Heliosphere 2265 - Band 8: Getrennte Wege (Science Fiction) (German Edition)
begleiten uns?", fragte Jayden die sommersprossige Belflair.
"Haben Sie etwas dagegen?" Sie zwinkerte keck. Direkt neben seinem Ohr flüsterte sie: "Und wenn Sie noch einmal diesen Hundeblick aufsetzen, komme ich wohl vor ein Kriegsgericht, weil ich einem vorgesetzten Offizier eine Ohrfeige verpasse."
Diese Frau ist unmöglich. Er schüttelte den Kopf und blickte ihr nach, als sie die Krankenstation verließ.
"Wo bleiben Sie denn?!", rief sie über die Schulter.
Er eilte ihr hinterher.
*
Nach und nach leerte sich der Raum. Lieutenant Commander Giulia Lorencia sank wieder auf ihren Stuhl. Laut Chronometer blieb ihr noch eine gute Stunde, bevor ihr Dienst im Maschinenraum der HYPERION - oder dem, was davon übrig war - weiterging. So schnell schmolz die Zeit dahin.
In den ersten Tagen nach ihrer Ankunft hatte sie ihre Freizeit auf ein Minimum reduziert und ständig gearbeitet. Schließlich musste ein Schiff instand gesetzt werden. Irgendwann war das Limit jedoch erreicht gewesen und nach einer gehörigen Standpauke von Captain Cross nutzte sie ihre dienstfreie Zeit nun zum Entspannen - am Stasetank von Noriko.
"Wie geht es Ihnen?", fragte Doktor Amon Isaak.
Er lächelte, was er eigentlich immer tat. Sein mittellanges, schwarzes Haar wirkte, als hätte es schon verdammt lange keinen Haarstrukturierer mehr gesehen. Auch ihm machten die wenigen Pausen und der viele Stress mittlerweile sichtbar zu schaffen.
Giulia blickte lächelnd auf. "Gut, Doc. Sieht man das nicht?" Sie würde dem Mann niemals vergessen, dass er Norikos Leben gerettet hatte. Über ihren aktuellen Gemütszustand wollte sie trotzdem nicht mit ihm sprechen. "Planen Sie Ihre Versetzung auf die TORCH?"
"Weil ich so oft auf der hiesigen Krankenstation bin?" Er lachte auf. "Aber nicht doch. Hier gibt es mir zu wenig Trümmer. Und die Maschinen funktionieren obendrein auch noch. Wo bliebe da der Spaß?"
Die Antwort entlockte auch ihr ein Lächeln. Im gleichen Moment fühlte sie sich schuldig. Noriko rang mit dem Leben und Jegorow war tot. Es gab keinen Grund für ein Lächeln. "Warum sind Sie dann ständig hier?"
"Doktor Collins behandelt die meisten meiner Patienten", erklärte der Doc. "Wir besprechen die Genesungsfortschritte und diskutieren über die problematischeren Fälle."
Giulia deutete auf Noriko. "Wie sie."
Isaak nickte schweigend.
Was sollte er auch sagen? Ihnen allen sind nach und nach die Worte ausgegangen.
Der Doc schenkte ihr noch einen abschätzenden Blick, legte ihr für einen Moment die Hand auf die Schulter und ging schließlich davon. Giulia blieb schweigend in der Stille sitzen.
Als die Stunde verstrichen war, verließ sie den Raum, um auf die HYPERION überzusetzen. Ein weiterer Tag wartete. Ein weiterer verdammter Tag.
*
Militärischer Versorger KENTROVE, auf dem Weg nach NOVA-Station, 09. Juli 2266, 11:52 Uhr
Lieutenant Commander Tess Kensington überprüfte ein weiteres Mal die Sensordaten. In wenigen Minuten endete ihre tagelange Reise an Bord dieser fliegenden Nussschale. Und da sollte doch absolut nichts schiefgehen.
"Die Frachtkiste ist gesichert", erklang die Stimme Lieutenant Commander Lukas Akoskins zu ihrer Linken. "Und unsere Marines bereiten sich darauf vor, in ihr gemütliches Refugium im Zwischenboden zu wechseln."
Beinahe hätte sie laut aufgeseufzt. Eine tagelange Reise an Bord eines im Vergleich zur HYPERION winzigen Schiffes war per se schon eine Herausforderung. Waren dann aber noch zehn Privates und ein Corporal anwesend, die ständig derbe Witze rissen und nichts anderes taten als Strategien zu besprechen, zerrte das erheblich an den Nerven.
"Ich leite in wenigen Sekunden den Phasenwechsel ein." Der Frachttransporter würde vom zweiten auf das erste Phasenband wechseln und schließlich in den Normalraum zurückfallen.
"Bleiben Sie nur innerhalb des üblichen Rücksturz-Perimeters. Wir wollen ja keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen."
Tess erwiderte ein emotionsloses "Aye, Sir". Sie wusste, wie sie ihre Arbeit zu tun hatte. Beinahe hätte sie Akoskin angeblafft, unterdrückte den Impuls jedoch. Sie besaßen zwar beide den gleichen Rang, doch der Taktik- und Waffenoffizier der HYPERION war dienstälter. Außerdem war ein solches Verhalten unangebracht. Ich muss mit ihm reden.
Seitdem Akoskin der versammelten Kommandobrückencrew seine ehemalige Zugehörigkeit zum Ketaria-Bund enthüllt hatte, konnte sie kaum noch normal mit ihm umgehen. Er war ein waschechter Killer! Und
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