Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzraub

Herzraub

Titel: Herzraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
Vom Netzwerk:
mein Herz geraubt hast?“
    „Geraubt? Aber Werner! Ich dachte, du hättest es mir geschenkt …“
    Es hatte den Anschein, als wolle Danzik aufstehen und auf sie zueilen, um sie zu umarmen, aber Laura Flemming zwang ihn mit einem erneuten Zuprosten auf seinen Sitz zurück.
    „Zum Wohl! Auf unsere Herzen und auf unsere Seelen! Du glaubst doch an die Seele?“
    „Natürlich. Besonders an deine.“ Danzik hob sein Glas.
    „Kennst du diese Sache mit den Navajos? Also, wenn bei den Navajos jemand gestorben ist, dann darf man nach seinem Tod 24 Stunden lang nicht den Namen des Verstorbenen aussprechen. Solange braucht nämlich die Seele, um sich vom Körper zu entfernen. Und bei uns schneidet man voll hinein ins Seelenleben – “
    „Liebe Laura, wollen wir jetzt nicht lieber an das wahre Leben denken? Und an die Liebe?“
    „Ja, Herr Kommissar. Thema für heute abgehakt.“ Laura formte ihre Lippen zum Kuss. „Du sagtest, der Fall Osswald sei gelöst.“
    „Ja, ist er.“ Über Danziks Züge breitete sich ein Siegerlächeln.
    „Dann müssen wir unbedingt auch auf dich anstoßen. Champagner bitte!“
    Danzik schenkte erneut ein. Er würde jetzt gerne … aber da fragte sie schon nach.
    „Und? Wer hat sie ermordet und ihr das Herz genommen?“
    „Ermordet hat sie Marco Steinmann, ihr Lebensgefährte. Mit Rattengift. Aus Habgier. Sie hatte eine Lebensversicherung auf ihn ausgestellt.“
    „Aha.“
    „Ja, die übliche Kiste. Unschön, aber nicht spektakulär. Doch das Herz hat ihr jemand anders rausgeschnitten: Brigitte Lasbeck.“
    „Oh!“ Laura Flemming ließ ihre Gabel sinken. „Brigitte Lasbeck.“ Sie machte eine Pause. „Ich kann das irgendwie verstehen.“
    „Verstehen?“
    „Ja, sie wollte eben das Herz ihres Sohnes um jeden Preis zurück haben. Schließlich war es ein geraubtes Herz.“
    „Dafür hat sie sich mit Plan in den Haushalt der Osswald eingeschlichen, die Leiche in ihre Wohnung transportiert und aufgeschlitzt.“ Danzik schüttelte den Kopf.
    „Ja, das ist stark. Was kriegen die denn nun für Strafen?“
    „Für Steinmann kann wegen Mordes lebenslänglich rauskommen – “
    „Klar. Aber die Lasbeck, was kriegt die Lasbeck?“
    „Nun, niedere Beweggründe hatte sie ja nicht, es ist also keine Leichenschändung. Aber es fällt unter Störung der Totenruhe. Auch ein Toter gilt als Persönlichkeit und hat Anspruch auf Pietät.“
    „Das sag ich doch!“
    „Durch das Wegschaffen der Leiche hat sie außerdem die Ermittlungen der Polizei behindert, das wiegt schwer. Auf jeden Fall bekommt sie eine Strafe, die ins Register eingetragen wird. Entweder eine hohe Geldstrafe oder Haft auf Bewährung.“
    „Die Arme!“ Laura Flemming nippte nachdenklich an ihrem Champagner.
    „Also, jedweder Fanatismus – “
    „Aber ja, Herr Kommissar, Sie haben vollkommen Recht. Ja – Werner.“ In Lauras Blick lag Zärtlichkeit. Und nicht nur das, dachte Danzik. Aber wenn sie ihn zurückwies? Er spürte, wie ihm noch heißer wurde.
    „Ich hole das Dessert. Es gibt Caramel-Creme.“
    „Selbstgemacht?“
    „Natürlich. Selbstgemacht von Werner Danzik für eine wunderschöne, kluge Frau.“
    „Ich bin gespannt.“ Laura Flemming dehnte sich wohlig und spülte den letzten Schluck Champagner hinunter.
    Danzik stellte die Dessert-Schalen auf den Tisch. „Guten Appetit!“
    „Den habe ich noch immer.“ Sie ließ die Creme durch den Mund wandern, sog erneut den Schmelz vom Löffel, tupfte sich schließlich mit der Serviette ab. „Köstlich.“
    Danzik war schon fertig. Er hatte etwas zu schnell gegessen.
    „Dann räum ich erstmal alles ab.“
    „Ich helfe dir.“
    Beide waren gleichzeitig aufgestanden. Als Danzik ihren Arm auf seinem Nacken spürte, ihren tiefer und tiefer werdenden Kuss, ließ er die Dessert-Schalen auf den Tisch zurückfallen. Er zog sie an sich, suchte und fand den Reißverschluss ihres Etui-Kleides, schob es über ihre Schultern hinunter, schmeckte zum ersten Mal ihre Haut. Sofa? dachte er. Aber sie waren schon auf den Veloursboden gesunken.
    Kommissar Danzik war nach langer Zeit wieder glücklich. Und das nicht nur, weil er das geraubte Herz einer ermordeten Schauspielerin gefunden hatte …
     
     
    E N D E

Weitere Kostenlose Bücher