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Herr und Frau Hase - Die Superdetektive

Herr und Frau Hase - Die Superdetektive

Titel: Herr und Frau Hase - Die Superdetektive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Horvath
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wollte sich bei der Abschlussfeier der vierten, fünften und sechsten Klasse die Ehre geben und persönlich die Schülerpreise überreichen. Wer also einen Preis gewonnen hatte, durfte ihn von Prinz Charles höchstpersönlich in Empfang nehmen! Deshalb hatten sie heute für die Feier schon Umhänge aus weißem Seidenpapier gebastelt, die dann noch mit Ahornblättern geschmückt würden, und am Tag der Abschlussfeier sollten sie mit dazu passenden weißen Schuhen kommen. Wer keine weißen Schuhe besitze: bei Walmart gebe es welche im Angebot – niemand müsse extra für diesen Anlass teure weiße Schuhe kaufen, hatte Marlenes Lehrerin betont. Sicherlich würden die Eltern Verständnis haben und die Anschaffung befürworten, schließlich komme Prinz Charles ja nicht jeden Tag zu einer Abschlussfeier. Eine solche Ehre würde ihnen vermutlich nie wieder zuteil.
    Marlene rutschte das Herz in die Hose. Mildred holte Marlenes Schuhe bei der Heilsarmee: Sie waren meistens praktisch, abgewetzt und potthässlich. Oft passten sie auch nicht, denn es gab wenig Auswahl. Selbst wenn Marlene es schaffte, ihre Mutter noch rechtzeitig zum Heilsarmeeladen zu schleppen, war es höchst unwahrscheinlich, dass sie dort zufällig weiße Schuhe bekamen. Die Abschlussfeier fand schon nächste Woche statt. Und was Marlene als Kellnerin verdient hatte, war komplett bei Mildreds Einkäufen für Luminara draufgegangen.
    Natürlich konnte kein Mensch Marlene zwingen, zur Abschlussfeier zu gehen. Aber sie hatte den Vorlesepreis, den Musikpreis und den Aufsatzpreis gewonnen – gleich drei Preise in ihrem ersten Jahr an einer richtigen Schule! Die wollte sie jetzt auch stolz in Empfang nehmen. Nur zu gern wollte sie ihre Preise vor all den anderen, die sonst nicht mit ihr redeten, weil sie »von der Insel« kam und »nach Hausunterricht roch«, von Prinz Charles überreicht bekommen.
    »Schau dir bloß diesen Lampion an«, rief Flo von der Terrasse, als Marlene den mit Treibholz gesäumten Pfad zu ihrem Haus heraufgestapft kam. »Den ganzen Tag hab ich daran herumgebastelt. Schau mal, da ist ein ganzes Scherenschnitt-Schaf drauf.«
    »Hübsch«, sagte Marlene und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Endlich Ferien, was?«, sagte Flo und wartete darauf, dass Marlene noch eine Bemerkung zu seinen Lampions machte. Sonst gab sie ihm doch immer künstlerischen Auftrieb. Als kein weiteres Lob kam, sah er sie misstrauisch an.
    »Außer, dass natürlich noch die Abschlussfeier ansteht«, sagte Marlene. Und nach einer Pause: »Wusstest du eigentlich, dass Prinz Charles nach Vancouver Island kommt?«
    Flo lachte. »Ach nee. Willst du dich vielleicht hinstellen und Konfetti werfen?«
    »Nö«, antwortete Marlene. »Aber er kommt zu uns in die Schule. Auf unsere Abschlussfeier!«
    »Ich fress ’nen Besen«, sagte Flo. »Abschlussfeier! Da wirst du doch nicht im Ernst hinwollen. Ich bin nicht mal zu meiner College-Abschlussfeier, weißt du ja. Absolute Zeitverschwendung. Was soll der Quatsch? Und komm mir bloß nicht mit der Monarchie. Der reinste Affenzirkus. Queen von Kanada! Also echt, Marlene, das ist doch alles hohler Quark. Denk bloß mal an die Kohle. Die reichste Frau der Welt! Deren Geld sollte man komplett an die Armen in England verteilen. Weißt du, wie viele Arbeitslose die da haben? Stattdessen schicken sie diesen dämlichen Lulatsch nach Kanada, damit er sich dämliche Schulfeiern reinzieht. Also echt, du.«
    »Ich kann ja sowieso nicht hin. Ich bräuchte nämlich weiße Schuhe«, sagte Marlene.
    »Auch noch weiße Schuhe verlangen! Das dürfen die gar nicht«, sagte Flo. »Geh ruhig mit deinen normalen Tretern hin. Geschieht ihnen recht.«
    »Nein, unsere Lehrerin hat gesagt, wir müssen weiße Schuhe anziehen, zu unseren weißen Umhängen aus Seidenpapier. Das ist Pflicht.«
    »Pflicht? Weiße Schuhe kaufen zu müssen, wenn man noch völlig heile braune hat, so ein Quatsch. Da sieht man mal wieder, wie unsere Konsumkultur alles unterwandert. Mein Gott, ich würde nie auf eine Feier bei jemandem gehen, der Kinder dazu zwingt, Schuhe zu kaufen, die sie nicht brauchen, bloß damit sie sich vor ein bescheuertes, längst überholtes Symbol des Kolonialismus hinstellen.«
    Kopfschüttelnd nahm Flo Kurs aufs Haus.
    »Ich brauche aber welche«, grummelte Marlene ihm hinterher.
    »Du brauchst welche?« Flo drehte sich noch einmal zu ihr um.
    »Prinz Charles verleiht die Preise persönlich. Und ich habe drei gewonnen«, sagte Marlene. »Da kann ich

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