Herzensangelegenheiten
ihr streiten und er konnte ihr auch nicht böse sein. Chelsea wäre wohl die perfekte Schwiegertochter für seine Eltern gewesen, aber dazu würde es niemals kommen. Nicht zum ersten Mal beneidete Samuel den Mann, den Chelsea eines Tages heiraten würde, aus tiefstem Herzen.
„Was mache ich hier eigentlich?“ Samuel runzelte die Stirn. „Also mal abgesehen davon, dass ich mit mir selbst rede.“ Ein Lachen im Hausinneren schreckte ihn auf. „Das ist doch total bescheuert. Ich bin dreiunddreißig Jahre alt und kriege es nicht auf die Reihe an eine Tür zu klopfen. Oh man.“
Samuel seufzte und sah auf die Klingel neben der Tür. Was war an dem Ding denn gefährlich? Er sollte sie wirklich langsam benutzen, bevor einer von den Felcons noch auf die Idee kam diese Tür selbst zu öffnen, um den Müll rauszubringen oder sonst etwas. So einfach sich Chelseas Idee auch angehört hatte, so schwer tat sich Samuel mit der Umsetzung, seit er etwas weiter die Straße runter geparkt hatte und zum Haus von Devins Eltern gelaufen war, um mit Devin zu reden. Klartext, wenn möglich. Doch anstatt zu klingeln, und genau das zu tun, stand er jetzt schon seit einigen Minuten vor dem Haus und starrte die Tür an. Sehr mutig, dachte Samuel und schalt sich gleichzeitig einen Feigling. Mehr als klare Worte zu sagen konnte Devin nicht tun und Samuel brauchte diese Worte, damit er endlich wusste, woran er war. Sein Problem war nur, dass er im Gegenzug nicht wusste, was er tun würde, wenn Devins Antwort wirklich gegen ihn sprach.
„Ich könnte David wegen der Ausstellung fra... Oh... Hi, Sam.“
Samuel starrte verdutzt auf die offene Tür, in der Kilian stand und ihn angrinste. Er kannte den Teenager aus Kendricks Reha. Sein Bruder mochte den Neffen von Colin McDermott, Devins bestem Freund und seit kurzem auch Geschäftspartner, der eben in den Flur trat. Colin hielt inne und begann im nächsten Moment zu grinsen. Samuel war sich nicht sicher, was er von diesem Grinsen halten sollte. Es bescherte ihm allerdings eine Gänsehaut und das konnte kaum etwas Gutes bedeuten.
„Dev, du hast Besuch. Dieser nette Typ, über den du nicht reden willst und dessen Einladungen du regelmäßig, und zwar nicht gerade sehr höflich, ablehnst.“
„Colin!“
Genau diese Reaktion hatte er von Devin erwartet. Samuel wäre am liebsten im Boden versunken. „Ähm...“
„Du hast einen Verehrer, Devin?“, fragte plötzlich eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund und Samuel verstummte entsetzt. Das war wahrscheinlich Devins Mutter und diesem hinterhältigen Grinsen von Colin McDermott nach zu urteilen, hatte der Devin und ihn gerade absichtlich ins Messer laufen lassen.
Samuel wusste nicht, ob er ihm dafür dankbar sein sollte, aber so wie es sich anhörte, bekam Devin in der Küche soeben die Leviten gelesen, was vielleicht zu seinen Gunsten ausfiel. Devins Mutter schien jedenfalls nicht sonderlich darüber amüsiert zu sein, ihren erbosten Worten wie „unhöflich“, „keine Erziehung“ und „schlechtes Benehmen“, nach zu urteilen, die ganz eindeutig darauf abzielten, wie Devin ihn immer abgewiesen hatte.
Kilians amüsiertes Kichern erinnerte Samuel wieder daran, dass er hier nicht allein stand. „Hi Kilian, was macht der Kunstkurs?“ Von dem Kunstkurs wusste er von Kendrick. Scheinbar war der Junge ein sehr talentierter Maler. „Ken hat mir davon erzählt.“
„Der ist toll, aber nur halb so aufregend wie das hier.“
Frech kam ja bekanntlich weiter. Samuel lachte leise. „Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“
„Kilian...“, drohte Colin, was Kilian ebenfalls lachen ließ.
„Ich steig' ja schon ein. Beeil' dich lieber, sonst kommen wir zu spät und ich will Mik unbedingt noch das Bild für sein Restaurant geben, bevor ich schlafen gehe.“ Kilian schob sich an ihm vorbei. „Bis bald, Sam, und grüß' Ken von mir, ja?“
„Mache ich“, versprach er.
Colin zog sich seine Jacke über und kam sichtlich amüsiert neben ihm zum stehen. „Nimm's mir nicht übel, Becks, aber das war nötig. Der letzte Mann, der soviel Geduld hatte wie du, musste erst nach Australien flüchten, damit sein Partner begreift, was er gerade im Begriff ist zu verlieren.“
Samuel runzelte die Stirn. „Und damit willst du mir was sagen?“
Daraufhin verschwand der amüsierte Blick und machte einem ernsten Platz. „Ich weiß nicht, was im Augenblick mit ihm los ist“, sagte Colin leise und mit Blick ins Haus. „Normalerweise redet Devin nie
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