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KR159 - Ich kannte den Mörder

KR159 - Ich kannte den Mörder

Titel: KR159 - Ich kannte den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich kannte den Mörder
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»Ladies and Gentlemen!« sagte der dicke Morris, klopfte an sein Glas und erhob sich von seinem Stuhl. Wir alle sahen ihn neugierig an. Sein schwarzer Smoking spannte sich über das wohlgerundete Bäuchlein.
    Nach einer erwartungsvollen Pause hörten wir ihn endlich weitersprechen. Seine Speckfalten am Kinn gerieten in wabbelnde Bewegungen. Die Stimme kam aus einer Kehle, der deutlich anzuhören war, daß sie alle Sorten Alkohol in Strömen hatte hindurchlassen müssen.
    Er wiederholte noch einmal seine Begrüßungsformel und fuhr dann fort:
    »Es ist mir eine besondere Ehre, in unserem Kreise zwei Männer begrüßen zu können, denen wir alle mehr verdanken, als wir ahnen. Diese beiden braven Jungen, ach was, Helden! Das darf man wohl sagen! Also diese beiden Boys sind die berühmten G-men Jerry Cotton und Phil Decker! Seien Sie herzlich willkommen!«
    Da hatten wir die Bescherung. Und ich hatte ihm ausdrücklich gesagt, unsere Anwesenheit nicht auszuposaunen. Na schön, jetzt war es passiert. Phil und ich standen auf und verbeugten uns. Die anderen Gäste klatschten, und einige Damen warfen uns schwärmerische Blicke zu.
    Nun hatte ich mich wohl für diesen feierlichen Empfang zu bedanken. Na schön, dann mußte ich eben in den sauren Apfel beißen.
    »Ladies and Gentlemen«, wiederholte nun auch ich diese abgedroschene Begrüßungsformel, weil mir nichts Besseres einfiel. »Glauben Sie bitte nicht, wir wären dienstlich hier, Mister Morris hat uns eingeladen, und da wir den Dienst bei unserer löblichen Bundeskriminalpolizei im Augenblick gerade einmal gründlich satt hatten, sind wir der Einladung gefolgt. Wir haben genau wie Sie die Absicht, auf dieser herrlichen Insel im Michigansee einmal acht Tage lang Ruhe zu haben. Wir wollen in diesen Tagen nichts von Verbrechern hören, und ich sage Ihnen gleich hier: Bitte, fragen Sie uns um Gottes willen nicht nach unseren bisherigen Gangsterjagden. Sie sprechen in Ihrem Urlaub sicher auch lieber von anderen Dingen als von Ihrer Arbeit. Uns geht es in diesem Falle genauso.«
    So. Jetzt wußten die lieben Leutchen Bescheid.
    Ich ließ mich wieder auf den gepolsterten Stuhl fallen und wollte mich wie die anderen über das Abendbrot hermachen. Noch bevor ich aber das Stückchen herrlicher Gänseleberpastete, auf das ich gerade Appetit hatte, zum Mund führen konnte, donnerte mir jemand unter dem Tisch gegen mein rechtes Schienbein. Ich weiß nicht, ob Sie schon mal die Engel singen hörten. Ich hörte sie jedenfalls in diesem Augenblick. Außerdem fiel mir natürlich das Pastetenstückchen vom Besteck und klatschte auf den wunderbaren Teppich.
    Mister Hotcher, der süßliche Filmstar aus Hollywood, der mir schräg gegenübersaß, verzog sein Gesicht zu einem mokanten Lächeln, als wollte er sagen: Na ja, manche können eben nicht mit Messer und Gabel umgehen.
    Meine .Stimmung können Sie sich vielleicht vorstellen! Natürlich war der Tritt gegen mein Schienbein von Phil gekommen, der mir genau gegenübersaß. Ich blickte hoch, um festzustellen, was er damit wollte, aber Phil würdigte mich keines Blickes. Er starrte wie ein Irrer an mir vorbei auf das Fenster, das sich hinter meinem Rücken befand. Ich Einfaltspinsel hätte mir eigentlich etwas dabei denken müssen, aber manchmal hat man eben eine lange Leitung.
    Ein schwarzlivrierter Diener näherte sich und warf mir einen derart mißbilligenden Blick zu, daß ich mir eigentlich wie ein bestrafter Schuljunge hätte Vorkommen müssen.
    Na, so würde ich mich nicht einmal vom Präsidenten der Vereinigten Staaten ansehen lassen. Während der Kerl sichtlich zögerte, das Stückchen aufzuheben, das mir herabgefallen war, bückte ich mich rasch selber, hob es auf und drückte es ihm in den weißen Handschuh.
    »Bitte«, sagte ich, »jetzt brauchen Sie sich wenigstens nicht zu bücken!«
    Augenblicklich trat bei der übrigen Tischgesellschaft eine verlegene Gesprächspause ein. Miß Schumann, die bildhübsche Erbin des Schumann-Kaufhaus-Trustes, kicherte amüsiert über die Zurechtweisung des Dieners, der sich plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sah und einen roten Kopf bekam. Auch Mister Morris, unser Gastgeber, lief dunkelrot an, aber sicher nicht aus Verlegenheit, sondern vor Wut über seinen unverschämten Diener. Er warf seine Serviette beiseite, sprang von seinem Stuhl hoch und rief jähzornig:
    »Sie unverschämter Lümmel! Entschuldigen Sie sich augenblicklich bei Mister Cotton!«
    Ich fand das unnötig und

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