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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weise dazu.
    »Ich sage immer«, verkündete Naean lauthals, »wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Damit bin ich bisher gut gefahren. Diejenigen, die sich zurückhalten, warten vielleicht nur darauf, daß Ihr ihnen den Rücken zuwendet, damit sie mit dem Dolch zustoßen können.«
    Das war auch nicht gerade das erstemal, daß sie versuchten, ihre eigenen Positionen zu stärken, indem sie Mißtrauen gegen andere ausstreuten, gegen alle Lords und Ladies, die sich nicht an ihre Seiten stellten, aber Rand hätte sie gern dazu gebracht, damit aufzuhören, allerdings ohne ihnen das ins Gesicht sagen zu müssen. Ihre Versuche, das Spiel der Häuser zu spielen, wirkten ziemlich unbeholfen, wenn man es mit den raffinierten Manövern der Adligen Cairhiens oder selbst derer aus Tear verglich, und außerdem recht ärgerlich, aber zu diesem Zeitpunkt wollte er sie noch nicht auf ein paar falsche Gedanken bringen. Überraschenderweise erhielt er Hilfe von dem weißhaarigen Lord Nasin, dem Hochsitz des Hauses Caeren.
    »Ein neuer Jearom«, sagte der Mann, ein unterwürfiges Lächeln auf den Zügen, das bei diesem hageren, schmalen Gesicht unbeholfen wirkte. Frustrierte Blicke trafen ihn, sogar von einigen der niedrigeren Adligen, bevor sie sich schnell wieder beherrschten. Nasin war im Kopf ein wenig verwirrt, seit all den Ereignissen um Rands Ankunft in Caemlyn. Statt der Sterne und dem Schwert seines Hauses waren seine hellblauen Revers völlig unpassend mit Blumen, Mondperlen und Liebesknoten besetzt, und manchmal trug er sogar eine Blume im schütteren Haar wie ein Junge vom Land, der auf Brautschau geht. Allerdings war das Haus Caeren selbst für Jarid oder Naean zu mächtig, um ihn einfach zur Seite zu schieben. Nasins Kopf nickte auf einem mageren Hals. »Euer Umgang mit der Klinge ist sensationell, mein Lord Drache. Ihr seid ein neuer Jearom.«
    »Warum?« Das Wort peitschte über den Hof und ließ die andoranischen Gesichter erstarren.
    Davram Bashere war gewiß kein Andoraner, bei seinen schrägstehenden, fast schwarzen Augen, der großen Hakennase und dem langen, graugemaserten Schnurrbart, dessen Enden sich wie zwei Hörner an den Mundwinkeln nach unten krümmten. Er war schlank und nur wenig größer als Enaila, trug eine kurze, graue Jacke, die an Manschetten und Revers mit Silber bestickt war, und dazu bauschige Hosen, die er in die an den Knien umgeschlagenen Stiefel gesteckt hatte. Als die Andoraner sich aufgestellt hatten, um dem Kampf beizuwohnen, hatte der Generalfeldmarschall von Saldaea sich einen vergoldeten Stuhl in den Hof schleppenlassen und sich daraufgelümmelt, das eine Bein über die Lehne gelegt und das Schwert mit seinem langen, aus Hohlringen geformten Heft so zurechtgerückt, daß er es bequem erreichen konnte. Auf seinem dunklen Gesicht glänzte Schweiß, doch den beachtete er genausowenig wie die Andoraner.
    »Was meint Ihr damit?« fragte Rand.
    »All dieses Üben mit dem Schwert«, sagte Bashere leichthin. »Und mit fünf Gegnern? Keiner übt gegen fünf Mann gleichzeitig. Es ist töricht. Früher oder später spritzt bei einem solchen Gewirr mal Euer Gehirn auf den Boden, sogar beim Einsatz von Übungsschwertern, und das alles völlig umsonst.«
    Rands Kinn schob sich trotzig vor. »Jearom hat einst sogar zehn besiegt.«
    Bashere verlagerte sein Gewicht im Sessel und lachte. »Glaubt Ihr, daß Ihr lange genug am Leben bleibt, um es dem größten Schwertkämpfer der Geschichte gleichzutun?« Zorniges Gemurmel erhob sich von den Andoranern - vorgetäuschte Empörung, dessen war Rand sicher -, aber Bashere ignorierte das. »Letzten Endes seid ihr, wer Ihr nun mal seid.« Plötzlich bewegte er sich so blitzschnell wie eine losgelassene Sprungfeder, und der Dolch, den er mit der ersten Bewegung gezogen hatte, fuhr auf Rands Herz zu.
    Rand rührte keinen Muskel. Statt dessen ergriff er Saidin, die männliche Hälfte der Wahren Quelle, und er mußte dabei genausowenig nachdenken wie beim Atmen. Saidin strömte in ihn und mit ihm die Verderbnis des Dunklen Königs, eine Lawine aus verdorbenem Eis, ein Strom stinkenden, geschmolzenen Metalls. Es versuchte, ihn zu erdrücken, ihn wegzuspülen, und er ritt auf dieser Welle wie ein Mann, der auf dem Gipfel eines zusammenbrechenden Berges balanciert. Er lenkte die Macht, einen einfachen Strang aus Luft, der den Dolch umschloß und ihn eine Armlänge von seiner Brust entfernt festhielt. Leere umgab ihn, und er schwebte mittendrin im Nichts, wo jeder

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