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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hätte außer fürchterlicher Prügel.
    Wu wand sich am Boden, hatte Schmerzen.
Die Wade schwoll an. Um das Leben des Chinesen zu retten, war höchste Eile
geboten. Tim und Gaby, die sich in erster Hilfe gut auskannten, schnürten
oberhalb des Knies das Bein mit Wus Gürtel ab. Damit sollte verhindert werden,
daß sich das Gift zu schnell ausbreitete.
    Der Gangster wurde zum Boot getragen.
Demetrios übernahm das Steuer. Tim und Nick stiegen ein. Zhuo mußte sich neben
seinen wimmernden Komplizen hocken. Alle anderen blieben auf der Insel.
    Mit Vollgas preschte Demetrios nach
Dikti Sfakion. 20 Minuten später befand sich Wu in der Obhut eines Arztes, der
sich auf Schlangenbisse verstand und sofort ein Gegengift spritzte. Wu würde
überleben. Das stand bereits fest.
    Hinter Zhuo schloß sich die Tür der
Arrestzelle. Demetrios mußte nun doch die beiden Polizisten bemühen, von deren
Fähigkeiten er nichts hielt. Immerhin — da den Ordnungshütern der Übeltäter ins
Haus geliefert wurde, waren sie mit der Situation nicht überfordert. Im übrigen
hatte Demetrios recht. Die beiden waren wirklich zu dick und zu alt, um auf
Verbrecherjagd zu gehen.
    Inzwischen hatte sich Tim mit Nick
Klaudonia bekannt gemacht und ihm allerhand gesagt — in der Hauptsache
Unfreundliches.
    „Hast ja recht“, meinte der Meisterdieb.
„Ich hätte nicht versuchen sollen, aus dem Jade-Tiger ein Geschäft zu machen.
Aber es juckte mir in den Fingern. Ich wollte Xiang-Beutezahn auf die Zehen
treten. Nun ist alles im Eimer. Hoffentlich schneidet mir die Sippe Li nicht
den Kopf ab. Aber eigentlich — du bist Zeuge — ist der Herr der Schlangeninsel
schuld an dem Scherbenhaufen. Warum wirft der Kerl mit Steinen!“
    Tim, Nick und Demetrios fuhren zur
Insel zurück.
    Dort bot sich ein Bild des Friedens.
Offenbar hatte Friedemann Henkelmair vor der Invasion (eroberndem
Eindringen) auf seine Insel die Waffen gestreckt. Jetzt spielte er
Gastgeber.
    Alle — nämlich Gaby, Antonia, Edgar,
Karl und Klößchen — saßen vor seinem Zelt und tranken Ananas-Saft aus Dosen,
die Friedemann verteilte.
    „Es ist unglaublich“, rief Gaby, als
die drei Motorboot-Fahrer anlangten, „Friedemann hat sich auf der Insel nur
niedergelassen, um nach Captain Murdocks Schatz zu suchen. Allerdings vergebens
bisher. Friedemann hat keinen Anhaltspunkt.“
    Der Bärtige nickte. Sein Gesicht
glühte, und die Augen funkelten, als hätte er sie mit Phosphor gespült.
    „Seit zwei Jahren krebse ich hier rum —
unter Lebensgefahr. Und ihr habt die Pläne. Ich fasse es nicht. Damals, 1909,
ist mein Urgroßvater Franz-Peter hier verstorben. Samt seiner beiden Matrosen,
den Genuesern. An einer Seuche wohl. Genau hat das die Familie zu Hause in
Nürnberg nie erfahren. Immerhin hatte Franz-Peter vorher einen Brief an seine
Frau geschickt. In dem stand, daß er — Franz-Peter — eines 100prozentig wisse:
Auf der Schlangeninsel Tykopulos sei Captain Murdocks Schatz versteckt. Meine
Urgroßmutter hielt das für Unsinn. Außerdem war sie untröstlich über
Franz-Peters Tod und unternahm gar nichts. Der Brief blieb zwar erhalten, aber
auch der Sohn aus dieser Ehe — er hieß Peter-Franz, lebte von 1905 bis 1984 und
war mein lieber Großvater — verspürte wenig Lust, auf Schatzsuche zu gehen.
1935 wurde mein Vater Franz-Friedemann geboren. Er träumt zwar seit klein auf
davon, diese Insel zu betreten. Doch bis jetzt ist nichts daraus geworden. So
also kam ich an die Reihe, und Papa hat mir noch für ein volles Jahr
finanzielle Unterstützung zugesagt, damit ich hier suchen kann. Denn eigentlich
bin ich der Junior-Chef in unserem Unternehmen. Wir stellen Entlüftungsanlagen
für Nachtlokale her. Weil ich da zwangsläufig einem gewissen Mief ausgesetzt
bin, gefällt es mir hier auf der Insel recht gut.“
    Tim holte seinen Brustbeutel hervor und
gab Friedemann die Aufzeichnungen des Urgroßvaters.
    Dem bärtigen Junior-Chef traten Tränen
in die Augen. Wegen des verschwommenen Blicks konnte er die Notizen nicht
lesen. Karl übernahm das, und alle hörten andächtig zu.
    „Aber ja“, rief Friedemann, „die Höhle
kenne ich. Stimmt! Eine schräg verlaufende Höhle östlich des Schlangenhügels,
mit Felsbrocken abgedeckt. Da also! Mann o Mann! Gerade in die Höhle habe ich
mich nicht reingetraut, weil ich denke, sie ist voller Schlangen.“
    „Worauf warten wir?“ meinte Tim und
sprang auf.
     
    *
     
    Allen stand die Spannung ins Gesicht
geschrieben, als Tim und

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