Heliosphere 2265 - Band 5: Im Zentrum der Gewalten (Science Fiction)
teilen. Mochte dies auch nach der Testreihe unwahrscheinlich sein, eine letzter Rest Misstrauen blieb. “Vielen Dank, Doktor.”
Während von Ardenne noch irgendetwas murmelte, richteten sich Jaydens Überlegungen bereits auf die nächsten Schritte. Was würde seine Crew und ihn im Stillen Sektor erwarten?
*
Mars-Dock 9a, 02. April 2266, 10:00 Uhr
“Der Abschlussbericht der Chefingenieurin”, sagte Commander Noriko Ishida. Sie deutete in Richtung von Jaydens Monitor, wo er diesen aufgerufen hatte. “Unsere Torpedo-Abschussvorrichtungen wurden auf den Sprengkopf Typ-A22 umgestellt. Die damit einhergehenden Verbesserungen können Sie der angehängten Spezifikation entnehmen. Der Laser verwendet jetzt einen zweipoligen Prisma-Abstrahlkristall, wodurch die Brenndauer erhöht wird und wir über eine graduelle Linsenanpassung mehrere - dann aber geschwächte - Strahlen verschießen können.
Außerdem wurde die Stärke des Schutzschilds durch neuartige Frequenz-Kristalle verbessert.
Von dem aktuellsten Aufdampfverfahren der Hüllenpanzerung konnten wir leider nicht profitieren, da die Werftarbeiter nicht die gesamte Hülle austauschen wollten. Das hätte uns zwei weitere Monate im Dock gekostet.
Die wichtigsten Daten zum neuen STEALTH-System können Sie Anhang F-22 entnehmen.”
“Das sieht doch ganz gut aus.
Wie macht sich das neue Mitglied im Kreis der Primäroffiziere?”
Ishida lachte auf. “Lieutenant Michael Larik. In den Übungen schließt er regelmäßig mit neunzig Prozent der verfügbaren Punktzahl ab.”
“McCall lag bei zweiundneunzig.”
“Er sitzt erst seit drei Wochen an dieser Konsole und hat es mit einem völlig neuen Interface-Konzept zu tun. Geben Sie ihm Zeit.”
“Wie reagiert Lieutenant Samura auf Larik?”
Ishida sog scharf die Luft ein. “Bisher lässt sie sich nichts anmerken, aber vermutlich ist sie verdammt wütend. Immerhin hat sie mehr Erfahrung mit dem neuen Interface-Konzept. Nach mehreren Monaten als Stellvertreterin von Sarah McCall hätte sie es verdient, zur Primäroffizierin befördert zu werden.”
Jayden winkte ab. “Ich weiß, glauben Sie mir. Und ich habe Admiral Rispon Lieutenant Samura für den Posten vorgeschlagen. Aber der Admiral scheint einen Groll gegen mich zu hegen. Offiziell sind es politische Gründe, weshalb Larik die Stelle erhielt, ich glaube aber eher, Rispon wollte mir damit eins auswischen.”
“Dieses Geschachere hört vermutlich nie auf”, sagte Ishida. “Aber gut, Larik ist nicht schlecht und mit Samura werde ich mich in einer ruhigen Minute zusammensetzen und die Wogen glätten.”
“Was sagt Doktor Tauser?” Jayden kam nur ungern darauf zu sprechen, musste auf der anderen Seite aber jedes Detail kennen.
“Ich erhielt Einsicht in das psychologische Profil und in angemessenem Rahmen ergänzende Auskunft über den psychischen Zustand von Larik. Unser marsianischer Freund hat die Ereignisse, die zum Tod seiner Kollegen führten, gut verkraftet.”
Wann immer Jayden an die Bilder dachte, die von dem Trupp Marines auf der PROTECTOR übertragen worden waren, bekam er eine Gänsehaut.
Seine erste Mission mit der HYPERION hatte ihn direkt zu jenem Schiff geführt, dessen gesamte Besatzung durch eine Probe des Fraktals Amok gelaufen war. Nur Lieutenant Michael Larik überlebte das Massaker. Im Verlauf der von Doktor Petrova eingeleiteten Untersuchungen entdeckten sie auch den Grund. Der Marsianer war Nachfahre eines der Verlorenen Kinder.
Während der Freemann-Diktatur auf dem Mars führten kaltblütige Wissenschaftler verbotene Experimente an Söhnen und Töchtern von oppositionellen Politikern sowie Staatsfeinden durch. Als der Diktator gestürzt wurde, blieben zahlreiche dieser Kinder verschwunden. Man vermutete damals, dass Getreue des alten Regimes sie bei sich versteckten oder beseitigt hatten.
Ein grausiges Kapitel der Geschichte, das Michael Larik jedoch das Leben rettete. Sein Hirn bildete Auswüchse im Gewebe, die die vom Fraktal ausgesandten Naniten einschlossen. Nachdem Doktor Petrova sie entfernt hatte, war der Lieutenant erwacht.
“Das freut mich. Er verdient eine zweite Chance. Trotzdem ärgert es mich, dass Rispon wirklich so weit ging und den vakanten Posten des Kommunikationsoffiziers an ihn gegeben hat.”
“Ja, politisches Kalkül macht uns immer wieder das Leben schwer”, sagte Ishida. Sie überkreuzte ihre Beine und trank einen Schluck ViKo. “Wir hatten bisher keinen Marsianer in der Crew. Unser neuer
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