Herzensangelegenheiten
hinkriegen, wer hätte das gedacht.“
Samuel musste ungewollt lachen. „Es wäre zwar nett, wenn ich mich noch daran erinnern könnte, aber leider leider...“
Chelsea erwiderte sein Lachen. „Geht mir nicht viel anders, aber deswegen werde ich diese Nacht nicht wiederholen. Du bist zwar ein toller Freund, Becks, aber mehr auch nicht.“ Chelsea zwinkerte ihm zu. „Was nicht heißt, dass wir unsere Kleine nicht trotzdem groß kriegen. Und was deine gerade nicht gestellte Frage betrifft, das wollte ich nämlich auch mit dir bereden, jetzt wo alles unter Dach und Fach ist... Ich habe ein Testament gemacht.“
„Was?“, fragte Samuel überrascht, denn damit hatte er jetzt nicht gerechnet. „Wozu brauchst du ein Testament?“
„Sam.“ Chelsea lächelte nachsichtig. „Ich weiß, wir reden so gut wie nie über die Armee, seit du ausgestiegen bist, aber die Gefahr ist nun mal da. Wenn mir wirklich etwas passiert, möchte ich, dass Amber abgesichert ist. Wir sind nicht verheiratet, wir sind nicht mal ein Paar, und daher würde sie automatisch zu meinen Eltern kommen. Aber das möchte ich nicht. Nicht einfach so. Deswegen habe ich ein Testament gemacht. Du bist ihr Vater. Du stehst in Ambers Geburtsurkunde und wenn ich sterbe, hast du die freie Wahl sie zu dir zu nehmen oder sie bei meinen Eltern zu lassen. Ich habe alles gerichtlich festlegen lassen und schon mit Mum und Dad gesprochen. Sie sind einverstanden.“
Chelsea hatte Recht. Sie redeten seit seinem Ausstieg wirklich nicht über die Armee und es war auch richtig und wichtig, dass sie dafür sorgten, was im Notfall mit Amber geschah. Chelsea hatte all diese Sachen schon immer viel besser im Blick gehabt als er, aber trotzdem machte es Samuel hochgradig nervös, dass sie so plötzlich davon anfing. So knapp vor ihrem Einsatz in Birma. Das war ja fast wie eine Art dunkler Vorahnung. Normalerweise glaubte Samuel nicht an diese Dinge, aber Chelseas neuer Einsatz bescherte ihm wirklich ein schlechtes Gefühl.
„Wieso erzählst du mir das ausgerechnet heute?“
„Weil du Recht hast. Birma ist gefährlich und ich bin nicht blöd. Ich weiß, dass dieser Einsatz mein bislang riskantester sein wird. Daher wollte ich, dass du jetzt Bescheid weißt.“ Chelsea stand auf und fing an, Ambers Spielzeug zusammen zu räumen. „Sam, dein Blick verrät dich und bevor du fragst, natürlich mache ich mir Sorgen.“
„Warum fährst du dann?“, fragte er missmutig und Chelsea grinste. „Weil du eben nicht anders kannst, ich weiß.“ Samuel seufzte. „Wie hast du es Amber erklärt?“
„Gar nicht.“ Chelsea zog Ambers Plastikkiste unter dem Couchtisch hervor, wo abends eigentlich alle Spielsachen hineingehörten. „Sie ist fünf Jahre alt, Sam. Ich habe ihr erzählt, dass ich, falls ich eines Tages von einer meiner Reisen nicht nach Hause komme, in den Himmel geflogen bin und von dort auf sie aufpasse.“
Oh man, damit wollte er sich nun wirklich nicht befassen müssen. Weder heute, noch sonst irgendwann. Samuel rieb sich übers Gesicht und seufzte. „Chelsea...“
„Belassen wir es einfach dabei, okay?“, lenkte Chelsea ein. „Wenn ich im Einsatz sterbe, kannst du ihr die Wahrheit sagen, sobald du es für richtig hältst. Ich werde dir da nicht reinreden, das habe ich nie getan und werde ich auch nie. Und jetzt verzieh' dich und gib deiner Tochter einen Kuss, bevor du zu der Laus namens Devin fährst und mit der Faust auf den Tisch haust.“
Samuel musste einfach grinsen, es ging nicht anders. „Sehr wohl, Frau Feldwebel.“ Als sie ihm dafür ein Kuscheltier gegen den Kopf warf, lachte er und stand auf, um spielerisch zu salutieren, bevor er nachgebend die Hände hob, weil Chelsea schon drohend das zweite Kuscheltier in der Hand hielt. „Wann fliegst du? Soll ich dich zum Flughafen bringen?“
„In zwei Tagen und ich nehme mir ein Taxi, das geht einfacher, da ich noch nicht genau weiß, wann wir abfliegen.“
„Okay“, meinte Samuel nickend und seufzte, als Chelsea daraufhin nur lächelte und dabei Richtung Flur deutete. „Weißt du, manchmal wünschte ich, du wärst eine richtige olle Ziege, mit der ich mich wenigstens ein Mal vernünftig streiten kann“, maulte er und wurde wie erwartet ausgelacht, was Samuel erneut seufzen ließ.
Chelsea Rea war einfach zu gut für diese Welt. Das hatte er schon am Tag ihres Kennenlernens gemerkt und daran hatte sich in all den Jahren auch nicht das Geringste geändert. Samuel konnte sich nie richtig mit
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