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Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Titel: Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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verlassen hatte, daß sie ihre gemeinsamen Träume aufgegeben hatte und jetzt versuchte, über sie zu bestimmen. Es ärgerte sie, daß erst Dr. Moore, dieser Idiot, Rachel anrufen musste , damit sie heimkehrte. Die Gefühle stauten sich in ihr wie Dampf in einem Kessel, bis sie sie schließlich in Rachels Richtung abließ.
    »Ich lasse mir von dir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe«, fuhr sie die Tochter mit blitzenden Augen an. »Ich bin kein altes, bettnässendes Weib, das wie ein kleines Kind behandelt werden muss .«
    Rachel zügelte die Wut, die in ihr aufstieg, seufzte und senkte den Kopf. Sie war so müde. Sie war den ganzen Tag von North Platte hergefahren und hatte nur einmal kurz Rast gemacht, um ein paar Stunden zu schlafen. Vor der Marathonfahrt hatte sie einen Marathonstreit durchgestanden, der ihre Beziehung zu Terence definitiv beendet hatte. Und davor hatte sie die Nachricht von der Krankheit ihrer Mutter erschüttert. All das lastete jetzt wie das Gewicht der ganzen Welt auf ihren Schultern. Im Augenblick hätte sie alles für eine starke Schulter gegeben, an die sie sich ein, zwei Minuten lehnen konnte.
    Bryan Hennessys Gesicht tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Einen Moment lang hätte sie schwören können, die Arme eines Mannes um sich zu spüren. Absurd, dachte sie und schüttelte das eigenartige Gefühl ab.
    »In welchem Zimmer soll ich schlafen?« fragte sie. »Ich gehe zu Bett.«
    »Nicht in meinem Haus.«
    Rachels Kopf fuhr hoch, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. »Wie?«
    »Ich will dich hier nicht haben«, verkündete Addie unverblümt. »Geh weg.«
    Rachel starrte ihre Mutter an. Sie hätte sich nicht rühren können, selbst wenn es um ihr Leben gegangen wäre. Vielleicht hatte sie nicht erwarten können, mit offenen Armen empfangen zu werden, aber mit einer solchen Abfuhr hatte sie bestimmt nicht gerechnet.
    Plötzlich winkelte Addie die Arme an, ballte die Hände zu Fäusten und tänzelte vor ihr herum wie ein alter Boxer. Ihr Zopf hüpfte, und ihre Augen blitzten streitlustig. »Geh weg! Raus aus meinem Haus!«
    »Mutter, hör auf«, befahl Rachel und zuckte zusammen, als Addie ihr einen Schlag auf den Oberarm versetzte.
    »Du hast mich verraten! Ich will dich hier nicht haben!«
    »Mutter, Schluss jetzt!« rief Rachel und wich einem zweiten Schlag aus.
    Sie konnte nicht fassen, daß ihr das wirklich widerfuhr. Sie hatte sich auf einen Kampf gefasst gemacht, aber doch nicht auf einen Boxkampf. Während sie langsam in den Flur und zur Eingangstür zurückwich, ging ihr durch den Kopf, daß sie bestimmt bald aufwachen und feststellen würde, daß alles nur ein Traum, ein seltsamer Alptraum gewesen war. Aber wann hatte dieser Alptraum begonnen, fragte sie sich benommen. Vor einer Woche? Einem Jahr? Fünf Jahren?
    »Raus hier! Raus hier!« wiederholte Addie immerzu. Sie schien nicht aufhören zu können damit, aber sie brachte es auch nicht fertig, die Worte Rachel ins Gesicht zu sagen, deshalb drehte sie ihrer Tochter den Rücken zu. Es war, als hätte sie ihren Gefühlen alle Schleusen geöffnet. Zorn und Verletztheit ergossen sich ungehindert aus ihr und über Rachel.
    Rachel presste sich die Hände auf die Ohren und kniff die Augen zu. Mit einem Schlag wurde ihr alles zu viel . Sie machte kehrt und rannte zur Haustür, wobei sie um ein Haar über Bryan Hennessys Ausrüstung gestolpert wäre. Sie riss die schwere Eingangstür auf und stürzte auf die Veranda, wo sie innehielt und sich an eine Säule lehnte. Ihr war schwindlig und schlecht.
    »Was ist denn passiert?« fragte Bryan und setzte ihre beiden Koffer unten vor der Veranda ab.
    »Sie hat mich rausgeworfen«, flüsterte Rachel fassungslos. »Sie will mich hier nicht haben. Sie hat es emst gemeint. Sie hat gesagt, ich soll weggehen und nie wiederkommen, und sie hat es so gemeint.«
    Sie klang so schutzlos und verloren. Bryans Herz krampfte sich in der Brust zusammen.
    Rachel klammerte sich an die Holzsäule, als wäre sie das einzig feste in einer Welt, die sich plötzlich als Illusion herausgestellt hatte. »Ich muss ihr helfen«, murmelte sie beschwörend. »Sie ist doch meine Mutter. Ich muss ihr helfen. Ich bin jetzt für sie verantwortlich. Aber sie will mich nicht hier haben.«
    »Ganz ruhig«, meinte Bryan beschwichtigend und kam die Stufen zur Veranda herauf. »Es ist schon spät. Addie wird völlig unvernünftig, wenn sie unausgeschlafen ist.« Er hätte ihr gern versichert, daß morgen früh alles anders

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