Herz im Spiel (German Edition)
Augenblick entspannen und reagieren. Sie würde sich unter ihm winden, um ihn aufzunehmen. Heftig würden sie sich miteinander bewegen, und ihre Lust würde immer stärker werden, bis sie miteinander verschmolzen.
Seine Lippen berührten ihre elfenbeinfarbene Haut. Leise stöhnte er, überwältigt von ihrem Duft, dem Gefühl, sie zu spüren. Er rechnete damit, zur Antwort ein leises Flüstern von ihr zu vernehmen.
Doch sie verlieh ihrer Leidenschaft keinen Ausdruck. Die Gestalt unter ihm entspannte sich nicht, um ihn zu empfangen, sondern blieb kalt und starr. Sie hätte aus Stein gehauen sein können. Und dann bemerkte er, dass sich ihre Brust unter seinem Mund ruckartig hob und senkte.
Er befreite seine Hand aus ihrer Unterkleidung und richtete sich auf, um ihr ins Gesicht zu sehen.
Tränen strömten unter ihren fest zusammengepressten Lidern hervor und netzten das Haar an ihren Schläfen und das Kissen, auf dem ihr Kopf lag. Sie bewegte die Lippen, und in der plötzlichen Stille, die im Zimmer herrschte, hörte er sie flüstern: „Bitte nicht. Oh lieber Gott, bitte lass nicht zu, dass er mir das antut. Bitte nicht.“
Desmond gab ihre Hände frei, glitt von ihr herunter und setzte sich auf die Bettkante. Er warf einen Blick hinter sich und fuhr sich mit der Hand durch sein zerzaustes Haar.
Was meinte sie damit? Was ging hier vor? Dies war nicht das, was Carstairs ihm verheißen hatte.
Desmond holte tief Luft und mahnte sich nachzudenken. Sein Atem ging tiefer und ruhiger,während das Feuer in seinen Lenden erstarb. Was genau hatte Carstairs ihm denn versprochen? Der Mann hatte ihm sein „Mündel“ angeboten. Sein Mündel? War es möglich …?
„Marianne?“, sprach er sie schließlich vorsichtig an.
Sie öffnete die Augen nicht, aber ihre Lippen bewegten sich auch nicht mehr.
„Wie alt bist du, Marianne?“, fragte er.
Eine lange Pause folgte, während der das Mädchen krampfhaft schluchzte und Desmond ihm mit dem Daumen sanft die Tränen von der Wange strich.
„Sechzehn“, wisperte sie.
Sechzehn? Sollte sie wirklich so jung sein? Forschend betrachtete er ihr Gesicht.
Kein Zweifel. Er war ein Narr gewesen.
„Und du … du hast dies noch nie getan, stimmt’s?“
Sie schüttelte den Kopf.
Desmond nahm die Hand von ihrem Gesicht, wobei er fast das Gefühl hatte, seine Berührung müsse einen Schmutzfleck auf ihrer Wange zurückgelassen haben. Mit einem Mal war er von tiefem Abscheu erfüllt. Widerwillen gegen Carstairs, der ihm die junge Frau ausgeliefert hatte in dem vollen Bewusstsein des Schicksals, das sie wahrscheinlich erwartete. Der Einsatz war in beiderseitigem Einvernehmen über das, worum sie spielten, angeboten und angenommen worden.
Doch er empfand auch Abscheu vor sich selbst. Wenn Carstairs ein Schwein war, was war dann er?
Eine Weile war es ganz still. Die Tränen des Mädchens waren versiegt, obwohl ihr Schluchzen noch ab und zu die Matratze erbeben ließ.
Desmond schien in Gedanken versunken zu sein und die junge Frau gar nicht wahrzunehmen, doch tatsächlich beschäftigte er sich nur mit ihr. Er überlegte, wie wohl ihr bisheriges Leben ausgesehen hatte, fragte sich, was sie heute Abend an diesen Ort gebracht hatte und wohin der Weg, den Carstairs ihr vorgezeichnet hatte, sie schließlich führen würde. Wenn dies das erste Mal für sie war, hatte Carstairs dieses Verfahren wohl noch nicht durchgespielt. Aber da sein Wetteinsatz einmal angenommen worden war, würde sich dies wiederholen. Vielleicht häufig, so lange, bis die junge Frau die Wette nicht mehr wert war. Selbst wenn Desmond Marianne nie wieder anrührte – falls er sie zurückschickte, erwartete sie das Leben einer Prostituierten, der Schlund der Hölle. Dann wäre er nicht besser als Carstairs.
Er verzog das Gesicht. Auch jetzt war er nicht besser als Carstairs, denn er hatte sie in der Erwartung hergebracht, seinen „Gewinn“ einzulösen.
„Mr Desmond?“, flüsterte das Mädchen.
Verblüfft fuhr Desmond hoch, wandte sich um und sah sie an.
Marianne hatte die Lider geöffnet. Sie waren rotgerändert und verschwollen, und ihr Blick hatte einen Ausdruck, von dem Desmond geglaubt hätte, nur Henker sähen ihn in den Augen der zum Tode Verurteilten.
„Sind Sie fertig?“, fragte sie.
„Wie bitte?“
„Ist es vorbei? Darf ich zurück in mein Zimmer?“
„Ja. Geh nur. Geh“, sagte er mit rauer Stimme und wandte sich ab, damit er nicht zu sehen brauchte, wie sie mühsam vom Bett aufstand.
Mit
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