Herzensbrecher: Roman (German Edition)
fünfzehnjährigen Jungen. Stattdessen erklärte Felicia, dass ihr Mann am Telefon sei. Maxine verzog das Gesicht.
»Mein Ex -Mann«, stellte sie klar. Seit fünf Jahren war sie nicht mehr verheiratet.
»Sorry, er meldet sich am Telefon immer als Ihr Mann. Ich habe nicht daran gedacht …«, entschuldigte sich Felicia.
»Ist schon gut, er vergisst es ja selbst«, antwortete Maxine trocken und griff lächelnd zum Hörer. Sie fragte sich, wo Blake wohl gerade steckte. Das wusste man bei ihm nie. Es war vier Monate her, dass er die Kinder zum letzten Mal gesehen hatte. Im Juli war das gewesen. Er war mit ihnen zu Freunden nach Griechenland geflogen. Die Kinder liebten ihren Vater, aber auf ihre Mom konnten sie sich verlassen. Ihr Dad dagegen kam und ging wie der Wind. Die Kinder verziehen ihm vieles. So war es auch bei ihr gewesen, zehn Jahre lang. Doch sein mangelndes Verantwortungsbewusstsein hatte schließlich jedes Maß erschöpft.
»Hi Blake«, sagte sie und lehnte sich entspannt zurück. Trotz der Scheidung waren sie gute Freunde geblieben. »Wo steckst du?«
»In Washington DC. Ich bin heute aus Miami gekommen und war ein paar Wochen in St. Bart’s.« Maxine dachte an das Haus. Sie war seit fünf Jahren nicht mehr dort gewesen. Das Haus gehörte zu den Dingen, die sie Blake bei der Scheidung bereitwillig überlassen hatte.
»Kommst du nach New York? Die Kinder würden sich freuen.« Sie wollte ihm nichts vorschreiben. Er wusste selbst, wie wichtig seine Besuche waren, doch obwohl er die Kinder sehr liebte, kamen sie zu kurz. Trotzdem hingen die drei sehr an ihm.
»Ich wünschte, ich könnte«, sagte er bedauernd. »Aber ich fliege noch heute Abend nach London. Morgen habe ich einen Termin mit dem Architekten. Ich lasse das Haus umbauen.« Nach einer winzigen Pause fügte er verschmitzt hinzu: »Ich habe übrigens gerade ein phantastisches Anwesen in Marrakesch gekauft. Nächste Woche fliege ich hin. Es ist ein heruntergekommener, aber umwerfend schöner Palast.«
»Genau das, was du brauchst«, sagte Maxine und schüttelte den Kopf. Er war unmöglich. Überall kaufte er Häuser. Er ließ sie von berühmten Architekten und Designern umgestalten, verwandelte sie in Sehenswürdigkeiten und verkaufte sie dann weiter. Blake liebte das Projekt mehr als das Ergebnis.
Er besaß Häuser in London und Aspen, eines auf St. Bart’s, die obere Hälfte eines Palazzos in Venedig und nun offenbar einen Palast in Marrakesch. Was auch immer er damit vorhatte, es würde genauso umwerfend werden, wie alles, was er in die Hand nahm. Er hatte Geschmack und kühne Ideen. Blake besaß auch eine der weltweit größten Segelyachten. Er selbst benutzte sie nur wenige Wochen im Jahr und verlieh sie in der übrigen Zeit großzügig an Freunde. Unterdessen flog er in der Welt umher, ging auf Safari in Afrika oder befand sich auf Kunstfischzügen in Asien. Zweimal war er in der Antarktis gewesen und mit beeindruckenden Fotos von Eisbergen und Pinguinen zurückgekehrt. Seine Welt war der von Maxine längst entwachsen. Sie war zufrieden mit ihrem geregelten Leben in New York, das sich zwischen der Praxis und ihrer Wohnung an der Ecke Park Avenue und East 84th Street abspielte. Sie ging immer zu Fuß nach Hause, sogar an einem Tag wie diesem. Der kurze Spaziergang ließ sie nach all den Problemen, mit denen sie den Tag über konfrontiert wurde, durchatmen. Häufig überwiesen andere Therapeuten Patienten an sie, wenn es Anzeichen von Suizidgefahr gab. Schwierige Fälle zu behandeln war Maxines Beitrag zu dieser Welt, und sie liebte ihre Arbeit.
»Und, Max, wie läuft’s bei dir? Wie geht es den Kindern?«, fragte Blake gut gelaunt wie immer.
»Alles bestens. Jack spielt dieses Jahr wieder in der Fußballmannschaft. Er hat sich ganz schön gemausert«, antwortete sie stolz. Es war, als würde sie Blake von den Kindern eines anderen Mannes erzählen. Er war für die drei eher wie ein Lieblingsonkel als der Vater. Leider war er als Ehemann ähnlich unbeteiligt gewesen und nie aufzufinden, wenn man ihn brauchte.
Anfangs nahm ihn der Aufbau seiner Firma in Anspruch, und nachdem sich der Erfolg einstellte, hatte er noch weniger Zeit. Ständig war er mit anderen Dingen beschäftigt. Er wollte, dass sie die Praxis schloss, aber das kam für Maxine nicht in Frage. Sie hatte hart daran gearbeitet, sich etwas aufzubauen. Das wollte sie nicht aufgeben, gleichgültig, wie reich ihr Ehemann plötzlich war. Die Summen, die er verdiente,
Weitere Kostenlose Bücher