Herzbeben zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
einmischt.
„Sind Sie der neue Praktikant?“, lächelt sie mich aufmunternd an, während sie die kleine neugierige Plage von mir wegzieht und wieder in die Gruppe einfügt.
„Ich befürchte schon“, antworte ich wenig begeistert über die Aussicht auf die nächsten Tage in dieser Hölle.
„Das freut mich. Mein Name ist Katja und das hier“, deutet sie mit einer ausladenden Geste über die Köpfe der Zwerge hinweg „ist die Schmetterlingsgruppe. Wir sind gerade auf dem Weg in unseren Gruppenraum. Vielleicht kommst du, ich darf doch du sagen, einfach mit und bekommst einen Einblick in unsere Tätigkeit“, endet sie schließlich und reicht mir als Begrüßung ihre Hand.
„Ryan“, gebe ich knapp zurück und habe kaum, dass ich mich in Bewegung setze, um ihrer angedeuteten Geste zu folgen, an jeder Hand ein Kind hängen, die mich beide breit anlächeln, was ich ganz automatisch erwidern muss, ohne mich überhaupt dagegen wehren zu können.
Wahrscheinlich, weil ich einfach nur froh darüber bin, dass Fräulein neunmalklug von vorhin keine von ihnen ist. Die soll erstmal ‘nen Meter wachsen und lernen, was Stil ist, bevor sie noch mal meine Hopperklamotten beleidigt.
„So, Ryan. Das ist unser Gruppenraum und wir wünschen dir und uns zusammen eine schöne Zeit hier. Herzlich willkommen“, schließt diese Katja hinter sich die Tür und sofort rufen alle Kinder gleichzeitig „Herzlich willkommen, Ryan.“ Werfen dabei theatralisch ihre Hände in die Lüfte und klatschen Beifall. Irgendwie komme ich mir grad ein bisschen bescheuert vor und bin fast erleichtert, als Katja mir anbietet, auf einem der Ministühle Platz zu nehmen und mir das ganze Spektakel einfach erstmal anzusehen. Während die Kinder jetzt Zeit zum Spielen haben.
Was drei von ihnen scheinbar gar nicht erst in Erwägung ziehen, sondern sich in einer Formation vor mir aufbauen. Und wie ich feststellen muss ist auch diese Kleine dabei, die mich so dreist als Mädchen abgestempelt hat.
„Warum hast’n du so komische Dinger auf dem Kopf?“, legt sie gleich wieder los, deutet auf meine mittelblonden Dreadlocks und bringt die anderen beiden zum Kichern . Mir verschlägt sie die Sprache und selbst, wenn ich wollte, fällt mir einfach kein passender Kommentar ein, um der kleinen Göre den Mund zu stopfen.
„Lilly ihr großer Bruder ist auch ein Mädchen, genau wie du. Der hat auch lange Haare, aber nicht so komische Würschte und der schminkt sich so schwarzes Zeug an die Augen. Wäh. Der ist voll eklig“, deutet meine neue beste Freundin, Achtung Ironie, auf ein kleines Püppchen ein Stück neben uns. Mit goldbraunen Löckchen steht sie einen halben Meter neben mir und presst eine Art Schmusetuch an ihre kleine bebende Brust, während in ihren Augen verdächtige Tränen glitzern und sofort meinen Beschützerinstinkt freisetzen. Die Kleine ist höchstens zwei Jahre alt und allein ihr verlorener Anblick zerreißt mir fast das Herz.
Sodass ich ganz instinktiv einfach nur meine Hand ausstrecke und darauf warte, dass sie irgendwie reagiert. Ganz vorsichtig setzt sie einen Schritt vor den anderen und ich halte angespannt die Luft an, weil es plötzlich erschreckend still in dem Raum ist, der eben noch von wildem Kindergeplapper durchzogen war. Und ein kurzer Blick auf Katja, die auf ihrer Unterlippe kauend das kleine Mädchen beobachtet, irritiert mich ein wenig. Was ich aber vorerst verdränge, als ich winzige zarte Fingerchen an meiner Hand spüre und meine Aufmerksamkeit direkt wieder auf den kleinen Engel neben mir richte.
„Annalena, Laura, Justine, ihr geht jetzt bitte etwas spielen. Husch. Das Theater ist vorbei und alle anderen auch. Beschäftigt euch bis zum Mittag, sonst wird nachher wieder gejammert“, durchbricht die Erzieherin die Stille und treibt den bunten Haufen wieder an, ohne dass ich mich davon beeindrucken lasse. Lächelnd betrachte ich das kleine Mäuschen, was inzwischen direkt neben mir steht und sich schon fast an meinen Fingern festklammert.
„Na komm her“, schnappe ich sie kurzerhand unter den kleinen Ärmchen und platziere sie auf meinen Beinen, wo sie sich sofort an meine Brust lehnt und ihr Kuscheltuch noch fester an sich presst.
„Lilly, das ist Ryan. Scheinbar magst du ihn, mh?“, hockt sich Katja vor mich hin und redet mit der Kleinen, als wäre sie bekloppt, was mich ein wenig sauer auf die Tante macht. Wie kann man denn bitte einem so putzigen Kind so gegenübertreten? Schon allein, dass
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