Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
sollen«, sagt sie. »Kastrieren ist wirklich heftig. Egal bei wem.«
»Schon«, sage ich. »Aber noch heftiger ist es, auf vierzehn Welpen sitzen zu bleiben, weil die Eltern so grenzwertig sind. Ich habe einfach nicht die Nerven für einen Wurf Knallfrösche!«
»Brauchst du auch nicht. Die zieht doch Luna auf.«
»Sehr witzig!«
»Wir können ja einen Zettel im Kindergarten aufhängen. Knallfrösche in liebevolle Hände abzugeben. «
»Wer soll den Zettel schreiben?«, frage ich. »Ich? Bis dahin bin ich ein zittriges Vollwrack mit verkrampften Fingern, die keinen einzigen Buchstaben auf der Tastatur mehr treffen.«
»Dann musst du einfach vorher so lange und so viel trinken, bis der Tremor aufhört.«
»O ja. Ich ruiniere vollständig meine Gesundheit, nur damit die Kugeln am Rüden bleiben.«
»Man muss für seine Lieben auch mal Opfer bringen.«
»Wenn du meinst. Ich trinke Kognak.«
»Im Ernst, lass uns die Kastration noch ein bisschen hinausschieben«, sagt Stella. »Die Tierärztin soll Wiki den Chip einpflanzen, und wir gucken erst mal, ob es ihm als Kastrat überhaupt gut geht. Es kann ja wirklich sein, dass die anderen Rüden ihn ein Leben lang auf der Hundewiese fertigmachen. Oder wo auch immer. Das würde ich nicht wollen.«
»Luna kastrieren ist aber genauso blöd. Ich will gar nicht wissen, was aus dem Berserker wird, wenn man ihr auch noch das letzte Quäntchen weibliches Östrogen nimmt.«
»Das sind ungelegte Eier. Darüber rege ich mich noch gar nicht auf. Wir warten jetzt erst mal Wikis Test ab.«
»Okay«, sage ich. »Also Chip für Wiki.«
»Abgemacht.«
»Wir müssen uns aber trotzdem beeilen«, sage ich. »Soweit ich weiß, braucht der erste Chip eine ganze Weile, bis er wirkt. Luna wird in zehn Wochen wieder läufig.«
»Das würde dann ja hinhauen.«
»Hoffentlich«, sage ich. »Ich habe nämlich wirklich keine Lust mehr, mit Kampfstiefeln, Stirnlampe und nassem Handtuch das menschliche Verhüterli zu geben. Das eine Mal hat mir gereicht.«
»Komm schon«, sagt Stella. »So schlimm war das doch nicht, oder?«
»Für dich nicht. Du hast ja geschlafen, während die beiden Türen und Wände eingerissen haben.«
»Übertreib nicht«, sagt Stella. »Außerdem sind die Katastrophen von heute die Anekdoten von morgen.«
Grappa für den Panikheinz
Luna wird zum achten Mal läufig. Zum allerersten Mal ist ein Rüde im Haus. Das könnte heiter werden, wäre der Scheff nicht so gut sortiert und hätte alles im Griff. Denkt der Scheff! Dann kommt die Natur und schlägt erbarmungslos zu.
Wiki steht im vollen Saft der Adoleszenz. Er ist achtzehn Monate alt und der unerschütterlichen Ansicht, dass es höchste Zeit ist für das erste Mal. Wo Luna geht und steht, steckt er ihr die Nase in den Hintern.
Dafür kassiert er von ihr jedes Mal einen Satz heiße Ohren. Aber das ficht ihn nicht an. Terrier inside! Er widmet sich der Lustmolcherei quasi mit professioneller Hartnäckigkeit.
Als alter Tierheim-Haudegen sollte Wiki eigentlich kastriert sein. Aber bisher brauchte er sein Testosteron noch zum Wachsen. Außerdem wollen wir vor dem Einschnitt sicher sein, dass es ihm als Kastrat weiterhin so gut geht wie bisher. Ob der junge Mann zukünftig von anderen Rüden gemieden oder bestiegen, gemobbt, gepoppt oder verkloppt wird, lässt sich ermitteln, bevor die Kugeln final entfernt werden, und zwar indem man einen Kastrationschip einpflanzen lässt.
Unser Plan ist so ausgeklügelt, er wäre eines Hannibal Smith und seines A-Teams würdig.
Luna hat seit Jahren einen zuverlässigen Neunmonatsrhythmus. Sie wird erst im Juni wieder läufig werden. Wiki soll seinen Chip Mitte März erhalten. Das unterbricht die Testosteronproduktion sofort, allerdings kann es bis Mitte Mai dauern, bis der Körper das noch vorhandene Testosteron vollständig abgebaut hat.
Bingo!
Wenn Luna im Juni heiß wird, ist Monsieur garantiert zeugungsunfähig.
Zwischen Smiths Plänen für sein A-Team und unseren Plänen gibt es einen fundamentalen Unterschied: Smiths Pläne funktionieren!
Wir lassen Wiki am Dienstag, den fünfzehnten März, einen Chip einpflanzen.
Luna wird am Donnerstag, den siebzehnten März, läufig!
Zum ersten Mal in ihrem Leben nicht nach neun Monaten, sondern nach sechs! Zudem lässt sie die erste Woche heftiges Bluten annähernd komplett ausfallen und geht offenbar direkt in die Standhitze über.
Vom ersten Moment an biegt sie für den kleinen Sausack die Rute beiseite. Ich wusste nicht,
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