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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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bin. Nun, da Ihr davon Abstand genommen habt, Eure kostbare Unschuld für einen Gemahl zu bewahren, scheint Ihr mit erkennbarem Vergnügen für die wollüstigen Spiele der Liebe bereit zu sein - oder wollt Ihr das leugnen?«
    Roselynne spürte, dass ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie hoffte nur, dass er es im diffusen Dämmerschein des Gewölbes nicht sehen konnte.
    »Ich habe es nicht nötig, zu lügen und zu leugnen«, entgegnete sie, indem sie ihre ganze Beherrschung zu Hilfe nahm. »Aber wie steht es denn mit Eurer eigenen Ehrlichkeit, Seigneur?«
    »Was könnt Ihr mir vorwerfen?«
    »Dass Ihr die Gefühle leugnet, ohne die diese Liebe nicht möglich wäre.«
    »Liebe, pah!« Der verächtliche Laut schmerzte wie ein Hieb. »Das Geschwätz der Troubadoure, die damit den Edelfräulein den Sinn vernebeln, damit sie bereitwillig ins Brautbett sinken. Das Erwachen ist umso grausamer, je schöner die Worte zuvor geklungen haben.«
    Roselynne wich sowohl vor der Härte wie vor dem Schmerz zurück, der durch seinen Hohn klang. Dennoch raffte sie ihren ganzen Mut noch einmal zusammen. »Ohne Liebe wäre es nicht möglich, dass wir uns gegenseitig so viel Freude schenken.«
    »Diese Art von Liebe wird für ein paar Pennies an jeder Straßenecke in Rouen verkauft, werte Lady. Man genießt sie wie einen Schluck Wein oder ein Mahl. Man bezahlt dafür und dann vergisst man sie.«
    Roselynne schluckte tapfer und bemühte sich, ihre brennenden Augen vor dem Überlaufen zu bewahren. Sie wollte ihm nicht zeigen, wie tief er sie verletzte. Sein Mitleid war das Letzte, was sie von ihm wollte.
    »Und womit bezahlt Ihr, Normanne?«
    »Ich habe Euch immerhin davor bewahrt, im wilden Hochland von Schottland als Gattin eines Clan-Häuptlings zu enden, Lady. Ich denke nicht, dass ich Euch noch etwas schuldig bin.«
    Seine Schritte entfernten sich. Es kümmerte ihn nicht, was sie von seiner knappen Abfuhr hielt. Roselynne presste die Hand auf ihr rasendes Herz und wischte sich die Haarsträhnen aus der Stirn. Er hatte sie nicht nur eine Dirne genannt, er hatte es auch geschafft, dass sie sich wie eine Dirne fühlte.
    Welch andere Bezeichnung gab es noch für eine Frau, die sich in blinder Lust einem Mann an den Hals warf, der nur Verachtung für sie übrig hatte?

17. Kapitel
    »Ich will nicht an den Hof des Königs zurück!«
    Roselynne warf den Kopf in den Nacken und starrte an Justin d'Amonceux vorbei auf den Sattel seines Streitrosses, das wie ein Berg vor ihr aufragte. Bevor sie mit ihm weiterritt, musste dieser Punkt geklärt werden.
    »Was, zum ...« Er brach ab und starrte auf die Gestalt im dunklen Umhang, die mit jeder Faser ihres Seins Widerspruch und Auflehnung verkörperte.
    Es waren die ersten Worte, die sie wechselten, seit er sie in fieberhaftem Rausch besessen und danach beleidigt hatte. Er war nicht stolz auf dieses Verhalten, ganz im Gegenteil. So sehr er sich bemühte, ihr die Schuld daran in die Schuhe zu schieben und die sinnliche Anziehungskraft zu verteufeln, die sie auf ihn ausübte, wusste er doch, dass er sich nicht wie ein Mann von Ehre verhalten hatte. Er verlor den Kopf, sobald er sie berührte, und deswegen hatte er genau dies peinlich vermieden, bis sie sicher sein konnten, dass die Schotten ihre Suche abgebrochen und sich in Richtung Norden davon gemacht hatten.
    Was mochte in Robert Duncan vorgehen? Er hatte doppelte Beute verloren, und es war durchaus möglich, dass er den Verlust eben jenem zierlichen Wesen anlastete, das dem Normannen eben mit deutlicher Rebellion in den veilchenfarbenen Augen trotzte. Doch er würde sich nicht in den spinnwebfeinen Fäden ihrer Anziehungskraft verheddern!
    »Glaubt Ihr etwa, ich will zum Gegenstand von Tratsch und lästiger Neugier werden?«, fuhr sie nun fort. »Prinzessin Mathilda wird nicht ruhen, bis sie die letzte noch so kleine Einzelheit dieses dummen Abenteuers erfährt. Der König wird vor Wut schäumen und mich an den nächstbesten Schwachkopf verheiraten, um meine vermeintliche Schande aus der Welt zu schaffen.«
    Er konnte nicht umhin, ihr beizupflichten. Der Hofklatsch würde diese Begebenheit genüsslich ausschlachten. Auch wenn niemand die Wahrheit kannte, würden die bloßen Vermutungen ihre Ehre ruinieren und sie am Ende zu einer Ausgestoßenen machen. Es würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als die erstbeste Ehe einzugehen, und etwas an dieser Aussicht missfiel auch ihm auf das Heftigste.
    »Wollt Ihr, dass ich Euch nach Hawkstone bringe?«,

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