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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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der den Tod verdient, aber er hat nur meine unschuldigen Kinder genommen.« »Laßt mich meine Kollegen in den Türmen zu Rate ziehen, Lord Aldaran.«
»Und die Nachricht über Aldarans Schande in Nah und Fern verbreiten? Nein, Lady Renata! Ich war es, der diesen schrecklichen Fluch auf unsere Welt gebracht hat. Ohne Boshaftigkeit, und in Liebe, aber trotzdem war ich es. Jetzt werde ich ihn vernichten.«
Er zog seinen Dolch, erhob ihn über Dorilys’ schlafender Gestalt und ließ ihn plötzlich niederfahren. Aber aus ihrem Körper fuhr eine blaue Flamme, und Aldaran stürzte zurück und wurde durch den halben Raum geschleudert. Als Allart ihn aufrichtete, rang er nach Luft. Einen Moment lang fürchtete Allart, Aldaran läge im Sterben.
Traurig schüttelte Renata den Kopf.
»Habt Ihr vergessen, mein Fürst? Sie ist Telepathin. Selbst im Schlaf kann sie Eure Absicht spüren. Obwohl ich glaube, daß sie gar nicht am Leben bleiben will, gibt es etwas in ihrem Gehirn, das sich selbst schützt, Ich glaube nicht, daß wir sie töten können. Ich muß nach Hali oder Tramontana gehen, mein Fürst.«
Lord Aldaran senkte den Kopf. »Wie du wünschst, Cousine. Willst du dich für die Reise bereit machen?«
»Dafür haben wir nicht genug Zeit – und es ist auch nicht nötig. Ich werde durch die Oberwelt gehen.«
Sie nahm ihre Matrix und sammelte sich. Einem Teil von ihr war sie dankbar für diese Unterbrechung; sie schob den Moment hinaus. Unaufgefordert trat Cassandra näher, um neben ihrem Körper zu wachen, während Renata die Reise durch das unfaßliche Reich des Geistes machte.
Es war, als schlüpfte sie aus einem plötzlich unvorstellbar groß gewordenen Kleid. In der gräulichen Umgebung der Schattenzone, die über der festen, stofflichen Welt lag, konnte Renata einen Moment lang ihren Körper sehen. Er sah ebenso leblos aus wie der von Dorilys und trug immer noch das kunstvolle Gewand, das sie zur Siegesfeier angelegt hatte. Cassandra stand bewegungslos neben ihr. Gedankenschnell dahinziehend stand sie plötzlich auf der höchsten Spitze des TramontanaTurms und fragte sich, wie sie hierhergekommen war … Sie sah IanMikhail von Tramontana. Er trug das scharlachrote Gewand eines Bewahrers.
Er sagte sanft: »Donal ist also tot? Ich war sein Freund und Lehrer. Ich muß ihn in den Reichen des Jenseits aufsuchen, Renata. Wenn er plötzlich und durch äußere Gewalt gestorben ist, weiß er möglicherweise nicht, daß er tot ist. Sein Geist kann in der Nähe seines Körpers gefangen sein, und womöglich versucht er, wieder in ihn einzudringen. Ich war besorgt um ihn; aber ich wußte nicht, was passierte, bis ich dich sah, Cousine.«
In den nebelhaften Räumen der Oberwelt, wo körperliche Berührungen sich nur als Gedanken manifestieren konnten, tastete er sanft nach Renatas Hand.
»Wir teilen deinen Kummer, Renata. Wir haben ihn alle geliebt. Er hätte einer von uns werden sollen. Ich muß zu ihm.« Sie sah das schwache Flimmern der grauen Räume, das ankündigte, daß Ian-Mikhails Gedanken und seine Gegenwart sich von ihr entfernten. Sie klammerte sich mit einem verzweifelten Impuls, der die Oberwelt wie ein Schrei durchschnitt, an ihn.
»Was ist mit Dorilys? Was können wir für sie tun?«
»Ich weiß es nicht, Renata. Ihr Vater wollte sie uns nicht anvertrauen, und wir kennen sie nicht. Es ist bedauerlich. Wir hätten einen Weg finden können, ihr zu helfen, aber die Berichte über die Zuchtprogramme liegen in Hali und Arilinn. Vielleicht hat man dort einige Erfahrungen gemacht und kann dir einen Rat geben. Aber jetzt halte mich nicht länger auf, Schwester. Ich muß zu Donal.«
Renata sah zu, wie Ian-Mikhails Abbild zurückwich und sich entfernte. Er ging, um Donal zu suchen und sich zu vergewissern, daß er nicht in der Nähe seines nutzlosen Körpers weilte. Renata beneidete ihn. Sie wußte, daß der Kontakt zwischen den Toten und den Lebenden gefährlich und daher verboten war. Man durfte den Toten nicht erlauben, dem Kummer der Hinterbliebenen zu nahe zu sein. Und die Lebenden durften nicht in Bereiche gezogen werden, in denen sie nichts zu suchen halten. Ian-Mikhail, von Jugend an zur Sachlichkeit eines Bewahrers erzogen, konnte seinem Freund allerdings diesen Dienst erweisen, ohne allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen zu werden.
Erschöpft und unsicher, nur an Donal und ihren Verlust denkend, wandte Renata sich Hali zu. Sie bemühte sich, ruhig zu werden, denn ihr war klar, daß zu große Erregung sie aus der Ebene

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