
Georgie neigte sich ans Ohr der schwerhörigen Dame. »Sie suchen nach Lord Cunningham.«
Tante Estes lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Da brauchen sie sich keine so große Mühe zu geben.« Sie wies auf die Zeitung. »Da steht, dass er einer der Gäste bei dem Essen ist, das heute Abend zu Ehren Lord Nelsons gegeben wird, ich glaube, in ...«
Pymm war schon bei ihr und riss ihr die Zeitung aus der Hand, bevor sie aussprechen konnte.
»Lord Bothams Residenz. Heute Abend. Ein Dinner zu Ehren Lord Nelsons.« Er blickte von der Zeitung auf. »Er wird es heute Abend tun. Besonders, wenn er von der Rückkehr der Sybaris erfahren hat.« Er zog seine Taschenuhr hervor und runzelte die Stirn. »Wir haben nicht viel Zeit. Die ersten Gäste treffen vermutlich bereits ein.«
»Ich fahre mit Euch«, sagte Georgie zu Pymm. »Und ich dulde keine Widerrede.«
Temple setzte zu einem Einwand an, doch Pymm hob eine Hand. »Ich würde es nicht wagen, ihr zu widersprechen. Sie hat einen starken rechten Haken.«
Temple grinste. »Ja, ich glaube, ich habe einst eine Demonstration ihrer Boxkunst erlebt.«
Pymm überlegte. »In dem Artikel steht, unter den Gästen werden Lord Danvers und seine Verlobte, Lady Diana Fordham, sein. Ihr werdet doch keine Szene machen, wenn wir ihnen begegnen sollten, oder?«
»Dies geht um England, Sir«, erwiderte Georgie. »Was immer zwischen mir und Lord Danvers gewesen ist, spielt keine Rolle.«
Kit verdrehte die Augen zur Decke, während Temple die Hand vor den Mund hielt, um einen verräterischen Hustenanfall zu unterdrücken.
»Ehrlich, ich mache mir nicht das Geringste aus ihm«, erklärte Georgie, obwohl die Vorstellung, Colin mit seiner Verlobten zu sehen, für sie schmerzlicher war, als sie jemals zugegeben hätte. »Es zählt nur, dass wir Mandeville stoppen.«
»Wer ist dieser Mandeville? Und was hat er vor?«, fragte Tante Estes, als die Männer ihre Mäntel und Hüte nahmen und Georgie aus dem Zimmer eilte, um ihren Umhang zu holen.
Kit erhob sich von ihrem Stuhl, und ihre Augen glänzten vor Aufregung. »Mandeville ist Lord Cunningham, und er will Lord Nelson ermorden. Mr Pymm und Georgie wollen ihn stoppen.«
»Was? Mord? Und deine Schwester begleitet diese Gentlemen? Das verbiete
Weitere Kostenlose Bücher