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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kommst du nicht her?“
    „Ich weiß nicht, Mijnheer. Vielleicht
liegt es daran, daß ich so schüchtern bin.“
    „Suchst du einen gutbezahlten Job? Mir
sind ein paar Leute ausgefallen. Ich brauche Nachwuchs. Wie alt bist du?“
    „36.“
    „Genau richtig! Komm her! Jetzt gleich!
Wir essen zusammen, und ich erkläre dir, wie es zugeht bei mir.“
    Es hörte sich an, als gebe sich der
Anrufer einen Ruck, als er sagte: „Also gut, Mijnheer Shu. Bis gleich. Ja, ich
weiß, wo Sie residieren.“
     
    *
     
    Aus der Telefonzelle konnte Nicholas
Klaudonia, genannt Nick, den Jaguar sehen.
    Eine Möwe hatte sich auf das
geschlossene Schiebedach gesetzt. Sie schöpfte Atem und flog dann weiter in
Richtung Schinkelgracht.
    Nick grinste sein Spiegelbild in der
Scheibe der Telefonzelle an.
    Dieser Chinese! Wie der plötzlich vor
Herzlichkeit triefte. Paßte soviel Hinterlist in einen einzigen Fettwanst? Der
Typ wollte also, daß er — Nick — zu ihm komme. Unbedingt! Xiang-Beutezahn
machte Versprechungen. Das roch faul. Warum bemühte er sich so? Nur, um seine
Rache zu befriedigen? Nur um allen in der Unterwelt zu zeigen: Seht euch an,
wie es einem ergeht, der sich an meinem Eigentum vergreift!? Dem schneide ich
die Ohren ab! Oder noch Schlimmeres geschieht ihm. Ist es das? Wohl kaum!
    Nick trat aus der Zelle und blickte zum
Wagen hinüber.
    Der Kofferraum!
    Na klar! Da mußte was drin sein. Und
den Chinesen beunruhigte der Gedanke, ein Unbefugter könnte die heiße Fracht
sehen.
    Wahrscheinlich Drogen, dachte Nick. Ein
halber Zentner Heroin oder so. Hm, hm. Xiang-Beutezahn stellt mir also eine
Falle. Ich soll zu ihm kommen, damit er mich beseitigen kann. Aber da hat er
sich verrechnet.
    Reichte die Zeit noch?
    Nick rechnete nach. Frühestens in einer
Viertelstunde konnten Xiang-Beutezahns Schlägertypen hier sein.
    Der Meisterdieb spuckte in die Hände,
lief über die Straße, vergewisserte sich, daß niemand ihn beobachtete, und
benutzte sein Spezialwerkzeug zum zweiten Mal an diesem denkwürdigen Sommertag.
    Schon schwebte der Kofferraumdeckel
hoch.
    Aha! Ein großer Karton lag vor Nick —
etwa 60 cm lang, halb so breit und so hoch wie eine holländische Sahnetorte.

    Nick nahm den Deckel ab.
    Verständnislos glotzte er auf die in
rötlichem Gelb schimmernde Steinplatte. Sie war an den Seiten gerundet und...
    Nein, keine Steinplatte! Mit dem
zweiten Blick erfaßte er, daß es sich um eine geschnitzte Figur handelte. Um
einen stilisierten Tiger, der über Wolken schritt, vielleicht auch fliegen
konnte, denn er hatte Flügelchen. Kopf und Schwanz hielt er gesenkt, das Maul
leicht geöffnet — als hätte er eine ungute Beute verspeist und müsse sich jetzt
erbrechen.
    Nick runzelte die Stirn oberhalb seiner
griechischen Nase.
    Dann sauste ihm eine Erleuchtung wie
ein Stromschlag durch Mark und Bein, und er riß die Augen auf hinter seiner
Sonnenbrille.
    Das — war — der — Jade-Tiger!
    Zweifellos! Ja, bestimmt!
    Vorhin hatte er, Nick, den Jade-Tiger
in der Zeitung gesehen. Als Schwarz-weiß-Abbildung mit langem, interessanten
Text. Dieses — kaum bezahlbare — Kunstwerk war in Hongkong gestohlen worden.
    Nick begann zu grinsen — so breit, daß
man auch die hinten liegenden Zahnlücken sah.
    Er legte den Deckel auf den Karton,
nahm das schwarze Paket heraus, schloß den Kofferraum und verschwand um die
Ecke.

3. Mit dunklen Mächten im Bund?
     
    „Mit meinem Geld“, sagte Klößchen,
„kann ich machen, was ich will. Warum soll ich nicht ein paar Märker in ein
gewagtes Unternehmen investieren (anlegen)l“
    „Weil es dusselig wäre“, erwiderte Tim.
„Du gibst Geld aus für ein Windei. Wenn du das für richtig hältst — bitte! Aber
als dein Freund werde ich dich wohl noch warnen dürfen.“
    „Klar“, nickte Klößchen. „Doch wer
weiß! Vielleicht ist etwas dran. Wann kriegt man denn mal den Schatzplan eines
alten Piraten in die Finger?“
    „Nie! Das ist es ja, was ich meine.
Karin ist geldgeil wie ein Kredithai. Sie betrügt dich. Sie würde dir auch ein
Drittel ihrer Seele verkaufen, eingewickelt in Geschenkpapier — und natürlich
zum Höchstpreis.“
    Karl lachte und nahm seine Brille ab,
um die Gläser zu polieren.
    Es war mörderisch heiß — selbst hier im
schattigsten Viertel der Altstadt. Die Brillengläser beschlugen.
    Gaby hatte sich abgewandt. Sie musterte
die Auslagen des Kunst- und Antiquitätengeschäfts Lippscheck, vor dem die
TKKG-Bande stand.
    Ein Dutzend chinesischer Vasen

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