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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Hofschönheit, die sie einmal gewesen war. Hoheitsvoll, anmutig und von Kopf bis Fuß eine Nobeldame.
    »Mein Stolz rät mir, die Finger von ihm zu lassen. Was soll ich mit einem Gatten, der mich aus Mitleid nimmt oder gar, weil er dazu gezwungen wird? Beides würde mir das Leben vergällen.«
    »Dickkopf! Du bist ihm ähnlicher, als ich dachte«, murmelte die Klosterfrau erschrocken. »Ich werde für Euch beide beten.«
    Roselynne de Cambremer sah zu der bäuerlichen Madonna, die ihr Kind herzte, und versuchte das Bild der gemetzelten Liebenden von d'Amonceux aus ihrem Kopf zu vertreiben. Es wollte ihr nicht gelingen. Was war das für eine Welt, in der die Liebe mit Tränen und Blut belohnt wurde? Vielleicht hatte Justin d'Amonceux ja völlig Recht, einem solchen Gefühl zu misstrauen.
    »Betet für ihn«, sagte sie gefasst. »Er braucht es nötiger als ich.«

20. Kapitel
    »Du kennst ihn. Was wird er tun?«
    »Wer kann schon behaupten, ihn zu kennen? Im Augenblick schäumt er. Will alle Welt wegen Hochverrats einen Kopf kürzer machen und hadert mit dem Schicksal, das ihn mit einem Bruder geschlagen hat, der dumm genug ist, gegen ihn Krieg zu führen.«
    »Keine Ausflüchte, Ryan of Hythe!«, rief der Lord von Hawkstone seinen hoch gewachsenen Schwiegersohn zur Ordnung.
    Er hatte den Baron von Aylesbury schätzen gelernt, wenngleich sich ihr Umgang immer noch durch eine gewisse Schroffheit des Tons auszeichnete. Den Lord hielt eine ständige, unterschwellige Drohung am Leben, seiner allzu unabhängigen und schönen ältesten Tochter ja nicht wehzutun, und der empfindliche Stolz des Barons wehrte sich gekränkt gegen das Misstrauen. Er liebte die Mutter seiner Kinder mehr als das eigene Leben, und schon der Gedanke, dass ihr Böses geschehen könnte, brachte ihn auf.
    Inzwischen jedoch war diese Schroffheit auf beiden Seiten mehr Gewohnheit denn Absicht. Niemand, der die strahlende Baronin von Aylesbury sah, konnte Zweifel an der Ergebenheit ihres Gatten hegen, und die Zuneigung, die sogar der König dem Ritter entgegen brachte, verlieh seiner Position eine Bedeutung, die weit über den Titel des Barons hinausging. Schon aus diesem Grund wandte sich der Lord an ihn, um mehr über Rufus' Pläne zu erfahren. Wenn es jemanden gab, der etwas wusste, dann war es Ryan, den sich Sophia-Rose auf so abenteuerlichen Wegen erobert hatte.
    Der junge König schätzte zwar die älteren Ritter, die seinem Vater geholfen hatten, das sächsische Königreich zu dem seinen zu machen, aber wenn er sich beriet, tat er es inzwischen mit Männern vom Schlage eines Ryan of Hythe, die ihm altersmäßig näher standen.
    »Ich kann es nicht wirklich sagen«, antwortete der Baron jetzt auf die Frage des Lords. »Wenn es um seinen Bruder geht, ist Rufus besonders empfindlich. Trotzdem nehme ich an, dass er ihm am Ende einen neuerlichen Frieden diktieren wird. Er hält die Gefangenen als Geiseln, damit Robert sich darauf einlässt. Schließlich kann Kurzhose schlecht seine tapfersten Ritter abschlachten lassen. Er braucht sie - wozu auch immer.«
    »Für den nächsten Verrat«, vermutete der Ältere düster. »Welch ein Glück, dass sein Vater dieses Elend nicht mehr erleben musste.«
    »Rufus ist seinem Bruder mehr als gewachsen«, fand der Baron. »Robert hat nicht damit gerechnet, dass er während der Frühjahrsstürme übersetzt und verhindert, dass er sich mit seinen schottischen Verbündeten zusammen tut. Damit hat sich das Gleichgewicht der Macht endgültig wieder zu seinen Gunsten verschoben.«
    »Erwähn mir nicht die Schotten!«, knirschte Raynal de Cambremer und ballte unwillkürlich die Fäuste.
    Der Baron wusste, aus welcher Quelle sich dieser Zorn speiste. »Du hast nichts mehr von Roselynne gehört nach dieser einen Botschaft?«
    »Nein.« Der Lord entspannte gewaltsam seine Hand, aber die tiefen Falten auf seiner Stirn verrieten, dass er sich größte Sorgen machte. »Wir wissen nur, dass sie der Entführung entkommen ist und Zuflucht in einem Kloster gefunden hat. Sie hat uns gebeten, ihren Entschluss zu respektieren, und uns versichert, dass es ihr gut ginge und dass sie uns in ihre Gebete einschließen würde. Aber es gibt kaum ein Kloster in England, das wir nicht geprüft haben. Niemand weiß etwas von ihr!«
    »Vielleicht sollten wir den Entschluss des Mädchens respektieren und die Suche aufgeben«, schlug der Baron vor. »Sie hatte schon immer ihren eigenen Kopf.«
    »Einen Kopf voller Flausen«, bestätigte der Vater.

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