Zeitbombe Galaxis
1
Irla Grayson war wie ein seltenes Stück aus einem Museum.
Zumindest drängte sich Commander John Craig dieser Gedanke auf, als er die ihm am Tisch gegenüber sitzende junge Frau in ihrem Abendkleid betrachtete. Der flackernde Lichtschein der Kerze auf der rot-weiß karierten Tischdecke huschte über ihre nackten Schultern. Ihr hochgestecktes Haar schimmerte rötlich.
Sie war die hübscheste Museumsangestellte, die er je zum Essen eingeladen hatte. Sie war übrigens die einzige – doch ihm machte jetzt ein ganz anderer Gedanke zu schaffen.
Heute nacht sollte sie sterben.
Ihre grünen Augen sahen ihn forschend an. »Ich wurde vom Hauptquartier verständigt, daß Sie sich hier auf dem Afrikaal-Planeten befinden, und daß ich mit Ihnen Verbindung aufnehmen soll. Das habe ich natürlich gern getan, denn Sie sind ein berühmter Mann, Commander.«
Er wehrte bescheiden ab.
»Eigentlich sollte ich längst im Urlaub sein«, erwiderte er. »Dan Ingalls versprach mir eine längere Ruhepause.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand Sie umbringen will. Das ergibt doch gar keinen Sinn.«
Irla Grayson wandte sich seufzend ab. Das Gesicht des Commanders war von den Sonnen vieler Planeten gebräunt, so daß das kurzgeschorene, hellblonde Haar fast weiß wirkte. In seiner blendend weißen Uniform gab er in jeder Gesellschaft eine auffallende Erscheinung ab. Wann immer die Empire-Abwehr auf eine harte Nuß stieß, die sie nicht zu knacken vermochte, wurde der Fall John Craig übertragen.
Irla Grayson konnte nur hoffen, daß er in ihrem Fall den gleichen Erfolg erzielen würde wie bisher. Sie hatte vom ersten Augenblick an volles Vertrauen zu ihm. Ohne seine Gegenwart wäre sie niemals hierher nach Lower City gekommen. Sie sah sich im Raum um und erschauerte ein wenig.
Am Nebentisch saßen drei bullenhafte Sandminenarbeiter aus der Demon-Wüste – kahlgeschoren und mit kräftigen Muskeln unter der sonnengebräunten Haut. Ihre Blicke hingen wie gebannt an den provozierenden Bewegungen einer Nackttänzerin.
Am Tisch dahinter saßen drei Männer mit typischen Verbrechervisagen. In Lower City begegnete man solchen Gestalten auf Schritt und Tritt.
Keine vernünftige Frau aus Upper City würde je auf den Gedanken kommen, den Schritt nach Lower City zu lenken. Dennoch saß Irla nun in ihrem Abendkleid an diesem Tisch. Wenn sie sich nicht fürchtete, so war das ausschließlich auf John Craigs Anwesenheit zurückzuführen.
Unwillkürlich fragte sie sich, wie er sich wohl verhalten würde, wenn es einem dieser bulligen Sandminenarbeiter plötzlich einfiel, sie ihm wegzunehmen. Sie hatte gehört, daß junge Frauen der Gesellschaft aus Upper City ihren Begleitern hier gelegentlich entführt und dann in irgendeinem Versteck von Lower City festgehalten wurden – tagelang, mitunter sogar wochenlang.
Vielleicht hielt sein in einem schwarzen Halfter steckender Strahler die Männer zurück. Andererseits war es auch denkbar, daß diese Männer ihn kannten und respektierten.
»Sagen Sie«, fragte er ruhig, »wer trachtet Ihnen nach dem Leben?«
»L.A.U.S.«, murmelte sie.
»L.A.U.S.?« wiederholte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
Die Liga der Ausbeuter, Unterdrücker und Saboteure des äußeren Weltraums. Die bedeutendste Verbrecherorganisation innerhalb des Empires. Ein Oktopus mit tausend, vielleicht sogar Millionen Greifarmen, die sich weit durch den Raum bis zu den Planeten erstreckten. Gelegentlich wurde einer dieser Greifarme abgeschlagen, aber das kam nur vereinzelt vor. Das Verhältnis stand stets zwanzig zu eins für L.A.U.S.
Craig lächelte. »Aber für diese Leute können Sie doch gar keine Bedrohung darstellen. Gewiß, Sie sind eine der schönsten jungen Frauen, die ich je gesehen habe – aber L.A.U.S. hat meines Wissens nichts gegen hübsche Mädchen einzuwenden. Wie ich es sehe, setzen sie solche Mädchen sogar oft für ihre Zwecke ein.«
Sie beugte sich weit vor. Der flackernde Kerzenschein huschte über ihre Brust.
»Das ist es ja eben, Commander: Sie sehen die Sache nicht richtig.«
Er spürte ihre Furcht. Behutsam schob er die Hand vor und umspannte ihre kleine Hand. »Nur zu. Erzählen Sie mir davon.«
»Vor drei Tagen hat ein Mann ein Explosivgeschoß auf mich abgefeuert.«
Sie befand sich auf dem Heimweg vom Museum. Sie stand auf einem der vielen Laufbänder und stützte sich mit der Hand auf das Geländer. Die langsamen Bänder liefen unmittelbar neben dem Straßenrand,
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