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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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des Schweigens, während dessen er Marianne ansah und sie ihre Teetasse betrachtete.
    „Sie möchten vielleicht ruhen und dann auspacken, bevor wir uns näher kennenlernen“, meinte Desmond.
    „Ja. Ich … das wäre wunderbar“, flüsterte Marianne.
    Der Gentleman lächelte bedächtig. „Sehr gut“, sagte er. Desmond erhob sich und bot ihr die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen, eine Geste, die angesichts ihrer Aufregung nicht ganz überflüssig war. „Ruhen Sie sich aus, Miss Trenton. Wir sehen uns dann heute Abend zum Essen.“
    Er griff um sie herum, und einen schwindelerregenden Augenblick lang glaubte Marianne, er wolle sie umarmen. Stattdessen zog er an einer Kordel, die, hinter den Draperien verborgen, an der Wand hing.
    Sogleich erschien Mrs River. „Mr Desmond? Wünschen Sie etwas?“
    „Miss Trenton ist nach ihrer Reise von London hierher erschöpft. Bringen Sie sie nach oben, und Tilly oder Alice sollen das Bad richten.“
    „Gewiss, Sir. Hier entlang, Miss Trenton.“
    Marianne ging mit Mrs River hinaus, unsicher, ob sie die Gesellschaft der unfreundlichen Haushälterin vorzog, oder lieber bei Mr Desmond, der sie so beunruhigte, geblieben wäre. Sie argwöhnte, dass sie, indem sie Onkel Horace verlassen hatte, vom Regen in eine ziemlich ungemütliche Traufe geraten war.
    Tilly befolgte Mrs Rivers kurz angebundene Anweisungen und ließ ein Bad ein, während Alice Miss Trenton beim Auspacken half.
    Tilly, das ältere der beiden Hausmädchen, war eine schweigsame Frau mit faltigem Gesicht und reizloser Figur. Sie nahm nicht die geringste Notiz von Marianne. Alice schenkte ihr einschüchternes Lächeln, als Mrs River sie rief, aber nach einem Blick auf die Haushälterin und ihre säuerliche Miene verzichtete das Mädchen auf jede weitere Freundlichkeit. Die Lider gesenkt, nahm Alice schweigend die Gegenstände entgegen, die Marianne aus ihren Taschen holte.
    Marianne tat es leid, dass das Personal ihr so kühl begegnete. Aber ihre Räume waren prächtig ausgestattet und das Bad so luxuriös, dass sie versuchte, ihre Sorgen einfach zu vergessen. Nach dem Bad gönnte sie sich ein wenig Ruhe, die sie so dringend benötigte.
    Als Alice um halb neun an ihre Tür klopfte und sie zum Essen rief, hatte Marianne sich bereits mit aller Sorgfalt angekleidet und zurechtgemacht, um mit dem Hausherren zu dinieren.
    Bis ins Speisezimmer schritt Alice voraus, doch dann ging sie durch die gegenüberliegende Tür, die in die Küche führte, wieder hinaus, und Marianne blieb allein.
    Über dem langen Tisch war eine weiße Damastdecke gebreitet. Porzellan, Kristall und Silber für zwei Personen befanden sich darauf, und alles war so makellos poliert, dass sie darin das Spiegelbild ihres tannengrünen Kleids sehen konnte, während sie hin und her ging und auf den Mann wartete, der sie so verwirrte. Das Speisezimmer lag im hinteren Teil des Hauses und besaß ebenso wie der vordere Teil eine Reihe hoher Fenster. Es war dunkel geworden, und sie konnte sich auch in den Lücken zwischen den nicht ganz zugezogenen Vorhängen wie im Spiegel sehen.
    Marianne trug eines der wenigen Kleider, die sie, als sie zu Onkel Horace gezogen war, von zu Hause mitgebracht hatte. Als sie die Falten des Rocks berührte, erinnerte sie sich, wie ihre Mutter gemeint hatte, sie sei noch zu klein dafür, aber sie werde schon eines Tages hineinwachsen. Und wahrscheinlich hatte sie recht gehabt, wenn Marianne auch jetzt noch einiges fehlte. Die Ärmel ließen die Schultern frei, das Mieder lag eng an, und der Halsausschnitt reichte provozierend tief. Das Kleid war eigentlich für eine reifere Frau geschnitten, obwohl Marianne, deren Figur noch mädchenhaft schmal war, es mit Hilfe von Nadeln und Abnähern fertiggebracht hatte, es hier im Halbdunkel für sie einigermaßen passend erscheinen zu lassen.
    Schließlich, nachdem sie schon verzweifelt überlegt hatte, ob man sie den ganzen Abend hier allein lassen oder, noch schlimmer, von ihr verlangen würde, allein an dieser einschüchternden Tafel zu essen, wurden die Doppeltüren zum Speisezimmer aufgestoßen, und Mr Desmond trat ein.
    „Ich dachte schon, Sie hätten mich vergessen“, meinte sie nervös. Sie hatte ihre Gedanken nicht laut aussprechen wollen, aber die Worte waren ihr entschlüpft.
    „Miss Trenton. Ganz und gar nicht. Mir ist allerdings der Nachmittag wie Sand durch die Finger geronnen. Ich habe mir nicht einmal die Zeit genommen, mich zum Dinner umzukleiden.“ Er hielt inne, um

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