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Herz im Spiel (German Edition)

Herz im Spiel (German Edition)

Titel: Herz im Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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Satz.
    „Tom Moffit? Hast du jemand bei dir?“
    „Heute nicht. Wollte bloß ’nen Spaziergang machen“, antwortete der Junge.
    „Spaziergang? Na, wenn du nichts anderes zu tun hast, dann komm nach oben. Du kannst eine Besorgung für mich machen“, polterte der Mann.
    „Ich hab’ wirklich was Besseres zu tun …“, begann der Junge, aber Marianne winkte ihn zu sich, damit sie ihm etwas zuflüstern konnte, ohne dass der Alte sie hörte.
    „Wenn du hinaufgehst und den Mann ablenkst, haben wir eine Gelegenheit, uns umzusehen, ohne entdeckt zu werden“, sagte sie zu ihm.
    „Der wird mich bis halb nach Birmingham und zurückscheuchen, und dann erzählt er mir, die frische Luft und die Bewegung wär’n mein Lohn“, beschwerte sich Tom halbherzig. Die jämmerlichen Mienen der beiden jungen Damen hätten sogar das Herz einer Sphinx erweicht. „Ach, na schön. Aber ich find’ echt, Sie kriegen was für Ihr Geld, sogar mehr als für’n Riesen.“
    Der Junge trat wieder auf die Straße hinaus. „Ich komm ja rauf, Mister. Aber ehe Sie mich als Laufburschen losschicken, denken Sie bloß dran, dass ich nächsten Samstag schon mit Bob Killmer verabredet bin.“ Stirnrunzelnd drückte Tom die unverschlossene Tür auf und betrat das Haus, doch er hätte noch viel finsterer dreingeblickt, hätte Marianne ihm dabei nicht so liebreizend zugelächelt.
    Die jungen Damen hörten, wie der Bursche durch das Haus stapfte. Dann entfernten sich seine Schritte immer weiter, als er die Treppe hinaufstieg. Doch sie waren immer noch deutlich vernehmbar, da Tom sich keine Mühe gab, die Geräusche, die er beim Gehen erzeugte, zu dämpfen.
    Inzwischen rafften die beiden jungen Damen ihre Röcke und schlichen auf Zehenspitzen durch den mit Abfällen übersäten Hauseingang.
    Entferntes Stimmengemurmel schwoll an und wieder ab, und Marianne wies nach oben. Rachel nickte. Tief geduckt, an das Geländer geklammert, stiegen sie vorsichtig die Treppe hinauf. Im ersten Stockwerk befand sich eine schmuddelige Wohnungstür, die der Junge mit Bedacht einen Spaltbreit offengelassen hatte.
    „Gib diesen Brief für mich auf, Bursche“, sagte der Mann eben. Marianne hätte ihn nicht einmal zu sehen brauchen, um in dem Sprecher Horace Carstairs wiederzuerkennen. Er war alt geworden, seit sie ihm zuletzt begegnet war, mager und ebenso heruntergekommen wie sein Quartier, aber trotz allem unverkennbar.
    „Den könnten Sie doch selbst abschicken“, erinnerte Tom ihn ungnädig.
    „Ich traue dem hiesigen Posthalter nicht. Du wirst den Brief zur Hauptpost bringen, in die Stadt. Und vergewissere dich, dass er auch abgeht.“
    „Aber das dauert ja …“
    „Und was fängst du sonst mit deiner Zeit an? An den Straßenecken herumlungern und anständige Leute erschrecken? Mach dich jetzt davon, und keine Widerrede mehr“, schimpfte Carstairs.
    „Aber nicht umsonst. Se kennen doch das Geschäft, Mister. Ich mach’ Ihre Beinarbeit, aber nicht umsonst.“
    „Ach, na gut, da hast du einen Penny. Und nun sieh zu, dass du tust, was ich sage, und versuch nicht, mich zu betrügen. Ich werde erfahren, ob der Brief angekommen ist oder nicht.“ In der Stimme des Alten lag ein vertrauter, drohender Unterton, bei dem Marianne eine Gänsehaut überlief.

    Man hörte ein leises Schlurfen, als der fragliche Brief übergeben wurde, und dann hörten die Mädchen Schritte, die sich auf die halb offene Tür zubewegten. Sie waren kräftig und gleichmäßig, die eines jungen Mannes.
    Die Tür wurde weiter geöffnet, und Marianne und Rachel wichen zurück, damit Carstairs sie nicht sah. Tom stand an der Tür und blickte sich um. Schließlich entdeckte er die zusammengekauerten jungen Damen, lächelte und nickte ihnen zu.
    „Was machst du da?“, verlangte Carstairs zu wissen. „Ist da draußen jemand?“
    Nun kamen andere Schritte auf die Tür zu, schlurfend, aber dennoch erstaunlich schnell, sodass die beiden kaum genug Zeit hatten, leise die Stufen hinunterzuhuschen und sich auf dem Treppenabsatz zu verstecken, bevor der Alte Tom Moffit und die Tür erreichte.
    „Wer ist da draußen?“, fragte Carstairs wieder und spähte in das halbdunkle Treppenhaus.
    „Hier kann doch keiner sein“, meinte Tom, obwohl sein Tonfall nicht ganz überzeugend war.
    Der Alte warf einen weiteren langen Blick die Stufen hinunter. „Ich habe aber etwas gehört“, beharrte er.
    „Wahrscheinlich bloß Ratten“, entgegnete der Junge.
    Carstairs spähte umher. „Ich gehe trotzdem mit

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