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Herzensbrecher: Roman (German Edition)

Herzensbrecher: Roman (German Edition)

Titel: Herzensbrecher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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Wertvorstellungen und hoher Moral, wenn auch ein bisschen phantasielos. Im Grunde war er eine ernstere Ausgabe von Maxine. Aber trotz ihrer unterschiedlichen Vorstellungen waren er und Blake immer gut miteinander ausgekommen. Sein Schwiegervater hatte ihn stets neckend als »Filou« bezeichnet. Blake gefiel das. Er fand, es klang sexy und aufregend. In den letzten Jahren war Maxines Vater jedoch enttäuscht, dass Blake für die Kinder so wenig Zeit hatte. Und er bedauerte, dass Maxine die Verantwortung für sie allein trug.
    »Dann sehen wir uns an Thanksgiving«, sagte Blake. »Ich werde dich morgens anrufen. Dann weiß ich genau, wann ich ankomme. Wahrscheinlich bestelle ich für das Abendessen einen Caterer. Du bist übrigens herzlich eingeladen«, fügte er großzügig hinzu und hoffte, sie würde zusagen. Er genoss es, mit ihr zusammen zu sein. Daran hatte sich nichts geändert. Sie war und blieb eine wunderbare Frau. Er wünschte nur, sie würde alles ein wenig entspannter angehen und das Leben mehr genießen. Seiner Meinung nach übertrieb sie es mit der protestantischen Arbeitsmoral.
    Als sich Maxine gerade von Blake verabschiedete, summte die Sprechanlage erneut. Ihr Patient war eingetroffen. Maxine legte auf und öffnete die Tür zum Sprechzimmer. Ein Junge kam herein und setzte sich in einen der Sessel. Erst dann sah er Maxine an und begrüßte sie.
    »Hallo Ted«, antwortete Maxine mit ruhiger Stimme. »Wie läuft’s?« Der Junge zuckte mit den Schultern. Er hatte zweimal versucht, sich zu erhängen. Maxine hatte ihn für drei Monate in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Seit zwei Wochen war er wieder zu Hause. Dreimal wöchentlich kam er zu ihr in die Praxis und einmal pro Woche besuchte er eine Gruppentherapie für suizidgefährdete Jugendliche. Bereits im Alter von dreizehn Jahren hatten sich bei ihm die ersten Anzeichen einer manisch-depressiven Erkrankung gezeigt. Momentan lief es gut, und Maxine hatte eine stabile Beziehung zu dem Jungen aufbauen können. Ihre Patienten waren ihr wichtig. Diese Haltung trug dazu bei, dass sie eine ausgezeichnete Ärztin war.
    Die Therapiesitzung dauerte fünfzig Minuten. Danach hatte Maxine zehn Minuten Pause, die sie für zwei Telefonate nutzte. Anschließend begann die letzte Sitzung des Tages. Die Patientin war eine Sechzehnjährige, die an Magersucht litt. Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen, der Maxine viel Konzentration abverlangte. Sie erledigte noch ein paar Anrufe, und um halb sieben machte sie sich auf den Weg nach Hause. Sie ging durch den Regen und dachte an Blake. Sie freute sich, dass er Thanksgiving in New York feiern wollte. Die Kinder würden begeistert sein. Vielleicht bedeutete sein Besuch aber auch, dass er Weihnachten nicht mit ihnen verbringen würde und nicht über Silvester mit ihnen nach Aspen fuhr. Dort verbrachte er in der Regel das Jahresende. Bei all seinen interessanten Kontakten und Wohnsitzen war es schwer zu sagen, wo er sich gerade befand. Da er jetzt auch noch Marokko auf die Liste gesetzt hatte, würde es in Zukunft noch schwieriger sein. Maxine warf ihm nichts vor, aber manchmal war es frustrierend. Blake war kein schlechter Kerl, doch ihm fehlte jegliches Verantwortungsgefühl. Er hatte sich schlichtweg geweigert, erwachsen zu werden. Mit ihm zusammen zu sein war deshalb nur so lange ein Vergnügen, wie man nicht zu viel von ihm erwartete. Hin und wieder überraschte er Maxine und die Kinder, indem er etwas wirklich Umsichtiges tat, aber im nächsten Augenblick war er auch schon wieder auf und davon. Maxine fragte sich manchmal, ob nicht alles anders gelaufen wäre, wenn Blake nicht schon mit zweiunddreißig Jahren so viel Geld verdient hätte. Manchmal verfluchte sie diesen Erfolg und wünschte, es wäre nie dazu gekommen.
    Maxine hatte Blake während ihrer Facharztausbildung am Stanford Hospital kennengelernt. Er arbeitete damals im Silicon Valley und feilte an seinem noch in den Kinderschuhen steckenden Unternehmen. Maxine hatte nie so recht verstanden, wobei es darum eigentlich ging, aber sie bewunderte die Energie und Leidenschaft, die er in seine Projekte steckte. Sie waren sich auf einer Party begegnet, zu der sie gar nicht hatte gehen wollen. Eine Freundin hatte sie überredet. Maxine hatte eine Doppelschicht auf der Traumatologie-Station hinter sich und konnte kaum noch die Augen offen halten, bis Blake plötzlich vor ihr stand. Mit einem Schlag war sie hellwach gewesen. Am nächsten Tag lud er sie zu

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