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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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selbst, und all meine Überlegungen, was ich sagen oder wie ich mich verhalten würde, waren aus meinem Gehirn wie weggefegt. Er lächelte liebenswürdig und ohne jede Spur von Verlegenheit, reichte mir die Hand und zog mich daran in seine Kanzlei.
    „Sabina. Ich freue mich, dass Sie gekommen sind. Meine Damen sind schon weg. Was wollen Sie trinken?“ Er wies in einen Raum mit einem kleinen Besprechungstisch und einer Sitzecke. Ich nahm auf der Kante eines gemütlich aussehenden Sofas Platz und faltete meine Hände. Sie waren feucht. Auf dem Couchtisch lag wieder die dicke Akte, die seit meinem Weggang noch angeschwollen zu sein schien. Er balancierte ein Tablett mit einer Flasche Wasser, einer Flasche Cognac und vier Gläsern vor sich her und stellte es vor mir ab.
    „Mehr habe ich im Moment nicht anzubieten, es sei denn, Sie möchten Kaffee oder Tee.“
    „Nein, nein, das ist schon gut so.“
    Er musterte mich kritisch. „Sieht aus, als hätten Sie sich versöhnt. Ich habe es Ihnen ja gleich gesagt. So gefallen Sie mir schon viel besser als neulich.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Kommen wir nun zu etwas Ernstem. Ich weiß nicht, ob Ihnen Herr König schon berichtet hat: Es gibt Ergebnisse der Computerauswertung. Und die sind ziemlich merkwürdig. Es sieht so aus, als ob die E-Mails und SMS, die Sie bekommen haben, von mehr als einer Person stammen. Sie haben ja jede E-Mail-Adresse sofort blockiert, worauf die E-Mails unter neuen Adressen versendet wurden. Und jetzt sehen Sie sich das mal an.“ Er wies auf einen dicken Polizeibericht mit einer langen Tabelle, auf der jede Menge unverständlicher technischer Daten eingetragen waren. Für jede E-Mail-Adresse, die Heimke benutzt hatte, gab es umfangreiche Auswertungen. Ich blätterte in dem Bericht, verstand aber nur Bahnhof. „Lesen Sie die Zusammenfassung auf Seite 51“, forderte Pawel mich auf.
    Ich las: „… wurden mindestens 5 der 43 E-Mails zeitgleich mit anderen von unterschiedlichen IP-Adressen versendet, was die Schlussfolgerung nahelegt, dass entweder ein zeitgesteuerter Versand erfolgte oder zwei Personen nahezu gleichzeitig ähnlich lautende E-Mails absandten.“
    Ich sah auf, und in Pawels Miene spiegelte sich Besorgnis.
    „Das bedeutet, dass …“
    „… eine Person Sie glauben machen wollte, alle E-Mails und SMS stammten von Heimke Ilanz. Dass diese Person nicht nur Ihnen, sondern vor allem ihr schaden wollte. Dass sie gezielt den Verdacht diverser Straftaten wie das Anzünden Ihres Autos, die Beleidigungen und Bedrohungen auf Heimke gelenkt hat. Mit anderen Worten: dass diese Person einen perfiden Racheplan verfolgt hat. Genau, wie wir es vermutet haben.“
    Meine Hände verkrampften sich ineinander, und in meiner Magengegend rumorte es.
    „Und diese Person macht weiter und weiter. Bis sie …“ Ich konnte es nicht aussprechen. Pawel goss mir ein Glas Cognac ein und nötigte mich, einen Schluck zu trinken. Kein Wunder, dass das Zeug bei den Indianern früher „Feuerwasser“ hieß. Ich schüttelte mich.
    „Nach Heimkes Ermordung hat sie – oder er – stillgehalten. Ihre Verhaftung stand in der Zeitung. Aber Ihre Freilassung hat man aus ermittlungstaktischen Gründen bisher geheim gehalten. So lange der Täter glaubt, Sie sitzen in Haft, wird nichts mehr geschehen. Sie setzen alles daran, die Herkunft der IP-Adressen zu ermitteln. Daran lässt sich jeder einzelne Computer identifizieren. Auch jedes iPad und Smartphone. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie fündig werden.“
    Mit bedeutungsvoller Miene setzte er hinzu: „Auf Heimkes Computer befand sich ein äußerst raffiniertes Ausspähprogramm, mit dem man alles, was Heimke dort tat, beinahe 1 zu 1 mitschneiden konnte. Der Täter konnte so alle ihre E-Mails nicht nur lesen, sondern in Stil und Ausdrucksweise kopieren. Er wusste, wann Heimke online war, und konnte sein Verhalten darauf abstimmen. Das Programm ist nicht einfach im Internet zu finden. Es wurde bislang nur ganz selten benutzt. Das Bundeskriminalamt ist daran interessiert, herauszufinden, wer das programmiert hat und wer es einsetzt. Die Person – wenn es denn unser Täter ist – ist ein Hacker. Oder unsere Person hatte einen Helfer. Ein Informatikstudent vielleicht. Oder ein Programmierer. Darauf konzentrieren sich jetzt die Ermittlungen.“
    „Ja, aber Pawel, was soll ich denn jetzt tun? Sie machen mir direkt Angst.“
    „Sie brauchen keine Angst zu haben. Bleiben Sie einfach in der Nähe von Leo

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