Pretty Little Liars - Unvergleichlich
WIE MAN EIN LEBEN RETTET
Hast du dir schon einmal gewünscht, du könntest in der Zeit zurückreisen und deine Fehler ungeschehen machen? Hättest du nur der Bratz-Puppe, die deine beste Freundin zum achten Geburtstag bekam, nicht das Clownsgesicht aufgemalt, dann hätte sie dir nicht die Freundschaft gekündigt, um sich mit dem neuen Mädchen aus Boston zusammenzutun. Und damals in der Neunten hättest du niemals das Fußballtraining geschwänzt und dich stattdessen an den Strand geknallt, wenn du geahnt hättest, dass der Trainer dich daraufhin für den Rest der Saison auf die Bank verbannen würde. Tja, hättest du diese dummen Fehler nicht gemacht, dann wärst du heute wahrscheinlich diejenige, der deine ehemals beste Freundin das Extra-Ticket für die Marc-Jacobs-Modenschau gegeben hätte. Oder du wärst Torhüterin der Frauen-Fußballnationalmannschaft, hättest einen Werbevertrag mit Nike und würdest am Mittelmeer dem Jetsetleben frönen, statt im Erdkundeunterricht zu hocken und das Mittelmeer auf der Weltkarte zu suchen.
In Rosewood sind Fantasien darüber, Geschehenes umzukehren, ebenso üblich wie Tiffany-Herzanhänger als Geschenk zum dreizehnten Geburtstag. Und vier ehemals beste Freundinnen würden alles dafür geben, in der Zeit
zurückzureisen und die Dinge in Ordnung zu bringen. Aber was, wenn sie es tatsächlich könnten? Würde es ihnen gelingen, die fünfte in ihrem Bund am Leben zu erhalten? Oder ist ihre Tragödie untrennbar mit ihrem eigenen Schicksal verbunden?
Manchmal liefert die Vergangenheit keine Antworten, sondern wirft nur neue Fragen auf. Und in Rosewood ist immer alles anders, als es auf den ersten Blick scheint.
»Sie wird durchdrehen, wenn ich es ihr sage«, prahlte Spencer Hastings vor ihren besten Freundinnen Hanna Marin, Emily Fields und Aria Montgomery. Sie zupfte ihr meergrünes T-Shirt mit Lochstickerei zurecht und drückte auf Alison DiLaurentis’ Türklingel.
»Warum darfst du es ihr sagen?«, fragte Hanna und hüpfte von den Verandastufen auf den Gehweg und wieder zurück auf die Stufen. Seit Alison, die fünfte im Bunde der besten Freundinnen, ihr gesagt hatte, dass nur unruhige Mädchen dünn blieben, bewegte sich Hanna auffällig viel.
»Vielleicht sollten wir es ihr alle gemeinsam sagen?«, schlug Aria vor und kratzte an dem Libellen-Tattoo, das sie sich auf die Schulter geklebt hatte.
»Das wäre lustig.« Emily schob sich das stumpf geschnittene rotblonde Haar hinter die Ohren. »Wir könnten einen kleinen Tanz hinlegen und mit einem lauten ›Ta-daaaa‹ enden!«
»Vergesst es.« Spencer straffte die Schultern. »Es ist meine Scheune – ich sag es ihr.« Sie klingelte noch einmal bei den DiLaurentis’.
Die Mädchen warteten und lauschten dem Surren der Heckenschneider auf Spencers Anwesen nebenan, wo Landschaftsgärtner die Büsche trimmten, und dem Tschwoktschwok zwei Häuser weiter, wo sich die Fairfield-Zwillinge auf ihrem Tennisplatz die Bälle um die Ohren hauten. Die Luft duftete nach Flieder, frisch gemähtem Gras und Neutrogena-Sonnencreme. Es war ein idyllischer Augenblick, ganz typisch für Rosewood. An dieser Stadt war einfach alles hübsch, die Geräusche, die Gerüche und die Einwohner eingeschlossen. Die Mädchen hatten beinahe ihr ganzes bisheriges Leben hier verbracht, und sie waren stolz darauf, Teil eines so besonderen Ortes zu sein.
Am besten gefielen ihnen die Sommer in Rosewood. Morgen früh beendeten die fünf die siebte Klasse an der Rosewood-Day-Privatschule und nahmen an der jährlichen Abschlusszeremonie teil. Schulrektor Appleton würde nacheinander jeden Schüler vom Kindergarten bis zur Elften einzeln mit Namen aufrufen, um ihm oder ihr eine Ansteck nadel aus vierundzwanzigkarätigem Gold anzuheften. Die für die Mädchen hatte die Form einer Gardenie, die Jungs bekamen Hufeisen. Danach hatten sie für zehn großartige Wochen frei. Auf sie warteten Sonnenbäder, Grillfeste, Bootsausflüge und Einkaufstouren in Philadelphia und New York City. Sie konnten es kaum erwarten.
Aber für Ali, Aria, Spencer, Emily und Hanna war nicht die Abschlusszeremonie das wichtigste Ritual des morgigen Tages. Für sie fing der Sommer erst so richtig morgen Abend an, mit ihrer traditionellen Schuljahresende-Pyjamaparty. Und die Mädchen hatten eine Überraschung für Ali,
die der diesjährigen Sommeranfangssause einen ganz besonderen Kick verleihen würde.
Endlich flog die Eingangstür der DiLaurentis’ auf, und Mrs DiLaurentis
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