Herzensbrecher: Roman (German Edition)
überstiegen ihr Vorstellungsvermögen. Und obwohl sie Blake liebte, ging es schließlich nicht mehr. Sie waren einfach zu verschieden. Maxines Ordnungsliebe stand in krassem Gegensatz zu dem Chaos, das Blake verbreitete. Wo er saß, umgab ihn eine Lawine aus Zeitschriften, Büchern, Erdnuss- und Bananenschalen oder leeren Fastfood-Tüten. Stets trug er die Entwürfe für ein neues Bauprojekt mit sich herum, seine Hosentaschen waren voller Zettel mit Namen von Leuten, die er zurückrufen sollte. Er tat es nie. Früher oder später verlor er die Zettel. Ständig riefen Leute an, weil sie irgendwo auf ihn warteten. Er hatte dann mal wieder eine Verabredung vergessen. Im Job war er brillant, aber sonst war sein Leben das reinste Chaos. Er war charmant und liebenswert – und der unzuverlässigste Mensch, den man sich vorstellen konnte. Irgendwann war Maxine es müde geworden, die einzige Erwachsene in der Familie zu sein. Weil Blake spontan zu einer Filmpremiere nach L.A. geflogen war, verpasste er sogar Sams Geburt. Und als die Babysitterin den Kleinen acht Monate später vom Wickeltisch fallen ließ, war Blake nirgendwo zu erreichen. Sam hatte sich den Arm gebrochen und eine leichte Gehirnerschütterung erlitten. Ohne jemandem Bescheid zu sagen, war Blake nach Cabo San Lucas geflogen, um sich ein Haus anzusehen, das von einem seiner Lieblingsarchitekten gebaut worden war und zum Verkauf stand. Auf dem Weg dorthin hatte er sein Handy verloren, und Maxine brauchte zwei Tage, um ihn ausfindig zu machen. Sam erholte sich, doch als Blake nach New York zurückkehrte, bat Maxine ihn um die Scheidung.
Seit sich Geld und Erfolg in seinem Leben eingestellt hatten, funktionierte es einfach nicht mehr. Sie brauchte einen Mann, der Präsenz zeigte. Andernfalls konnte sie ebenso gut allein leben. So verbrachte sie ihre Zeit wenigstens nicht mehr damit, nach ihm zu suchen und sich zu beklagen. Als sie Blake mitteilte, dass sie die Scheidung wolle, reagierte er überrascht. Sie hatten beide geweint, aber Maxines Entschluss stand fest. Sie liebten einander, doch sie erklärte ihm, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie strebten nach verschiedenen Dingen. Blake wollte Vergnügen, sie dagegen fand Erfüllung durch die Kinder und in ihrer Arbeit. Als sie noch jung waren, hatten sie das Leben gemeinsam genossen. Doch Maxine war erwachsen geworden, Blake nicht.
»Wenn ich zurück bin, sehe ich mir eins von Jacks Spielen an.«
Maxine betrachtete den an der Scheibe hinunterrinnenden Regen. Und wann wird das sein?, fragte sie sich, sprach es jedoch nicht aus. Blake ahnte offenbar, was sie dachte, und beantwortete die Frage. Er kannte sie besser als jeder andere. Das war das Schwierigste gewesen. Sie hatte sich bei ihm sehr wohl gefühlt. Im Grunde liebte sie ihn immer noch. Blake war der Vater ihrer Kinder, Teil ihrer Familie. Das würde sich nie ändern.
»Zu Thanksgiving werde ich da sein«, sagte er. »Das ist ja schon in ein paar Wochen.«
Maxine seufzte. »Soll ich es den Kindern schon sagen oder lieber noch warten?« Sie wollte die drei nicht schon wieder enttäuschen. Blake änderte oft spontan seine Pläne und vergaß darüber die Kinder, genauso wie er es mit ihr getan hatte. Er ließ sich zu leicht ablenken. Diesen Zug an ihm hatte sie verabscheut, vor allem, wenn die Kinder darunter zu leiden hatten. Er brauchte ja den traurigen Ausdruck in ihren Augen nicht zu ertragen, wenn Daddy am Ende doch nicht erschien.
Sam war noch zu klein gewesen, um sich an die gemeinsame Zeit zu erinnern. Trotzdem liebte er seinen Vater. Bei der Scheidung war er ein Jahr alt gewesen. Er kannte das Leben so, wie es jetzt war, und verließ sich immer auf seine Mom. Jack und Daffy kannten ihren Dad besser, obwohl auch ihre Erinnerungen an früher allmählich verblassten.
»Du kannst ihnen ruhig sagen, dass ich komme. Ich vergesse es nicht«, versprach Blake mit sanfter Stimme. »Und was ist mit dir? Geht es dir gut? Ist der Märchenprinz schon aufgetaucht?«
Sie lächelte über diese Frage, die er ihr jedes Mal stellte. In seinem Leben gab es viele Frauen, und die meisten von ihnen waren sehr jung. Doch in ihrem Leben gab es keinen Mann. Weder war sie daran interessiert, noch hatte sie Zeit dafür.
»Ich hatte schon seit einem Jahr keine Verabredung mehr«, antwortete sie ehrlich. Sie hatte keine Geheimnisse vor ihm. Blake war wie ein Bruder für sie. Über sein Leben wurde in der Presse hinlänglich berichtet. Ständig war er in den
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