Der Skandal der Vielfalt - Geschichte und Konzepte des Multikulturalismus
Danksagung
Schreiben ist eine Last. Nachdenken, Diskutieren und Recherchieren macht Spaß. Nicht zuletzt deshalb, weil man dabei nicht allein ist. So war es auch bei diesem Buch, an dem viele auf die eine oder andere Weise mitgewirkt haben. Zu einem guten Teil speist sich das Buch aus Erfahrungen in Ländern außerhalb Deutschlands, in denen ich mehr oder weniger lange gelebt habe: Kanada, USA, Israel, Indien, Irland. Geschrieben wurde es aber erst am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI), und zwar als Teil einer Anstrengung, dem Forschungsbereich »Interkultur«, für den ich von Berufs wegen zuständig bin, ein neues Profil zu geben. Aus der Fächerperspektive der benachbarten Universitäten, die das KWI tragen, gehört der Text teils in das Feld der politischen Theorie und Ideengeschichte, teils in den Bereich der politischen Soziologie. Meine Quellen (und Adressaten) sind aber auch Philosophen, Theologen, Erziehungswissenschaftler, Kulturanthropologen und andere, disziplinär ungebundene Beobachter.
Bedanken möchte mich zuerst bei Claus Leggewie, dem Direktor des KWI, der mich überhaupt auf die Idee zu dem Buch gebracht und dessen Entstehung aufmerksam begleitet hat, sowie bei Judith Wilke-Primavesi vom Campus Verlag, die den Weg von der Idee zum Buch geebnet hat. Axel Honneth verdanke ich eine lange Zeit anregender Zusammenarbeit am Frankfurter Institut für Sozialforschung. Für den Wert spezifisch kultursoziologischer Fragestellungen hat mich Jeffrey Alexander sensibilisiert. Ein Gefühl besonderer Dankbarkeit verbindet mich außerdem mit Michael Flitner, dessen anhaltende Wertschätzung und Gesprächsbereitschaft mir sehr geholfen hat. Dankend erwähnen möchte ich ferner eine Reihe neuerer Freunde und Kollegen aus einem internationalen Forschungszusammenhang über religiös-kulturellen Pluralismus und jüdisch-muslimische Beziehungen: Elisabeth Becker, Michal Bodemann, Yolande Jansen, Riva Kastoryano, Brian Klug, Karen Körber, Cilly Kugelmann, Sergey Lagodinsky, Tariq Modood, Per Mouritsen, Esra Özyürek, Yasemin Shooman und Riem Spielhaus.
Hinzu kommen weitere wichtige Gesprächspartner, die ich der Einfachheit halber alphabetisch aufzähle: Sigrid Baringhorst, David Chandler, Maeve Cooke, Burak Copur, Georg Essen, Ron Eyerman, Martina Grimmig, Jonas Jakobsen, Darja Klingenberg, Almut Küppers, Will Kymlicka, Andreas Langenohl, Jacob Levy, Catherine Lu, Cillian McBride, Andreas Pettenkofer, Meital Pinto, Till van Rahden, Roland Roth, Karin Schittenhelm, Sonja Schnitzler, Ferdinand Sutterlüty, Haci-Halil Uslucan und Gisela Welz. Ihnen allen sei für ihre Aufmerksamkeit, für Literaturhinweise und kritische Nachfragen gedankt. Danken möchte ich außerdem Minela Balic für sorgfältige Recherchedienste, Jutta Böing für eine erste Lektüre des Manuskripts sowie nicht zuletzt der Berliner Künstlerin Feriel Bendjama für das wunderbare Coverfoto, das manches von dem, was ich mit vielen Worten sage, auf einen Blick verrät. Gewidmet sei das Buch Mechtild Manus in Dublin und am Schliersee.
Volker M. Heins
Essen, im Juli 2013
Einleitung: »Multikulti« – zwanzig Jahre später
Dass Vielfalt eine gute Sache ist, scheint unumstritten zu sein. Die Frage ist nur: Vielfalt wovon ? Wir können kaum genug bekommen von der Vielfalt an sinnlichen Reizen in Gestalt von Konsum, Kunst oder kulinarischen Angeboten. Dasselbe gilt für die biologische Vielfalt der Arten, die durch ein eigenes Abkommen der Vereinten Nationen geschützt wird. Schwieriger wird es, wenn wir über kulturelle Vielfalt sprechen. Mehrheitsfähig ist in Deutschland bisher nur das, was der amerikanische Intellektuelle Stanley Fish als »Boutiquen-Multikulturalismus« bezeichnet hat: die kulturelle Vielfalt ethnischer Restaurants, Moden und Reiseziele (Fish 1997). Das Fremde muss genießbar, verdaulich und möglichst auch käuflich sein, um nicht Schrecken und Abwehr hervorzurufen. »Vielfalt« ist das Mantra einer zwar freien, aber auch den Konformismus begünstigenden Gesellschaft.
Ein gutes Beispiel für die Schwierigkeit unserer Gesellschaft, mit Vielfalt und Differenz umzugehen, ist der jüngere Streit um die Beschneidung von Jungen. Tatsächlich hat diese alte rituelle Praxis, die eng mit identitätsstiftenden Glaubensinhalten des Judentums und des Islam verknüpft ist, für ganz unangemessen großes Aufsehen gesorgt. So wertete das Landgericht Köln im Mai 2012 in einem viel beachteten Urteil die religiös motivierte
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