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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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äußerster Härte. Er stürzte mit einem erstickten Aufstöhnen.
    Augenblicklich warf sich Rand seitwärts zu Boden, ganz nach rechts, und wand sich auf den Steinfliesen geschmeidig herum auf die Knie. Seine Klinge fuhr hoch: ›Der Fluß unterspült das Ufer.‹ Der Mann mit dem Kahlkopf war nicht sehr schnell, aber irgendwie hatte er diese Figur erahnt. Im selben Moment, als Rands Klinge über die breiten Hüften des Mannes schnitt, krachte das Schwert des Burschen auf Rands Kopf nieder.
    Einen Augenblick lang wankte Rand und sah nur schwarze Flecken, die vor seinen Augen tanzten. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden, und benützte das Übungsschwert als Stütze, damit er hochkam. Derweil beobachtete ihn der Mann mit dem kahlgeschorenen Kopf schwer atmend und mißtrauisch.
    »Bezahlt ihn«, sagte Rand, und die Anspannung wich aus der Miene des Mannes. Das Mißtrauen war auch überflüssig gewesen. Als habe Rand nicht jedem Mann, der es schaffte, ihn zu treffen, einen zusätzlichen Tageslohn versprochen. Und sogar dreifache Bezahlung für den, der ihn im Kampf Mann gegen Mann besiegte. Auf diese Weise wollte er sichergehen, daß sich keiner zurückhielt, um dem Wiedergeborenen Drachen zu schmeicheln. Er fragte nie nach ihren Namen, und falls sie deshalb beleidigt waren, spornte sie das ja vielleicht zu noch besseren Leistungen an. Er brauchte Gegner, an denen er sich messen konnte. Sie mußten ja nicht gleich Freunde werden. Die Freunde, die er bereits hatte, würden eines Tages die Stunde verfluchen, in der sie ihn kennengelernt hatten, falls das nicht schon jetzt der Fall war. Die anderen rührten sich nun auch. Eigentlich sollte ein Mann, der ›getötet‹ worden war, an seinem Platz liegenbleiben, bis alle fertig waren, um genauso wie ein echter Leichnam für die anderen als Hindernis im Weg zu dienen, aber nun half der untersetzte Mann dem Grauhaarigen beim Aufstehen; dabei hatte er selbst Schwierigkeiten, auf den Beinen zu bleiben.
    Der schlanke, lange Bursche drehte den Kopf probeweise hin und her und verzog dabei das Gesicht. Nun, für heute war die Kampfübung wohl beendet.
    »Zahlt sie alle aus.«
    Eine Welle des Beifalls und des Lobes durchlief die Reihen der Zuschauer unter den dünnen, kannelierten Säulen: Lords und Ladies in bunter Seide mit schweren, kunstvollen Stickereien und die Damen mit langen Zöpfen. Rand verzog das Gesicht und warf das Schwert weg. Dieser Haufen - das waren die Speichellecker Lord Gaebrils gewesen, als Königin Morgase, ihre Königin, nur noch wenig mehr als eine Gefangene in diesem Palast war. In ihrem eigenen Palast. Aber Rand brauchte sie. Im Augenblick jedenfalls. Wenn du den Dornbusch anfaßt, sticht er dich, dachte er. Zumindest hoffte er, daß dieser Gedanke von ihm selbst stammte.
    Sulin, die weißhaarige Anführerin von Rands Eskorte aus Aiel-Töchtern des Speers, die Befehlshaberin aller Töchter des Speers auf dieser Seite des Rückgrats der Welt, zog eine in Tar Valon geprägte Goldmark aus der Gürteltasche und warf sie mit einer Grimasse hinüber, die die häßliche Narbe auf ihrer einen Wange noch verzerrte. Den Töchtern paßte es überhaupt nicht, wenn Rand mit einem Schwert arbeitete, auch nicht mit einem Übungsschwert. Sie lehnten, wie alle Aiel, Schwerter grundsätzlich ab.
    Der Mann mit dem kahlgeschorenen Schädel fing die Münze auf und beantwortete den mißbilligenden Blick aus Sulins blauen Augen mit einer vorsichtigen Verbeugung. Vor den Töchtern nahm sich jeder in acht. Mit ihren Jacken und Hosen und den weichen Schnürstiefeln, alles in Braun und Grautönen gehalten, hatten sie sich der kahlen Landschaft in der Aiel-Wüste perfekt angepaßt. Nun hatten einige damit begonnen, auch ein paar Grünschattierungen zu benützen, um sich besser in diesen Gebieten tarnen zu können, die sie ›Feuchtländer‹ nannten - trotz der augenblicklich herrschenden Trockenheit. Wenn man sie mit der Aiel-Wüste verglich, war es hier immer noch feucht. Bevor sie die Wüste verließen, hatten nur wenige Aiel jemals einen Wasserlauf erblickt, über den sie nicht mit einem Schritt hinwegsetzen konnten, und sie hatten blutige Fehden ausgetragen, bei denen es um Wasserlöcher von kaum mehr als zwei oder drei Schritt Durchmesser ging.
    Genau wie die männlichen Aielkrieger, und genau wie die zwanzig anderen Töchter mit ihren blassen Augen, die noch im Hof standen, hatte sich auch Sulin das Haar ganz kurz geschnitten, bis auf einen kleinen Pferdeschwanz

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